Faule Kompromisse darf es nicht geben

BDI-Präsident Ulrich Grillo hat sich Anfang Juli gegenüber den Zeitungen Bild und Bild am Sonntag zum Referendum in Griechenland geäußert.

„Der Grexit wäre ein riesiges Problem für Griechenland. Die griechische Wirtschaft ist stark von Importen abhängig. Sie machen ein Drittel aller Waren und Dienstleistungen im Land aus. Zum Beispiel würde die Einfuhr deutscher Maschinen sehr teuer, wenn ein Kunde in Athen mit einer weicheren Währung bezahlen müsste. Für alle Griechen würde eine extrem harte Zeit bevorstehen. Wenn ein Kunde in Athen demnächst mit einer weicheren Währung bezahlen müsste, würden Einfuhren auf einen Schlag sehr teuer – zum Beispiel Lebensmittel, Medikamente und Energie.“

„Es bleibt dabei: Alle Euro-Staaten müssen sich an die gemeinsamen Regeln halten. Dazu gehört, vereinbarte Reformen umzusetzen. Das Prinzip ist richtig: Geld nur gegen Reformen. Faule Kompromisse darf es nicht geben. Griechenland kann nicht um jeden Preis in der Währungsunion gehalten werden."

„Für die deutsche Industrie wären die unmittelbaren Folgen eines Austritts beschränkt. Das Handelsvolumen mit Griechenland ist vergleichsweise gering. Zwar ist Deutschland für die Südosteuropäer der wichtigste Handelspartner. Im Vergleich unserer Handelspartner liegt es aber nur an 38. Stelle.“

„Schwer zu kalkulieren sind die mittelbaren Folgen. Klar ist: Europa ist in den vergangenen Jahren der Staatsschuldenkrise robuster geworden. Aber was ein Grexit für einzelne Länder der Eurozone bedeutet, für die Finanzmärkte und unsere Konjunkturerwartungen insgesamt, das lässt sich noch nicht abschätzen. Selbst bei einem Grexit wird Griechenland viele Jahre auf Unterstützung aus Europa angewiesen sein. Auch auf finanzielle Hilfen. Es gibt kein ‚entweder Grexit oder Hilfen‘.“

„Das Ergebnis ist ein Schlag ins Gesicht aller Europäer. Das griechische Volk hat sich selbst in eine äußerst schwierige Lage manövriert, die Regierung in Athen trägt die Verantwortung dafür. Ministerpräsident Tsipras hat die Axt an die europäische Idee angelegt. Sie baut auf Solidarität und gemeinsam empfundener Verantwortung. Dieser Sonntag macht die Zukunft für das griechische Volk noch unsicherer, die Geduld Europas wird weiter aufs Äußerste strapaziert. Wir müssen an die Klugheit und Vernunft der Griechen appellieren. Ich kann mich nur wundern, wie fahrlässig die Regierung gehandelt hat.“

„Der Ausgang des Referendums ist eine Niederlage für Griechenland und auch kein politischer Erfolg für die Regierung Tsipras. Sie agiert verantwortungslos, wenn sie jetzt nicht alles tut, um schnellstens Ziel an den Verhandlungstisch mit den internationalen Gläubigern zurückzukehren. Die Richtung aller Entscheidungen muss klar sein: Griechenland braucht einen verlässlich funktionierenden Staat, um weltweit Vertrauen herzustellen. Die Situation ist nun für Griechenland noch dramatischer geworden.“