Human Centricity

Die Rolle des Menschen im Zusammenspiel mit Innovationen hat sich im vergangenen Jahrzehnt stark verändert. Menschenzentriertes Handeln ist ein neues Paradigma, das beim technologischen Wandel mitgedacht werden muss. Die „Human Centricity“ bewegt sich außerhalb von Kategorisierungen wie „die Wirtschaft“ oder „die Gesellschaft“. Es geht um nachhaltige Konzepte und Technologien, die den einzelnen Menschen im Fokus haben.

Gemeinwohlorientierung und wirtschaftlicher Fortschritt werden in der Diskussion über den technologischen Wandel häufig als zwei miteinander konkurrierende Ziele verstanden. Gesellschaftliche Gruppen fühlen sich übersehen, ausgegrenzt und unverstanden. Aus ihrer Sicht gibt es „Verlierer“ und „Gewinner“. Für Regierungsorganisationen, Unternehmen und Gesellschaften insgesamt ist dies problematisch. Verlorenes Vertrauen muss zurückgewonnen und wiederhergestellt werden. Dienstleistungen, Technologien und Services werden überdacht, um den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Wirtschaft wird nicht mehr einer rein quantitativen Logik folgen, sondern die Bedürfnisse und Einzigartigkeit von Kunden und Mitarbeitern stärker anerkennen, konstatiert der Trendforscher Peter Wippermann. Die „Customer Centricity“ weicht der „Human Centricity“ – und Produkte, Prozesse und Unternehmensentscheidungen spiegeln diese wider.

Menschenzentrierung in der Wirtschaft

Bei der „Human Centricity“ geht es darum, den Menschen in den Mittelpunkt von allem zu stellen, sowohl in unseren Organisationen als auch in unseren Produkten. In Dienstleistungsbranchen wie der Immobilienbranche, dem Einzelhandel und dem Hotel- und Gaststättengewerbe mag ein menschenzentrierter Ansatz wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen. In der Fertigung ist eine solche Kultur jedoch etwas radikaler. Sie entfernt sich vom Fokus auf Leistung, Effizienzsteigerung und Kostensenkung, der Prozesse traditionell geprägt hat. Stattdessen setzt sie auf die Idee, dass das richtige Verhalten gegenüber Kunden und Mitarbeitern zum Erreichen von Ziele führen wird. Die neue Denkweise fragt: Wie helfen wir den Menschen? Welche Technologien tragen wie dazu bei?

Mitbestimmung über persönliche Daten

Menschenzentriertheit bedeutet auch (Selbst-)Souveränität, Selbstbestimmung, Selbstverwaltung, Autonomie und Handlungsfähigkeit in Bezug auf Daten, die von Menschen erzeugt wurden. Ein menschenzentrierter Ansatz nimmt das Recht zur Mitbestimmung über eigene Daten in den Blick. Ein erstes Ergebnis ist das Konzept zur Menschenzentrierung des Empowered Data Societies Project, das 2021 in Helsinki pilotiert werden soll.

Zusammen mit einer Multistakeholder Projektgemeinschaft, die Wirtschaft, Wissenschaft, zivilgesellschaftliche Organisationen der Zivilgesellschaft und Regierungsvertretern, will das Projekt ein neues, menschenzentriertes Modell (aus öffentlicher und privater Sicht) zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit entwickeln. Ziel ist es, Gemeinschaften und Gesellschaften zu stärken. Es geht aber auch darum, „Human Centricity“ als Beschleuniger für Innovation und neue Geschäftsmodelle zu erklären.

Die Entwicklung menschenzentrierter Informationssysteme kann ein Ansatz zur „digitalen Nachhaltigkeit“ sein und Technologieskepsis aufbrechen. Wie müssen Innovationen konkret entwickelt werden, um Vertrauen in die Technologie und Akzeptanz zu befördern?