Mehr Chance als Krise: Afrika im Wandel

Das Bild vom Krisenkontinent war lange vorherrschend – und ist doch nicht mehr aktuell. In Subsahara-Afrika sind viele Dinge in Bewegung. Der junge, kreative Nachwuchs, der auf dem Kontinent heranwächst, bietet auch deutschen Unternehmen zahlreiche Chancen. Dennoch gibt es Risiken. Hier könnte die Politik helfen.

Von wegen dritte Welt: Dynamische Märkte, steigende Kaufkraft, eine wachsende Mittelschicht, große Investitionsprojekte, kontinuierlich hohe Wirtschaftswachstumsraten – all das verbindet man in der Wirtschaft mittlerweile mit Afrika. Den einstigen „Krisenkontinent“ gibt es nicht mehr. Passender sind Begriffe wie "Nachbarkontinent", "Kontinent der Veränderung" und „Chancenkontinent“. Genau zu diesem Schluss kam das Seminar des Instituts für Sozial- und Wirtschaftspolitische Ausbildung e. V. (ISWA) mit dem Titel "Chancenkontinent Afrika?", das in Zusammenarbeit mit dem BDI im März in Berlin stattfand. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten zweieinhalb Tage über die wirtschaftliche Entwicklungen Subsahara-Afrikas und deren Bedeutung für deutsche Unternehmen.

Große Chancen für deutsche Unternehmen

Besonders im Infrastrukturausbau, in Energiefragen sowie im Wassermanagement bietet Afrika große Chancen für deutsche Unternehmen. Als afrikanischer Ehrengast betonte Dennis Karera, Präsident des East African Business Council (EABC), dass der ostafrikanische Markt vor allem für die Textil-, Schuh- und Automobilindustrie attraktiv ist.

Noch immer gibt es Hemmschwellen

Doch trotz zahlreicher positiver Entwicklungen in vielen afrikanischen Ländern darf man über die Herausforderungen, die ein mögliches Engagement dort mit sich bringt, nicht hinwegsehen. So ist die Infrastruktur noch lange nicht auf mitteleuropäischem Level. Die Bevölkerung in den meisten Ländern wächst zwar, auf Grund des oft unzureichenden Bildungssystems sind Fachkräfte dennoch Mangelware, dafür ist die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Und nicht zuletzt sorgen in einigen Ländern instabile politische Verhältnisse für einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor.

Die Politik ist gefordert

Die Herausforderungen ließen sich für die Unternehmen mit einer stärkeren politischen Flankierung durch die Bundesregierung einfacher meistern, darin waren sich auch die Seminarteilnehmer einig. Denn das Risiko, sich in Afrika zu engagieren, bleibt höher als in manch anderen Märkten. Unterstützung wäre besonders in zwei Bereichen sinnvoll: bei der erneuten Ausweitung von staatlichen Exportkreditgarantien (Hermes-Deckungen) sowie bei besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Mittelständler mit einem Kreditvolumen bis zwei Millionen Euro.