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Vor der Entscheidung kommt die Statistik

Statistische Informationen sind eine notwendige Voraussetzung für jede politische und wirtschaftliche Entscheidung. Zuerst wird ein Sachverhalt mit Hilfe von statistischen Daten analysiert, erst dann kann objektiv und nachprüfbar beurteilt werden, ob Handlungsbedarf besteht. Wenn Bedarf besteht, wird gehandelt. Soweit die Theorie.

Die Praxis zeigt, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der Statistik und der Notwendigkeit einer breiten und tiefen statistischen Datenbasis in Deutschland wenig entwickelt ist. Zwar sind die Zeiten vorbei, in denen pauschale Forderungen nach einer Halbierung statistischer Meldepflichten ohne Prüfung des Nutzens dieser Daten auf politische Zustimmung stießen, aber der Nutzen von Statistik in der Gesellschaft und für die Gesellschaft ist noch nicht ausreichend anerkannt. Seit vielen Jahren wird die Diskussion um die Weiterentwicklung der Statistik in Deutschland auf den Kosten- und Belastungsaspekt verengt. Ein Grund für diese politische Fokussierung liegt sicherlich darin begründet, dass der Nutzen von statistischen Daten nicht immer unmittelbar ersichtlich ist. Erst dann, wenn Daten nicht in ausreichender Qualität oder gar nicht vorhanden sind, wird die Bedeutung von Statistiken unmittelbar spürbar. Genau das hat sich eindrucksvoll im Zuge der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gezeigt. Der scharfe Einbruch der Wirtschaftsleistung ließ deutlich werden, wie nützlich Daten über die Auftragsbestände in den Unternehmen gewesen wären. Ab dem Jahr 2014 werden diese Daten nun wieder erfasst und bereitgestellt, nachdem sie zuvor aus Kostengründen gestrichen wurden. Diese Erweiterung einer Statistik in Deutschland kann angesichts der permanenten Statistikbereinigung der letzten Jahre durchaus als ein beginnendes Umdenken hinsichtlich des Nutzenwerts amtlicher statistischer Daten gewertet werden.

In Deutschland wie in vielen anderen Staaten herrscht bei der Bereitstellung der statistischen Informationsinfrastruktur eine Aufgabenteilung zwischen amtlicher und nichtamtlicher Statistik. Aufgabe der amtlichen Statistik, d.h. der statistischen Ämter des Bundes und der Länder, ist die Erhebung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten. Zur nichtamtlichen Statistik gehören Wirtschaftsforschungsinstitute wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung München und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin genauso wie Wirtschaftsverbände, Wirtschaftsinstitute von Interessenvertretungen und Parteien und Markt-, Meinungs- und Umfrageforschungsinstitute. Die Arbeit des BDI im Bereich der Wirtschaftsstatistik konzentriert sich auf methodische und konzeptionelle Fragestellungen im Bereich der amtlichen Statistik. Eine enge Zusammenarbeit zwischen BDI und dem Statistischen Bundesamt ist hierfür zwingend notwendig und seit Jahrzehnten gelebte Praxis