Zwischen Hightech und Landidylle

Am Südrand des Teutoburger Waldes befindet sich der Hauptsitz des größten Landmaschinenherstellers Deutschlands: Der CLAAS-Konzern in Harsewinkel produziert intelligente Lösungen für die Agrarbranche der Zukunft.

 

Auf den ersten Blick wirken die Produktionshallen unübersichtlich. Kaum zu glauben, dass hier funktionstüchtige Fahrzeuge entstehen. Doch der Eindruck täuscht. Im Werk in Harsewinkel, dem Hauptsitz des nordrhein-westfälischen Unternehmens CLAAS, wird unter anderem das Topmodell unter den hauseigenen Mähdreschern gebaut, der Lexion 780. Er besteht aus mehr als 50.000 Einzelteilen und wird in 300 verschiedenen Ausstattungsvarianten montiert.

Von Chaos kann bei Deutschlands größtem Landmaschinenhersteller keine Rede sein. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. In Harsewinkel wird nicht nur Hochtechnologie für den Ackerbau geschaffen, hier wird die Zukunft der Landwirtschaft gestaltet.

Digitale Transformation der Landwirtschaft

Die Agrarbranche befindet sich im Umbruch. Mit der wachsenden Digitalisierung werden Landwirte zunehmend zu hochspezialisierten Unternehmern, die mit Hilfe von Daten auf die Balance zwischen Ertragssteigerung und nachhaltiger Bodenbewirtschaftung achten. „Precision Farming“, zu Deutsch „teilflächenspezifische Bewirtschaftung“, hält Einzug auf den größeren Agrarflächen hochtechnologisch entwickelter Regionen wie Nordamerika und Europa.

Ohne Zweifel wird die Datenvielfalt die Arbeit der Landwirte und der sie umgebenden Industrie verändern. Der Blick vieler Landwirte wird sich in Zukunft nicht mehr nur auf einen Feldhäcksler oder Traktor richten, sondern auf den Prozess, in den diese Fahrzeuge eingebunden sind. Dabei geht es nicht nur um die Navigation von Fahrzeugen. Von der Weizenbestellung bis zur zeitnahen und effizienten Bestimmung der Abnahmekapazitäten durch die Kunden bei der Ernte reicht die Palette datenunterstützter Arbeit. Um solche Kommunikationsstrukturen und Datenprozesse reibungslos nutzen zu können, braucht es eine umfassende Netzabdeckung. Hier ist auch die Politik gefordert, wenn es um die Versorgung entlegener Gebiete mit Breitband geht.

Alles begann mit verbesserten Knoten

Neben Mähdreschern, Feldhäckslern, Traktoren, Ballenpressen, Futtererntemaschinen und Teleskopladern entwickelt CLAAS Elektronik und Softwarelösungen für den landwirtschaftlichen Betrieb. Damit beschäftigt das Unternehmen 11.300 Mitarbeiter in Deutschland, Frankreich, Ungarn, Südrussland, USA, Indien, China und weiteren Ländern. Allein in Harsewinkel arbeiten 3.500 Mitarbeiter.

In Harsewinkel wurde seit jeher auf Innovation gesetzt. Als August Claas das Unternehmen 1913 gründete, produzierte er mit seinen Brüdern Franz und Theo zunächst Strohbinder, die sich wegen einer verbesserten Knotertechnik durchsetzten. 1936 ging der erste Mähdrescher in Serie, mittlerweile sind die CLAAS-Mähdrescher europäische Marktführer. Bei den selbstfahrenden Feldhäckslern führt das Unternehmen den Weltmarkt an.

Vom Teutoburger Wald in die ganze Welt

Im Hauptwerk unweit Güterslohs werden am Tag bis zu 40 Mähdrescher hergestellt. 80 Tonnen Getreide kann der Lexion 780 pro Stunde auf dem Feld ernten. Der erste Mähdrescher schaffte 1936 gerade mal zwei Tonnen. In der Zwischenzeit entwickelte das Unternehmen 170 verschiedene Mähdrescher-Typen. Das Rekordjahr mit der gewaltigsten Jahresproduktion war 1965 mit mehr als 22.000 Fahrzeugen. Bis heute hat das Unternehmen gut 470.000 Mähdrescher gebaut.

Kein Wunder also, dass auf den Ackerflächen rund um den Globus zahlreiche solcher Landmaschinen in hellem Saatgrün leuchten. Dieser Farbton ist das Wiedererkennungsmerkmal des weltweit erfolgreichen Herstellers vom Südrand des Teutoburger Waldes.

Slideshow: Der größte Landmaschinenhersteller Deutschlands

Ein Superlativ: der Landmaschinenhersteller CLAAS  © Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Landmaschinenhersteller CLAAS  © Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Landmaschinenhersteller CLAAS  © Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Landmaschinenhersteller CLAAS  © Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Landmaschinenhersteller CLAAS  © Projekt „Superlative – Made in Germany“

Vernetzte Technologien in der Landwirtschaft

Mensch und Natur arbeiten dank vernetzter IT enger zusammen denn je – Precision Farming macht es möglich.