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Kulturförderung als Investition in die Zukunft

Noch vor einigen Jahren war Oberhausen die am höchsten verschuldete Stadt Deutschlands. Inzwischen wurde die Neuverschuldungsrate massiv gesenkt, auch durch schmerzhafte Einschnitte auf dem Feld der Kultur. Vor diesem Hintergrund spricht Apostolus Tsalastras, Stadtkämmerer und Kulturverantwortlicher, über Entschuldung, Kultur und Standortförderung.

Wie haben Sie angesichts eines großen Schuldenbergs und notwendiger Einschnitte wesentliche Schwerpunkte öffentlicher Förderung definiert? Welche Rolle spielen Wirtschafts- und Kulturförderung – jeweils einzeln und auch wechselseitig?

In Oberhausen haben wir in den vergangenen Jahren massiv einsparen müssen. Dies ging leider auch zu Lasten der Kultur- und Sportangebote. So wurde beim Theater etwa eine Million Euro eingespart. Andere Einrichtungen, wie der Bücherbus, wurden ebenfalls abgeschafft. Trotz der Einsparungen war klar: Ein Teil der Kulturarbeit muss erhalten bleiben. Ein Großteil der Kulturförderung wird für Projekte der Kinder- und Jugendarbeit verwendet und damit auch eine Investition in die Zukunft. Hinzu kommt, dass Kulturförderung auch immer Wirtschaftsförderung ist. Eine Stadt kann die Kulturförderung nutzen ein positives Bild von sich zu zeichnen und Schwerpunkte im Tourismus zu verdeutlichen.

Was ist Kulturförderung für Sie persönlich? Welche Bedeutung hat ein Angebot von Kunst und Kultur für den Standort?

Mir persönlich ist ein Ansatz wichtig, der primär Angebote fördert, die sich ohne Förderung nicht am Markt durchsetzen können. Eine Alimentierung von z. B. Musicals sollte es nicht geben. Eher werden Angebote gefördert, die einen Bildungsauftrag haben und gesellschaftliche Debatten ermöglichen.

Oberhausen hat keine Universität. Künstlerische Angebote bieten daher eine alternative für intellektuelle Auseinandersetzung und trägen damit zum positiven Stadtbild bei. Es ist wichtig, dass dies auch durch die Stadt bereitgestellt wird. So kann unsere Stadt für Menschen, die dies schätzen, attraktiv bleiben. Kulturangebote schaffen eine positive städtische Resonanz und tragen positiv zur Stadtentwicklung bei.

Begrenzte öffentliche Mittel erfordern den Einsatz von Spendern für den Erhalt eines attraktiven kulturellen Angebots. Welche Rolle spielen hier Unternehmen? Wie bewerten Sie deren Engagement zur Kulturförderung?

Unternehmen und private Förderer können großartige Beiträge leisten, um Kunst- und Kulturangebote vor Ort zu stäken. Grundsätzlich gilt für Oberhausen, dass es ein niedriges Einkommensniveau gibt. Die Spenderbereitschaft ist gering, jedoch vorhanden. Lokal sind Unternehmen und Unternehmer hauptsächlich in der Unterstützung von Kulturveranstaltungen und Sportvereinen tätig. Ebenfalls möchte ich dabei das zahlreiche, intensive ehrenamtliche Engagement von Privatpersonen betonen. Viele Bürger sind in Kultur- und Sportvereinen aktiv und stellen hier eine Menge auf die Beine. Kultur bereichert das Leben in der Stadt und muss von der Stadtgesellschaft getragen werden. Insofern ist jedes Engagement – ob Unternehmen oder Privatperson – stets zu begrüßen.