Ein Scheitern der Brexit-Verhandlungen darf nicht zur Realität werden

BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang äußert sich zur Wiederaufnahme der Brexit-Verhandlungen. Die unmittelbar vom Brexit betroffenen Unternehmen seien gezwungen, in einem Atemzug zwei Krisen zu meistern. 

„Es ist ein lang erwartetes Signal, dass die EU und das Vereinigte Königreich die Gespräche zu ihrem zukünftigen Verhältnis fortsetzen. Die Coronakrise verlangt beiden Parteien ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und wertvoller Zeit ab. Unerwartet sind zu den großen inhaltlichen Hürden immense organisatorische Herausforderungen gekommen. Das erschwert die Verhandlungen seit Wochen massiv.

Die unmittelbar vom Brexit betroffenen Unternehmen sind gezwungen, in einem Atemzug zwei Krisen zu meistern. Durch die Corona-Maßnahmen sind die Liefer- und Wertschöpfungsketten in Europa bereits unterbrochen. Mit dem Austritt Großbritanniens drohen zusätzlich schwerwiegende Verzögerungen. Noch fataler wären die Auswirkungen bei einem Ende der Übergangsphase ohne Folgeabkommen.

Die Wirtschaft ist besorgt darüber, dass das Scheitern der Verhandlungen zur Realität wird. Es droht ein fehlendes Folgeabkommen. Unternehmen müssen sich in jedem Fall ab dem kommenden Jahr auf erschwerte Bedingungen einstellen.

Die Zeit ist mehr als knapp. Den Verhandlern sollte klar sein, dass kaum mehr Möglichkeiten zur Abfederung der Brexit-Folgen bestehen. Es muss jetzt darum gehen, sämtliche Optionen des Austrittsvertrags genau zu prüfen, um einen harten Bruch unbekannten Ausmaßes zu verhindern.“