Deutsche Industrie in den USA: Unentbehrlicher Partner für Handel und Ausbildung
Fast 4.800 Unternehmen in den Vereinigten Staaten profitieren von deutschen Investitionen, die meisten davon sind Niederlassungen von kleinen und mittleren Unternehmen. Mit 674.000 Beschäftigten sind deutsche Unternehmen der viertgrößte ausländische Arbeitgeber in den USA; sie stellen fast zehn Prozent der insgesamt 6,8 Millionen Arbeitsplätze, die von ausländischen Firmenniederlassungen geschaffen wurden. Mehr als zehn Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in den Vereinigten Staaten stammen aus Deutschland – die meisten gehen in die verarbeitende Industrie. Gemeinsam mit den Deutsch-Amerikanischen Handelskammern tragen deutsche Unternehmen mit ihren Ausbildungsprogrammen bedeutend zur Aus- und Weiterbildung von Hochqualifizierten im verarbeitenden Gewerbe bei.
Chicago: Sammelbecken für deutsche Unternehmen
Deutschland rangiert auf der Liste der wichtigsten Exportmärkte von Illinois auf Platz vier. Im Jahr 2015 waren 42.000 Beschäftigte bei deutschen Firmenniederlassungen angestellt. Es gibt schätzungsweise mehr als 200 deutsche Unternehmen an 500 Standorten im Großraum Chicago, darunter Siemens, Deutsche Telekom, DHL, Fresenius, K+S AG (Morton Salt), Aldi, Continental und Lufthansa. Bruce Rauner, Gouverneur von Illinois, unterstrich, dass Deutschland ein starker Partner für die USA und insbesondere für seinen Bundesstaat sei. Er wies ferner auf die langjährige Beziehung mit der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer des Mittleren Westens (GACC Midwest) hin. Neben Chicago und einer Zweigstelle in Detroit hat die Kammer vier Zweigstellen in Colorado, Michigan, Minnesota und Wisconsin.
Die Qualifikationslücke ist ein erheblicher Stolperstein für zukünftige Investitionen in den USA. Laut einer Umfrage im German American Business Outlook 2018, haben 87 Prozent der Unternehmen angegeben, Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Mitarbeitern zu haben. „Ich war beeindruckt vom Industry Consortium for Advanced Technical Training, ICATT, das Arbeitgebern im mittleren Westen der USA hilft, High-Tech-Lehrstellen auf Basis des dualen Bildungssystems zu vermitteln“, betonte Stefan Mair, Mitglied der BDI-Geschäftsführung, zum Ausbildungsprogramm der GACC Midwest. Beim Unternehmen Wittenstein, North America, lernte die BDI-Delegation mehr über das ICATT Ausbildungsprogramm und die Herausforderungen, denen die duale Ausbildung in den USA noch gegenübersteht.
Chicago, bekannt für seine pulsierende Kunst- und Musikszene, ist auch ein Zentrum für Innovation. Eines dieser Drehkreuze ist die Chicago Connectory, ein 19.000 Quadratmeter großer Raum im fünften Stock des Merchandise Mart. Die Connectory wurde vom deutschen Technologieunternehmen Robert Bosch und dem Technologiezentrum „1871“ gegründet. Es widmet sich dem Internet der Dinge und bietet ein kollaboratives Ökosystem, das sich auf Vernetzung und Problemlösungen fokussiert. „Man konnte die Energie in der Luft fühlen. Es war eine sehr inspirierende Atmosphäre“, sagte Stormy-Annika Mildner, Abteilungsleiterin Außenwirtschaftspolitik des BDI, zu ihrem Besuch beim Connectory.
Atlanta: Wichtiger Handelspartner im Süden
Die zweite Station der BDI-Delegation war Atlanta, Georgia. Hinsichtlich der wichtigsten Exportmärkte des Bundesstaates liegt Deutschland auch hier auf Platz vier, ebenso bei der Beschäftigungsrate von Auslandsunternehmen (2015). Der Bundesstaat Georgia ist eine pulsierende Handelsader, die den Süden mit einer diversifizierten Wirtschaft, günstiger Energie, beeindruckenden Logistikressourcen und einer aufgeschlossenen Philosophie verbindet. Der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer des Südens der USA (GACC South) zufolge liegt Deutschland auf Platz eins bei den ausländischen Unternehmensniederlassungen im Bundesstaat; fast ein Drittel davon sind dem verarbeitenden Gewerbe zuzuordnen. So hat etwa Mercedes Benz USA dort kürzlich sein neues Hauptquartier eröffnet. Unternehmen wie Siemens, Porsche, Kühne + Nagel und viele andere sind in dieser pulsierenden Stadt im Süden zu Hause.
GACC South unterstützt die deutsche Wirtschaft in der Region. Mit Hauptsitz in Atlanta, Georgia, und einer Niederlassung in Houston, Texas, betreut sie elf Südstaaten sowie drei US-Territorien. Die Kammer spielt eine wichtige Rolle in den Bereichen Qualifizierung und Weiterbildung im Rahmen des VETnet, dem weltweiten Netzwerk der deutschen Kammern für kooperative berufliche Bildung, welches duale Ausbildungselemente in den Bildungssystemen ausgewählter Länder implementiert. „Durch den Besuch der Grenzebach Corp. und des West Georgia Technical College auf dem Coweta Campus konnten wir sehen, wie Berufsausbildung in den USA in die Praxis umgesetzt wird. Es war ermutigend mitzuerleben, mit wie viel Engagement und Begeisterung die jungen Teilnehmer über ihre Erfahrungen sprachen“, resümiert Daniel Andrich, Präsident und CEO von RGIT (Delegierter der Deutschen Wirtschaft) in Washington, DC., das Treffen.
Die Treffen mit Vertretern der Stadt des Bundesstaats und der Wirtschaft in Chicago und Atlanta unterstrichen die starke Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA. „Das Potenzial der transatlantischen Beziehungen ist allerdings bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, betonte Stormy-Annika Mildner. Weitere Gelegenheiten zum Austausch miteinander bietet die vom Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und dem BDI initiierte Initiative „Wunderbar together: Germany and the U.S.“, die im Oktober 2018 startet.