Erneuerung der Weltwirtschaftsordnung
Der wichtigste Beitrag der neuen Bundesregierung wäre, den Ordnungsrahmen der Weltwirtschaft, der 70 Jahre lang für Frieden und Wohlstand gesorgt hat, zu bewahren und zu reformieren. Ob Welthandelsorganisation, Europäische Union, zahllose bilaterale Handelsabkommen oder die informellen Normen und Prinzipien, die den Welthandel regeln, sie alle tragen transatlantische Ideen in sich. Doch die einzelnen Bestandteile der freiheitlichen Wirtschaftsordnung müssen gestärkt und erneuert werden, um den neuen Entwicklungen (z.B. digitaler Handel) Rechnung zu tragen, die Deutschlands Wirtschaftsbeziehungen beeinflussen. Dabei kann Deutschland in dreierlei Hinsicht helfen.
Die USA zur Wiederaufnahme der TTIP-Verhandlungen ermutigen
Erstens kann Deutschland die Vereinigten Staaten dazu ermutigen, die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) wiederzubeleben. Vielleicht könnte das unter einem neuen Namen geschehen, der klarer hervorhebt, wie ein solches strategisches Abkommen sowohl das amerikanische als auch das deutsche Wirtschaftswachstum und die weitergehenden nationalen Interessen fördern würde. Die Trump-Administration könnte leichter für eine solche Idee gewonnen werden, wenn es eine Verpflichtung für einen gemeinsamen Ansatz zum Umgang mit Staatsunternehmen und anderen Aspekten von Chinas geoökonomischen Zielen enthielte.
Die Eurozone widerstandsfähiger machen
Zweitens sollte die neue Bundesregierung die Chancen ergreifen, die von der neuen „radikalen Mitte“ und proeuropäischen Regierung unter dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron repräsentiert werden. Sie wollen die Eurozone gegenüber externen Schocks widerstandsfähiger machen, beispielsweise durch einen Abbau von Handelsbilanzungleichgewichten zwischen den EU-Mitgliedsstaaten.
Weltweit in Beziehungen mit gleichgesinnten Ländern investieren
Und drittens sollte Deutschland weltweit in seine Beziehungen mit gleichgesinnten Ländern investieren, um Schaltstellen für seine wirtschaftlichen Werte und Interessen zu schaffen, insbesondere in den Schwellenländern. Es gibt keinen besseren Ort, damit zu beginnen, als Argentinien, dem Deutschland am Ende dieses Jahres seine G20-Präsidentschaft übergeben wird.
Peter S. Rashish ist Senior Fellow und Director des Geoeconomics Program des American Institute for Contemporary German Studies (AICGS) an der Johns Hopkins Universität. Zuvor war er Vizepräsident für Europa und Eurasien an der U.S. Chamber of Commerce und Berater für transatlantische Wirtschaftsbeziehungen in zwei Präsidentschaftswahlen der USA.