China

Während der Lockdown-Phase bis Anfang April 2020 kam es in dieser Zeit zu starken Einschränkungen der Mobilität und zur Disruption von Lieferketten. Dennoch hatten schon bis Ende März 2020 praktisch alle großen Unternehmen wieder ihre Geschäftsaktivitäten aufgenommen. Allerdings liegt die Wirtschaftsaktivität auch aktuell immer noch weit unter dem üblichen Niveau.

Die Beratung Trivium errechnete für Anfang Juni 2020 eine durchschnittliche Geschäftsaktivität von 88 Prozent des regulären Niveaus. Nach einem Rückgang des BIP von 6,8 Prozent im ersten Quartal verzichtete die chinesische Regierung erstmals auf die Vorgabe eines Wachstumsziels für das Gesamtjahr. Der IWF indes rechnet für 2020 nur noch mit einem BIP-Anstieg in Höhe von 1,2 Prozent.
Ausfuhrbeschränkungen: Durch den Lockdown wurde auch die Warenausfuhr nach Übersee stark eingeschränkt; die Exporte brachen in den ersten beiden Monaten um 17 Prozent ein; im Mai 2020 lag das Minus noch bei 3,3 Prozent. Eine Konsequenz aus dieser Ausfuhrlücke sind Engpässe bei strategischen Gütern im Gesundheitsbereich in Deutschland und Europa. So ist China Hauptlieferant für zahlreiche Grundstoffe pharmazeutischer Produkte. Seit Anfang des Jahres zählt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 178 Erstmitteilungen von Lieferengpässen bei Medikamenten (Stand 15. Mai). Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 waren es 18 Erstmitteilungen. Ein Sonderfall war der Bereich medizinischer Schutzausrüstungen wie Atemmasken und Schutzkleidung. China ist bei diesen Warenkategorien ein bedeutender Produzent und Anbieter. Die globale Nachfrage war geradezu explodiert, während China die Exporte zeitweise eingeschränkt hatte, um den eigenen Bedarf zu decken. Zu Jahresanfang hatte China weltweit Schutzausrüstung aufgekauft, was die Situation für andere Länder zusätzlich erschwerte. Nachdem zahlreiche Betriebe die Produktion von medizinischer Schutzausrüstung stark ausgeweitet beziehungsweise neu aufgenommen hatten, wurde auch der Export einerseits wieder gefördert, andererseits aufgrund von (notwendigen) zusätzlichen Qualitätssicherungsmaßnahmen beschränkt.Dabei nutzte die chinesische Regierung den Zugriff auf diese Ressourcen, um sich mit der sogenannten „Maskendiplomatie“ international als Helfer in der Krise darzustellen.

Reisebeschränkungen: Durch rigide Einreisebeschränkungen will man sich vor einer zweiten Infektionswelle durch „Virus-Reimporte“ aus dem Ausland schützen. Während chinesische Rückkehrer einer strikten Quarantäne unterworfen werden, gilt seit dem 28. März 2020 für Ausländer grundsätzlich ein Einreisestopp. Bereits erteilte Visa und Aufenthaltsgenehmigungen sind temporär ausgesetzt. Ausgenommen sind Inhaber von diplomatischen, Dienst-, Courtesy- und C-Visa sowie Personen, deren Tätigkeit von den Behörden als notwendig eingestuft und deren Visa nach dem 28. März 2020 ausgestellt wurden.
Noch ist nicht absehbar, wann diese Beschränkungen wieder vollständig aufgehoben werden. Nachdem China für Geschäftsreisende aus Südkorea Anfang Mai 2020 eine „Fast Track“-Regelung eingerichtet hatte, haben sich auch deutsche Unternehmen in China mit Unterstützung der Deutschen Botschaft und der AHK an die chinesische Regierung gewandt, um die Einreise ihrer Mitarbeiter wieder zu ermöglichen. Laut AHK sollen rund 2.000 Expatriates aus Deutschland auf eine Rückreisemöglichkeit warten. Zwischenzeitlich hat die chinesische Regierung spezielle Charterflüge als “Fast Track” zugelassen. Dabei werden Reisende vor Abflug und nach Ankunft auf Covid-19 getestet und können so theoretisch die Quarantänezeit von bis zu 21 Tagen auf 48 Stunden verkürzen. Ein erster Flug von Frankfurt nach Tianjin wurde am 29. Mai durchgeführt, ein erster Flug nach Shanghai am 3. Juni. In der Praxis hat sich dann allerdings herausgestellt, dass aufgrund der strengen Auflagen der chinesischen Behörden fast alle Passagiere zunächst in eine 14-tägige Quarantäne müssen. Derzeit sind weitere drei Charterflüge für den Juli geplant.