Mehr Effizienz geht kaum – oder doch?

Ressourceneffizientes Handeln ist für die deutsche Industrie schon immer selbstverständlich, gleichzeitig ist es ein ständiger Prozess der Verbesserung. Neue Öfen erreichen aufgrund einer Optimierung bei der Erkennung und Berechnung des Energiebedarfs enorme Verbrauchseinsparungen.

Wenn frisch bearbeitete Aluminiumrollen neuerdings noch „walzwarm“ ihre nächste Etappe im Glühofen antreten können, der dem Material bei 480 Grad Celsius die benötigte Festigkeit verleiht, dann ist das ebenso logisch wie innovativ. Denn während der Werkstoff zuvor erst von 180 Grad Celsius auf 60 Grad Celsius abgekühlt werden musste, bevor es weiterging, nutzen diese Öfen dank besserer Erkennung und Berechnung des Energiebedarfs die vorhandene Restwärme optimal aus und erreichen enorme Verbrauchseinsparungen. Für ein großes nordrhein-westfälisches Aluminiumwalz- und Schmelzwerk mit einer jährlichen Absatzmenge von rund 1,5 Millionen Tonnen Aluminium bedeutet dies mal eben 4,9 Millionen kWh weniger Strom, 9,8 Millionen kWh weniger Erdgas und rund 8.300 Tonnen weniger CO2-Emissionen im Jahr. Energetische Ressourceneffizienz der Superlative.

Dieses Beispiel veranschaulicht das enorme Einsparpotenzial, das durch Optimierung in der Herstellung in der Industrie erreicht werden kann. Nahezu jedes Unternehmen – Konzerne ebenso wie Mittelständler – arbeitet heute über betriebliche Umwelt- oder Energiemanagementsysteme kontinuierlich an der Verbesserung solcher Prozesse, um Kosten und Versorgungsrisiken zu senken und die betriebliche Reputation zu erhöhen. Dabei geht es in der Regel um den gesamten Lebensweg eines Produktes: Vom schonenden Einsatz der Ressourcen über die Produktionsstufen bis hin zur Gebrauchs-, Entsorgungs- und Wiederverwertungsphase.

Ressourcensteigerung im Fokus der Politik

Nicht nur in Unternehmen, auch auf den politischen Bühnen in Deutschland sowie in der EU genießt das Thema Ressourceneffizienz einen hohen Stellenwert. Wichtige Meilensteine sind der europäische „Fahrplan für ein ressourcenschonendes Europa“ aus dem Jahr 2011 sowie das ein Jahr später folgende Deutsche Ressourceneffizienzprogramm „ProgRess“, das im Februar 2016 fortgeschrieben wurde. Daneben legte das Umweltbundesamt im Jahr 2013 das Positionspapier „Ressourcenschutzrecht“ vor, das eine absolute Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und der durch Ressourcennutzung verursachten negativen Umweltauswirkungen fordert. Ein Jahr später bekräftigte das Umweltbundesamt dieses Ziel mit dem Positionspapier „Ressourcenleicht leben und wirtschaften“, das eine für Deutschland, verglichen mit dem Ressourcenverbrauch von Entwicklungs- und Schwellenländern, sogar überproportionale Reduktion im Verhältnis um den Faktor 4 bis Faktor 20 bis zum Jahre 2030 beziehungsweise 2050 empfiehlt. Erreicht werden soll dieses Ziel durch eine Weiterentwicklung im deutschen Umweltrecht und Regulierungen wie eine „Inputsteuerung“.

Diese Ansätze lassen jedoch außer Acht, dass messbare Instrumente und Strategien zur ökologischen und ökonomischen Bewertung von durchgeführten Ressourceneffizienzmaßnahmen in der deutschen Industrie längst Einzug in den Alltag gehalten haben. Fahrzeughersteller Volkswagen bewertet zum Beispiel mit dem „Life Cycle Engineering“ den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs für die Herstellung unter Berücksichtigung der Lieferkette und Fertigung über die Nutzung bis hin zur späteren Verwertung. Ziel ist, die Umweltverträglichkeit und Ressourceneffizienz von Produkten und Dienstleistungen über den gesamten Lebensweg zu verbessern.

Keine Zukunft ohne Rohstoffe

Da Deutschland einen wichtigen Teil seines industriellen Rohstoffbedarfs – auch bei den Energierohstoffen – importiert, ist die Versorgungssicherung mit ausreichenden Rohstoffen für das künftige Wachstum der deutschen Wirtschaft besonders wichtig. Die größten Mengen an Rohstoffen stammen aber aus Deutschland selbst. Den Hauptanteil machen im heimischen Bergbau Kies und Bausande aus mit einer jährlichen Produktion von rund 236 Millionen Tonnen sowie gebrochene Natursteine (217 Millionen Tonnen) und Braunkohle (170 Millionen Tonnen). Daneben sind weitere Grundstoffe wie Quarzsand, Kalk, Kali, Salze oder Feld- und Flussspat für die Bauwirtschaft und für die Industrie von Bedeutung.

Eine wichtige Säule der Rohstoffversorgung der Industrie in Deutschland und Europa sind daneben die Sekundärrohstoffe aus der Verwertung, weil sie dabei helfen, die Importabhängigkeit von Primärrohstoffen zum Teil beträchtlich zu senken. Beim Recycling mineralischer Bauabfälle liegt Deutschland sogar international an der Spitze mit einer Verwertungsquote von 91 Prozent. Von 191 Millionen Tonnen Bauschutt und Straßenabbruch, die im Jahr 2012 anfielen, wurden 175 Millionen Tonnen wiederverwertet und im Stoffkreislauf gehalten. Die Anforderungen an die EU-Abfallrahmenrichtlinie, die künftig eine mindestens 70-prozentige Verwertung fordert, hat die deutsche Bauwirtschaft damit schon heute übertroffen. Insbesondere im Straßenbau kann Abbruchmaterial als wertvolle Ressource zu fast 99 Prozent unmittelbar wieder eingesetzt werden.

Mit einer Mantelverordnung will das Bundesumweltministerium das Baustoffrecycling künftig im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes bundesweit einheitlich neu regeln – mit zum Teil erheblich höheren Anforderungen an den Boden- und Gewässerschutz. Für die Sekundärrohstoffindustrie würden diese Regelungen zum Beispiel bedeuten, dass bis zu 65 Millionen Tonnen heute verwertbarer mineralischer Abfälle zukünftig deponiert werden müssten. Die Verwertungsquote könnte auf bis zu 50 Prozent absinken.