Finanzierung von KMU umfassend betrachten

Ein besseres Umfeld für Börsengänge könnte die Finanzierungsmöglichkeiten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) erleichtern. In einem Beitrag zur Folgenabschätzung der EU-Kommission betont der BDI außerdem, wie bedeutsam eine integrative Sicht aller Finanzierungsinstrumente und eine gezielte Überarbeitung der KMU-Definition sind.

Mittelständler und damit KMU sind gerade in Deutschland, aber auch in anderen EU-Staaten, von besonderer Bedeutung für die Wirtschaft. Börsengänge können helfen, die Finanzierungsquellen des Mittelstands zu verbreitern. Dabei spielen jedoch auch kulturelle Faktoren eine Rolle. So scheuen sich etablierte Mittelständler in Deutschland oft vor einem Börsengang, da die Einheit von Eigentum und Verantwortung im Unternehmen verwässert wird. Noch dazu gehen mit einer Börsennotierung weitere Pflichten, wie etwa zu finanzieller Transparenz einher, die dem nachhaltigen, meist generationenübergreifenden Denken und Handeln mittelständischer Unternehmen fremd sind – es gilt der Grundsatz „in Generationen denken, nicht in Quartalen“.

Klassische Finanzierungsinstrumente für KMU am wichtigsten

Die Finanzierung von KMU ist daher breiter und umfassend zu betrachten. Auch wenn Börsengänge ein wichtiges Element sind, dürfen klassische Finanzierungsmöglichkeiten von KMU regulatorisch nicht zurückgedrängt werden. Allen voran sind dabei Bankkredite als primäre Finanzierungsquelle zu nennen. Zudem müssen attraktive Rahmenbedingungen für Verbriefungen von KMU-Krediten und Handelsforderungen gesichert werden. Ein Hemmnis stellt zusätzlich die Verpflichtung zur Bereitstellung von Basisinformationsblättern dar, die laut aktueller PRIIPs-Verordnung für börsennotierte KMU gilt. Sie hat einen erheblichen administrativen Mehraufwand für KMU zur Folge und setzt somit falsche Anreize.

KMU-Definition stärker an unternehmerische Realität anpassen

Nicht zuletzt sollte ein geeignetes regulatorisches Umfeld für die Unternehmensfinanzierung aus mittelstandspolitischer Perspektive auf einer KMU-Definition ansetzen, die stärker der unternehmerischen Realität im Alltag entspricht. Zudem sprechen wirtschafts-, industrie-, struktur- sowie beschäftigungspolitische Gründe für eine Reform der Definition. Eine Erhöhung der bisherigen finanziellen und personellen Schwellenwerte sowie die Integration von qualitativer Indikatoren, wie beispielsweise wirtschaftliche und rechtliche Selbstständigkeit, bieten hierzu Ansatzpunkte. Ebenso könnte die Definition auf sogenannte Mid Caps ausgedehnt werden.