Wie digital sind deutsche Familienunternehmen?

Familienunternehmen handeln stets nach vorne gerichtet, mit Blick auf die nächste Generation. Doch wie zukunftsfähig ist der traditionsreiche Kern der deutschen Wirtschaft in Zeiten digitaler Transformation? Die Familienunternehmen sehen die Chancen der Digitalisierung, setzen aber IT- und Digitaltechnologien noch zu verhalten ein.

Laut einer aktuellen WHU-Studie fühlen sich 55 Prozent der deutschen Familienunternehmen auf die Herausforderungen der digitalen Transformation vorbereitet. Doch in welcher Entwicklungsstufe der Digitalisierung befinden sich die Unternehmen tatsächlich? Die Studie des Instituts für Familienunternehmen der WHU Otto Beisheim School of Management untersuchte dazu, welche Technologien im Tagesgeschäft der Unternehmen zur Anwendung kommen: Unterschieden wurde dabei zwischen Basis-IT (z. B. Ressourcenplanung/ERP-System), fortgeschrittene IT (z. B. Cloud Computing, Business Intelligence), moderne IT (z. B. Big Data, vorausschauende Instandhaltung, Industrie 4.0) und Zukunftstechnologie (z. B. virtuelle Realität, KI, Blockchain).

Das Ergebnis der Studie ist ernüchternd. Nur eine knappe Mehrheit der befragten Unternehmen setzt überhaupt Basis-IT ein. 66 Prozent der Unternehmen setzen ERP-Systeme zur Steuerung von Geschäftsprozessen und Lieferanten ein, 55 Prozent versenden ihre Rechnungen elektronisch und die Hälfte haben ein digitales Kundenmanagementsystem. Bei ungefähr einem Drittel der Unternehmen kommen digitale Weiterbildung (39 Prozent), Cloud Computing (38 Prozent) und Business Intelligence (31 Prozent) zur Anwendung. Zukunftstechnologien wie virtuelle bzw. erweitere Realität, künstliche Intelligenz und Blockchain kommen nur bei einer sehr geringen Anzahl von Unternehmen zum Einsatz.

Fehlendes Wissen bremst Digitalisierung

Laut der Studie von BDI und Deutschen Bank ist das größte Hemmnis der eigenen digitalen Transformation aus Sicht der Familienunternehmer das fehlende Know-how der Mitarbeiter. Aber auch Schnittstellenprobleme, z. B. bei der Übertragung von Daten an die Zulieferer, und Bedenken hinsichtlich der IT-Sicherheit bremsen die eigene Digitalisierung. Als weitere Gründe werden vor allem die hohen Anschaffungs- und Einführungskosten genannt.

Den Hemmnissen stehen enorme Chancen der Digitalisierung gegenüber. Die größten Chancen sehen die in der Studie „Deutschlands nächste Unternehmergeneration“ Befragten  in der Prozessoptimierung, im verbesserten Kundenzugang, in Wettbewerbsvorteilen, besseren Innovationspotenzial und Effizienzsteigerungen. Strategische Partnerschaften und Kooperationen in einem neuen digitalen Ökosystem (z. B. mit Startups und Forschungseinrichtungen) können bei limitierten Ressourcen ein Weg sein, neue Technologien auf ihre Einsatzfähigkeit zu testen, Expertise aufzubauen und eine neue Innovationskultur zu entwickeln.

Digitale Infrastruktur ausbauen und digitale Kompetenzen frühzeitig vermitteln

Um die Digitalisierung noch stärker voranzutreiben, wünschten sich die Studienteilnehmer von der Politik vor allem Investitionen in die digitale Infrastruktur, z. B. Ausbau Breitband, mehr Fördermaßnahmen und -mittel für kleine und mittlere Unternehmen sowie mehr Investitionen in die digitale Bildung. Des Weiteren fordern sie die Erhöhung der Sicherheit im Internet, eine digitale Verwaltung, klare Gesetze und Regelungen sowie Bürokratieabbau.

Damit die Digitalisierung der gesamten Wirtschaft nachhaltig ein Erfolg wird, sind auch die kontinuierliche Bildung und Weiterbildung fest in der Gesellschaft zu verankern. Digitale Kompetenzen sollten frühzeitig umfassend in allen Bildungsstufen vermittelt werden.