New Space-Sektor von Coronakrise dramatisch betroffen

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind für die deutsche Wirtschaft eine enorme Belastungsprobe. Junge Unternehmen und Startups im New Space-Sektor stehen dabei häufig vor anderen Herausforderungen als etablierte Firmen oder andere Branchen. Eine BDI-Befragung zeigt, wie dramatisch die Lage für die Raumfahrtbranche ist.

Die Ergebnisse der Umfrage sind alarmierend: Neun von zehn befragten New Space-Firmen schätzen die Auswirkungen der Coronakrise als weitreichend oder existenzbedrohlich ein. 79 Prozent gehen von negativen mittel- bis langfristigen Effekten auf ihr Unternehmen aus. Die Corona-Pandemie bedroht damit das in den vergangenen Jahren entstandene Ökosystem der kommerziellen Raumfahrt in Deutschland in seinen Grundfesten.

Zurückhaltung bei Investoren und Kunden belastet Start-ups

Zurückhaltende Investoren und Kunden, verzögerte Projekte und wegfallende Aufträge: Viele junge Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Insbesondere Unsicherheit und Planungsschwierigkeiten machen den Start-ups zu schaffen. Neben einbrechenden Umsätzen ist es für viele eine besondere Belastung, dass sich Ausschreibungen und Förderprogramme verzögern und Investoren Entscheidungen zurückstellen. Neue Finanzierungsrunden werden damit äußerst schwierig: Nur 10 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre zukünftige Finanzierung als gesichert ein.

Das kürzlich verabschiedete Sofortprogramm der Bundesregierung für Startups bietet eine zielgerichtete Unterstützung, denn die bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung sind für 44 Prozent der befragten Start-ups nicht oder wenig hilfreich. Die jungen Unternehmen erfüllen häufig die gestellten Anforderungen noch nicht, etwa bei der Vergabe von Krediten. Darüber hinaus zeigt sich, dass Förderprogramme und Ausschreibungen dringend angepasst und speziell für Start-ups ausgestaltet werden sollten. Eine Senkung des Eigenanteils und der flexibilisierte Nachweis ist für die Unternehmen ebenso wichtig wie die Einführung von Advanced Payments.

Staat als Ankerkunde: Systemwechsel als Schritt aus der Krise

Eine mögliche Lösung zur Vermeidung solcher Probleme ist ein Systemwechsel nach dem Vorbild der USA, bei dem der Staat als „Ankerkunde“ direkt Aufträge an die Unternehmen vergibt. Über 90 Prozent der befragten Unternehmen im Space-Sektor befürworten dies. Ein solcher Systemwechsel ist richtig und wichtig, um den Wettbewerb zu intensivieren, Innovationen zu befördern und schneller am Markt orientierte Produkte und Dienstleistungen zu etablieren. Die Krise sollte von der Bundesregierung jetzt als Chance genutzt werden, diese dauerhafte Umstellung zu vollziehen. Die Aufträge sollten dann verstärkt von staatlichen Institutionen wie der Bundeswehr, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) oder der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit vergeben werden. Diese profitieren davon, schneller konkret nutzbare Produkte und Dienstleistungen zu erhalten und vermeiden zudem Forschungsrisiken.

Home-Office und Webinar? Ohne Raumfahrt unmöglich

Raumfahrtanwendungen sind für eine zunehmend datenbasierte Wirtschaft und Gesellschaft unabdingbar. So sind Home-Office, Videocalls und Webinare, die dieser Tage eine neue Form der Zusammenarbeit bieten, erst durch Satellitenkommunikation möglich. Auch darüber hinaus birgt der hoch innovative (New) Space-Sektor enormes Potenzial für Anwendungen in der Erdbeobachtung, der Verteidigung und Sicherheitspolitik sowie der Umwelt- und Klimaforschung. Umso wichtiger ist es, dass die jungen Unternehmen jetzt die richtige Unterstützung erhalten und das Raumfahrt-Ökosystem langfristig gestärkt wird.