Europas Konjunktur hält sich wacker

Die Wirtschaft der Europäischen Union dürfte im Jahr 2016 um 1,7 Prozent wachsen, und jene im Euroraum um 1,6 Prozent. Die Erholung am Arbeitsmarkt stützt den Privaten Konsum, der weiterhin größter Wachstumstreiber bleibt. Die Investitionen kommen nicht recht vom Fleck und liegen unter dem Vorkrisenschnitt. Auf Grund des stockenden Welthandels ist der Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum sogar leicht negativ.

Das britische Referendum hat die Märkte vorerst aus der Bahn geworfen und für Volatilität gesorgt. Die Einbrüche der Börsen sind mittlerweile wieder kompensiert. 2016 dürften die wirtschaftlichen Auswirkungen kaum spürbar sein. Das Pfund Sterling hat seit der Ankündigung des Referendums um rund 20 Prozent abgewertet. Dies dürfte die Exporte der EU-Mitgliedstaaten nach Großbritannien leicht dämpfen. Die langfristigen Effekte werden vom künftigen Status der Handelsbeziehungen abhängen.

Die Geldpolitik der EZB stößt zunehmend an ihre Grenzen. Die unkonventionellen Maßnahmen weisen abnehmende Effekte auf. Ohne Unterstützung der Struktur- und Fiskalpolitik könnte der Impuls der Geldpolitik auf das Wachstum versiegen. Die niedrigen Zinsen helfen beim Abbau der öffentlichen Schulden. Diese dürften von 86,8 Prozent des BIP in 2015 auf 84,4 Prozent in 2016 zurückgehen.

Die weltweite Wachstumsschwäche erfordert schon jetzt ein ambitioniertes Gegensteuern der Wirtschaftspolitik. Die Finanzpolitik muss vorhandene Spielräume nutzen, um Wachstum und Produktivität zu steigern. Auf nationaler Ebene fehlen ergänzende industrie- und innovationspolitische Impulse. Dies kann auch durch drei oder vier große Mitgliedstaaten ohne Vollabstimmung in den EU-Gremien erfolgen.