Industrie setzt auf mittelfristiges Potenzial Brasiliens

BDI-Präsident Ulrich Grillo fordert von Südamerikas größter Volkswirtschaft Strukturreformen, um das Vertrauen von Investoren zu stärken.

„Brasilien befindet sich gegenwärtig wirtschaftlich und politisch in einer schwierigen Situation, aber die deutsche Industrie setzt großes Vertrauen in das mittelfristige Potenzial des Landes. Die konsequente Aufarbeitung der Korruptionsskandale für mehr Transparenz und Rechtssicherheit ist die zentrale Voraussetzung, um das Vertrauen von Investoren wieder zu stärken.“ Dies sagte Ulrich Grillo, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), am Sonntag unmittelbar vor Beginn der 33. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage in Joinville in Brasilien.

„Die größte Volkswirtschaft Südamerikas muss ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern“, forderte Grillo. „Das Land muss mehr in seine Infrastruktur investieren, Bürokratie abbauen und Strukturreformen vor allem im Steuer- und Arbeitsrecht angehen.“

Die stark auf den Rohstoffsektor ausgerichtete Wirtschaft benötigt nach Ansicht des BDI eine weitere Diversifizierung und Erhöhung der Wertschöpfung. „Die deutsche Wirtschaft steht bereit, Brasilien bei der Modernisierung seiner Wirtschaft mit Technologien und Know-how zu helfen“, sagte Grillo.

„Die Zukunft der Industrie hängt auch von der Fähigkeit ab, innovative Produkte zu entwickeln. Besondere Chancen zur Verbesserung der eigenen Produktivität ergeben sich für Brasilien aus den neuen Konzepten zu Digitalisierung und Industrie 4.0“, sagte Grillo. Der im vergangenen Jahr von BDI und CNI gestartete bilaterale Innovationsdialog bringt die Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an einen Tisch. In Joinville wurden eine Reihe von Erfolgsprojekten bereits vorgestellt und Empfehlungen an die Politik gerichtet.

Die Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage finden bereits zum 33. Mal statt. Sie sind die wichtigste Veranstaltung in den bilateralen Beziehungen beider Länder. Unter dem Motto „Zusammenarbeit überwindet Herausforderungen“ treffen sich in Joinville im südlichen Bundesstaat Santa Catarina rund 1000 Wirtschaftsvertreter, um in mehreren Foren Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Bereichen Digitalisierung der Wirtschaft, Innovationen, Bioökonomie, Herausforderungen für Städte, Mobilität, Gesundheitswirtschaft sowie Energie- und Infrastruktur zu prüfen. Der BDI und sein brasilianischer Partnerverband Confederação Nacional da Indústria (CNI) organisieren die Wirtschaftstage im jährlichen Wechsel in Deutschland und Brasilien. Die 34. Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage finden vom 16.-18.Oktober 2016 in Thüringen statt.