Industrie fordert massive Investition in die Digitalisierung

Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung spricht BDI-Präsident Dieter Kempf über Digitalisierung am Standort Deutschland und die Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung. Die digitale Transformation biete viele Chancen trotz sich verändernder Anforderungen in der Arbeitswelt. Außerdem Thema: Die europäische Strategie für den Klimaschutz vor der Klimakonferenz in Kattowitz.

Die Digitalisierung könne in Deutschland zu positiven Beschäftigungseffekten führen, sagt Kempf. Die Industrie brauche dafür sehr schnelle und stabile Datenverbindungen per Glasfaser oder schnelle Mobilfunkverbindungen wie den 5G-Standard, betont Kempf. Außerdem müsse man „massiv in Bildung investieren, um die Basis für das Erlernen digitaler Grundtechniken zu legen“.

Bei der künstlichen Intelligenz liege Europa weit hinter China und den USA, konstatiert der BDI-Präsident. „Es wird höchste Zeit, die KI-Strategie zügig umzusetzen“, mahnt Kempf. Er fordert das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Geld „für die Weiterentwicklung industrieller Anwendungen zu nutzen.“ Denn da habe der Standort Deutschland einen deutlichen Vorteil. Zusätzlich müsse man weltweit auf die Suche nach Experten gehen und Forscher aus den USA und China nach Europa locken.

Zur Zukunft der europäischen Klimapolitik betont Kempf, dass die deutsche Industrie fest zum Pariser Klimaabkommen stehe. Dennoch mahnt er: „In Europa sollten wir vorsichtig sein, dass wir aus ambitionierten Zielen nicht überambitionierte Ziele machen.“ Denn die EU sei für lediglich knapp zehn Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Europa könne das Weltklima nicht allein retten. Klimaschutz sei nur dann erfolgreich, wenn er auch Versorgungssicherheit, Preisstabilität und verträglichen Strukturwandel im Auge behalte.