Diesel-Debatte ohne jedes vernünftige Maß

Im Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe verurteilt BDI-Präsident Dieter Kempf Abgasmanipulationen deutlich, er warnt aber vor einer generellen Diskreditierung der deutschen Autobauer. Kempf hebt die Investitionen der Automobilindustrie in Forschung und Entwicklung und wirbt für Technologieoffenheit, um die Klimaziele erreichen zu können.

Aus Sicht von BDI-Präsident Dieter Kempf hat die Debatte um Abgasmanipulationen jedes vernünftige Maß verloren. Das betreffe beispielsweise den Vorwurf, die deutsche Automobilindustrie sei innovationsschwach. „Mit 35 Prozent der Investitionen steckt keine andere Branche hierzulande mehr Geld in Forschung und Entwicklung. Hersteller und Zulieferer zusammen investieren jährlich weltweit fast 40 Milliarden Euro in Zukunftsthemen wie die Optimierung des Verbrennungsmotors, automatisiertes Fahren oder die Elektromobilität.“

Mit Blick auf drohende Fahrverbote verweist Kempf auf die von den Autobauern angekündigten Nachrüstungen und Umstiegsprämien. „Diese Maßnahmen müssen nun erst mal wirken. Machen wir uns keine Illusionen: Verbrennungsmotoren werden in naher Zukunft immer noch den größten Teil an Neuzulassungen ausmachen, sie werden aber immer sauberer.“ Zugleich sei die Elektromobilität eine Schlüsseltechnologie des Mobilitätswandels. Dafür brauche es jedoch eine kluge Flankierung, beispielsweise mit einer öffentlichen Ladeinfrastruktur, steuerlichen Anreizen und entsprechenden Rahmenbedingungen beim Miet- und Wohneigentumsrecht.

Kempf warnt außerdem vor planwirtschaftlichen Instrumenten wie einer E-Auto-Quote oder einem Verbot von Verbrennungsmotoren und warb für Technologieoffenheit. „Ich bin überzeugt, die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung lassen sich nur im engen Zusammenspiel von Zukunftstechnologien und Brückentechnologien wie Diesel, Hybrid, Biokraftstoffen und Erdgas erreichen.“