„Mehr als ein Marshallplan“

Stefan Mair, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, warnt vor der Illusion, dass Afrika sich allein mit mehr Geld entwickeln läßt. Die Politik sollte vielmehr staatliche Institutionen vor Ort stärken. Funktionierende Institutionen sind für das Erreichen von verlässlichen Rahmenbedingungen von entscheidender Bedeutung.

Spätestens mit Beginn der Flüchtlingskrise hat Afrika politisch Konjunktur. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat kürzlich Eckpunkte für einen „Marshallplan“ mit Afrika vorgestellt. Es soll einen Paradigmenwechsel geben - „weg von Geber- und Nehmerländern, hin zu wirtschaftlicher Kooperation“. Ein stärkerer Fokus auf Investitions- und Arbeitsplatzförderung ist richtig – aber er reicht nicht aus. Die deutsche Politik sollte stärker darauf hinwirken, staatliche Institutionen in Afrika zu stärken. Zweifellos greift das Vorhaben gute Ansätze auf. Dennoch bleibt fraglich, ob es tatsächlich die wirtschaftliche Situation in Afrika verbessert.

Historischer Marshallplan nur bedingt als Vorbild geeignet

Der Name „Marshallplan“ weckt Erwartungen, die sich am historischen Vorbild für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg orientieren. Dabei sind nicht nur die Erfolgsbedingungen sehr unterschiedlich. Im Original war das Programm eher ein hochkonditioniertes Diktat der militärisch, wirtschaftlich und politisch dominierenden USA an das zerstörte Europa - und gerade kein Angebot zur Partnerschaft auf Augenhöhe. Aus einem weiteren Grund ist die Überschrift zumindest missverständlich: Es brauche nur eines guten und ausreichend finanzierten Plans, um Afrika zu entwickeln. Diese Annahme halte ich für falsch.

Entwicklungshilfe für Afrika weitgehend verpufft

Mittlerweile ist ein Vielfaches an Mitteln nach Afrika geflossen, als der Marshallplan in Europa zur Verfügung hatte. Die Weltbank hat errechnet, dass zwischen 1960 und 2014 insgesamt 835 Milliarden US-Dollar an Afrika gingen. Nur 300 Milliarden US-Dollar erreichten das bevölkerungsreichere Asien. Wenn es Afrika an etwas nicht mangelte, dann waren es grandiose Entwicklungspläne. Das weitgehende Scheitern der Pläne lag weniger an deren unzureichender Konzeption oder gar Finanzausstattung, sondern an der Schwäche der damit befassten staatlichen und privaten Institutionen.

Wirtschaft kann Beitrag leisten

Die Wirtschaft kann einen positiven Beitrag leisten. Zwei Beispiele: Der BDI unterstützt mit Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen einer Verbandspartnerschaft den East-African Business Council - dieser vertritt die Interessen der Unternehmen in Burundi, Kenia, Ruanda, Tansania und Uganda. Ziel ist, der Privatwirtschaft eine stärkere Stimme zu geben, um bessere Rahmenbedingungen für privatwirtschaftliche Investitionen einzufordern. Diesem Zweck dient auch der German African Business Summit diese Woche in Nairobi, den der BDI zusammen mit den anderen Trägern der Subsahara-Initiative der deutschen Wirtschaft organisiert.

Der Weg, der vor uns liegt, ist weit. Um verlässliche Rahmenbedingungen zu erreichen, bedarf es weniger eines Masterplans als vielmehr funktionierender Institutionen vor Ort. Ihren Aufbau sollte Europa unterstützen.

Dieser Beitrag ist als Gastkommentar von Stefan Mair „Mehr als ein Marshallplan“ am 6. Februar 2017 im Handelsblatt auf Seite 17 erschienen.