Mehr Risiken als Chancen: Die wirtschaftspolitische Agenda der neuen US-Regierung

Wenige Tage nach der Amtseinführung von Präsident Trump überstieg der US-Börsenindex Dow Jones erstmals die Marke von 20.000 Punkten. Die Aktienmärkte bewerten den Wahlausgang und die ersten politischen Maßnahmen somit positiv. Langfristig könnte der sich abzeichnende wirtschaftspolitische Kurs der Trump-Administration die Konjunktur aber auch dämpfen.

Strohfeuer in der US-Wirtschaft?

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, während seiner Präsidentschaft ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 3,5 bis 4 Prozent pro Jahr erzielen zu wollen. Damit läge das Wachstum deutlich über dem von 2014 (2,4 Prozent), 2015 (2,6 Prozent) und 2016 (erste Schätzung der US-Statistikbehörde BEA: 1,6 Prozent). Trump will die Konjunktur vor allem durch Steuersenkungen, Bürokratieabbau und Investitionen in die Infrastruktur ankurbeln. Außerdem sollen die heimische Industrie gestärkt und Arbeitsplätze geschaffen werden, indem er die Wirtschaft abschottet: Unternehmen sollen in den USA produzieren statt im Ausland zu investieren; ansonsten drohen steuerliche Mehrbelastungen.

Trump kann seine Pläne nicht von heute auf morgen umsetzen

Bereits jetzt scheinen Trumps Ankündigungen Wirkung zu entfalten, wie man am Dow-Jones-Kurs erkennen kann. Für eine reale Steigerung des Wachstums muss die Trump-Administration jedoch den Worten auch politische Taten folgen lassen. Um aber Steuersenkungen oder Infrastrukturausgaben umsetzen zu können, braucht Trump die Zustimmung des Kongresses. Größere Auswirkungen seiner Wirtschaftspolitik werden daher frühestens ab dem 2. Halbjahr 2017 erwartet. Änderungen in der Haushaltspolitik könnten sogar erst mit dem Haushaltsjahr 2018 umgesetzt werden, das im Oktober 2017 beginnt.

Verschuldung und Abschottung dämpfen Konjunktur langfristig

Wenn Trump den Kongress in vollem Umfang von seinen Plänen überzeugen kann, dann könnte der Mix aus Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben die Wirtschaft zunächst durchaus befeuern. Und die von Trump angekündigte protektionistische Handelspolitik würde US-Unternehmen vorübergehend vor dem globalen Wettbewerb schützen.

Langfristig drohen Trumps Pläne allerdings nach hinten loszugehen. Die Steuersenkungen bei gleichzeitigen Ausgabensteigerungen ohne Gegenfinanzierung würden das Haushaltsdefizit und die ohnehin hohen Staatsschulden noch vergrößern. Die US-Notenbank Fed signalisierte, dass drei Zinserhöhungen im Jahresverlauf 2017 wahrscheinlich sind, wenn das Wachstum weiter anzieht. Dies würde sich zwar positiv auf die Investitionen aus dem Ausland auswirken, die damit einhergehende stärkere Nachfrage nach US-Dollar dürfte sich jedoch negativ auf die Exporte auswirken. Zölle würden auch Zulieferprodukte in die USA verteuern und müssten mindestens zum Teil vom Verbraucher bezahlt werden. Den USA könnten Absatzmärkte und Zulieferer verloren gehen, und die Abschottung dürfte die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der US-Unternehmen auf lange Sicht eher senken.

Risiko Unsicherheit und Protektionismus

Dass die US-Wirtschaft schon im laufenden Jahr Trumps Zielmarke von 3,5 Prozent Wachstum erreichen wird, ist nach derzeitigem Stand unwahrscheinlich. Aktuell geht der IWF (Januar 2017) immerhin von 2,3 Prozent aus. Das größte Risiko besteht langfristig in der internationalen Abschottung des Landes. So weisen sowohl die Weltbank als auch der IWF in ihren aktuellen Prognosen auf die Unsicherheit hin, die der neue Präsident Trump mit sich bringt, und warnen vor einer Zunahme des Protektionismus. Das würde sich nicht nur auf die USA, sondern auch auf andere Länder negativ auswirken.

Reales Wachstum des BIP in Prozent 2000-2016

Jahreswerte (Erste Hochrechnung des Bureau of Economic Analysis)

Quelle: U.S. Bureau of Economic Analysis (eingesehen am 30.01.2017)