Eine Welt ohne fossile Brennstoffe: Kann das gelingen?

Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine globale Aufgabe. Das Pariser Klimaabkommen im Dezember 2015 war ein historischer Schritt. Denn die Vereinbarung sendet das starke Signal, dass der Klimaschutz zur Top-Priorität  geworden ist. Wie aber sieht die Umsetzung aus?

Als sich mit Abschluss der COP21 erstmals mehr als 190 Staaten darauf verständigten, den Klimaschutz vertraglich zu vereinbaren, wurde deutlich, dass die Bedeutung des Klimaschutzes für aktuelle und künftige Generationen weltweit anerkannt wurde. Doch der nächste Schritt wird umso herausfordernder: Wie ist es möglich, die Wirtschaft eines Landes weitgehend unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen? Wie gelingt eine so tiefgreifende Veränderung der Wirtschaft, ohne dabei die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren? Erforderliche Maßnahmen betreffen dabei nicht nur den Elektrizitätssektor, sondern auch die Mobilität, industrielle Prozesse, Landwirtschaft und den Gebäudesektor.

Es gibt nicht den einen Weg der Energiewende

Dem Pariser Klimaabkommen folgten Taten. Das zeigt ein kurzer Einblick in die aktuellen Entwicklungen verschiedener Länder.  Dabei gibt es weltweit durchaus unterschiedliche Herangehensweisen und Prioritäten. Noch ist nicht ausgemacht, wie die globale Energiewelt der Zukunft genau aussehen wird.

Das weltweit größte Energieforschungsprojekt ist der Fusionsreaktor ITER in Südfrankreich. Fusion funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Sonne und soll zur Erzeugung von Strom genutzt werden. Die acht größten Wirtschaftsmächte der Welt arbeiten bei diesem Projekt eng zusammen und stehen in  ständigem  Austausch über die Forschungsergebnisse und Entwicklungen. Erste Erfolge sind inzwischen in Sichtweite, das erste „Plasma“ soll im Jahr 2025 erzeugt werden und die erste Fusion dann einige Jahre später folgen.

Während in Deutschland die erneuerbaren Energien stark im Vordergrund stehen, pflegt Japan eine andere Priorisierung. Die japanische Energieforschung fokussiert sich insbesondere auf die Herstellung und Nutzung von Wasserstoff. Bis 2040 soll anstatt fossiler Brennstoffe eine vollständige Versorgung durch Wasserstofftechnologie gewährleistet sein. Schon jetzt baut Japan eine internationale Wasserstofflieferkette auf, unter anderem mit Kohle aus Australien und der CCS-Technologie. Letzteres beschreibt die Absonderung von Kohlenstoffdioxid an Kraftwerken und Industrieanlagen. Diese werden anschließend in tief liegenden geologischen Gesteinsschichten gespeichert. Auf diese Weise können auch bei der Kohlenutzung CO2-Emissionen weitgehend vermieden werden.

Im starken Kontrast dazu und vor ganz anderen Herausforderungen steht Indien. Dessen Bevölkerung  umfasst mittlerweile über eine Milliarde Menschen, Tendenz steigend. Durch den Fortschritt der Industrialisierung wächst der Bedarf an Energie beständig, weshalb Indien in alle Arten von Energieerzeugung investiert, einschließlich Erneuerbare und den Bau einer ganzen Reihe neuer Kohle- und Atomkraftwerke. 

Die USA stehen  hinsichtlich ihrer Klimapolitik in der Kritik.  Für die Energiegewinnung wird dort  mehr und mehr auf das kontrovers diskutierte Fracking zurückgegriffen. Bei diesem Verfahren wird mittels Tiefenbohrungen und gezieltem Wasserdruck Gestein aufgebrochen und Erdöl- und Erdgas aus großen Tiefen der Erde nach oben befördert. Risiken dieses Verfahrens bestehen vor allem für das Grundwasser. Allerdings konnten die USA ihre CO2-Emissionen dadurch in den letzten Jahren signifikant senken, indem sie von Kohle auf Gas umstellten.  Dank dem Fracking-Boom sind die USA zum größten Erdgas- und Öl-Produzenten der Welt geworden und absehbar auch der weltweit größte Exporteur von Erdgas und Öl.

Die unterschiedliche Ausgestaltung der Klimapolitik verschiedener Länder zeigt, dass es nicht den einen Weg gibt, um der Aufgabe des Klimaschutzes gerecht zu werden und eine Wirtschaft, die bisher auf der Verwendung fossiler Brennstoffe basierte, auf klimaneutrale Alternativen der Energiegewinnung umzustellen.

Gebot der Stunde ist es daher, offen für neue Technologien zu sein, deren Forschung zu fördern und diesbezüglich von anderen Ländern zu lernen, damit gemeinsam der Übergang zu einer globalen Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe gelingen kann.