Energiewende: World Energy Outlook in Berlin

Panel beim World Energy Outlook © Christian Kruppa

Internationale Entwicklungen bei der Energiewende im Auge behalten

Deutschland ist keine energiepolitische Insel. Schließlich ist die deutsche Wirtschaft so handelsintensiv wie kaum ein anderes Land. Die Wertschöpfungsketten sind verstärkt europäisch und zunehmend global. Die Absatzmärkte für Erzeugnisse der deutschen Industrie finden sich seit jeher auf dem gesamten Globus.

Steigt der Ölpreis, müssen Privathaushalte und Unternehmen tiefer in die Tasche greifen. Sinkt in den USA der Gaspreis, können amerikanische Wettbewerber der deutschen energieintensiven Industrie billiger produzieren. Investiert Indien mehr in Kohlekraftwerke, relativiert dies die Klimaschutzbemühungen der EU. Energiepolitische Entscheider in Deutschland und Europa müssen daher stets die internationalen Entwicklungen vor Augen haben und diese bei der eigenen politischen Weichenstellung mitdenken.

14. World Energy Outlook Vorstellung – eine „Berliner-Energie-Tradition“ 

Über die Bedeutung der internationalen Entwicklungen für die deutsche Energiewende diskutierten der BDI, das Bundesministerium für Energie und Wirtschaft (BMWI), und der Weltenergierat-Deutschland gemeinsamen mit seinen Gästen in Berlin. Die „Flaggschiff-Publikation“ der Internationalen Energieagentur (IEA) gilt weltweit als „Bibel der Energiewirtschaft“. Aus den Szenarien und Berechnungen der IEA leiten Politiker und Wirtschaftsführer weltweit relevante Entscheidungen ab. Für das Berliner Publikum ist die jährliche Vorstellung des World Energy Outlook (WEO) durch den ehemaligen Chefökonomen und heutigen Generaldirektor der IEA, Fatih Birol, daher zu einem echten Highlight im – an Konkurrenz nicht armen – energiepolitischen Terminkalender der Hauptstadt geworden.

BDI-Präsident Dieter Kempf sagte in seinem Grußwort: „Die Energiewende wird auch nur dann international als Vorbild wahrgenommen, wenn es gelingt, den Industriestandort Deutschland mit intakten Wertschöpfungsketten und Energiewende zusammen voranzubringen“. Gleichwohl betonte Kempf, dass sich die deutsche Industrie keineswegs dem Klimaschutz verweigert und sich global, wie zuletzt im Rahmen der Klimakonferenz in Bonn, engagiere. „Die gewaltigen Herausforderungen wie Bevölkerungswachstum, Migration oder Klimawandel und Energiesicherheit könnte man nur kooperativ und gemeinsam erfolgreich gestalten. Ansonsten entstände ein „race to the bottom“, wo jeder auf sich und seine Probleme schaut und am Ende die Probleme bestenfalls nur verschoben, aber nicht gelöst werden“, so Kempf.

Im Anschluss an die Grußworte von Herrn Kempf und BMWi-Staatssekretär Baake stellte Fatih Birol die neusten Zahlen aus seinem Werk vor. Das Publikum staunte insbesondere nicht schlecht als die Wachstumserwartung für den chinesischen und indischen Strommarkt bis 2040 vorgestellt wurden. Die IEA erwartet, dass China bis dann die gesamte Stromnachfrage der EU dazu baut, während Indien die USA hinzu addiert. Diese und weitere spannende Entwicklungen wurden unter Moderation von Carsten Rolle, Abteilungsleiter Energie- und Klimapolitik beim BDI, in einem hochkarätigen Panel diskutiert. Da der WEO dieses Jahr einen geographischen Fokus auf China legt und zudem den Energieträger Erdgas näher betrachtet, saßen neben Kirsten Westphal von der Stiftung Wissenschaft und Politik und Timur Gül von der IEA, Xianzhang Lei von GEIDCO/State Grid Corporation of China und Klaus Schäfer von der Uniper AG auf dem Podium.

Impressionen vom World Energy Outlook 2017