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Möglichkeiten der Datennutzung im industriellen Mittelstand ausschöpfen

Auf dem Weg zu datengetriebenen Geschäftsmodellen beklagt die deutsche Wirtschaft zahlreiche Hemmnisse, etwa die Sorge vor unautorisiertem Datenzugriff Dritter. Eine Studie im Auftrag des BDI zeigt: Weniger als ein Drittel der Unternehmen ist digital und data ready. Die Politik ist gefordert, rechtssichere Rahmenbedingungen und modernste digitale Infrastrukturen zu schaffen, um die Datennutzung zu stärken. Gerade im Mittelstand ist das Potenzial groß.

Datengetriebene Geschäftsmodelle werden immer bedeutender für die unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit – egal ob börsennotierter Konzern oder mittelständisches Familienunternehmen. Eine IW-Studie zeigt, dass viele Mittelständler die Potenziale der neuen Wertschöpfungsoptionen noch nicht umfassend kennen und nutzen. Viele verfügen zwar über Datenbestände, nutzen diese bislang aber nicht oder stehen erst am Anfang des Weges. So kommen etwa die Vernetzung und Automatisierung von Produktionsprozessen mancherorts nur schleppend voran. Rund 77 Prozent der befragten Unternehmen ist der Nutzen von Datenaustausch unklar.

Weniger als ein Drittel der Unternehmen ist „data ready“

Die Studie zeigt große Unterschiede bei der „Data Readiness“ der rund 500 befragten deutschen Unternehmen: Nur 28 Prozent weisen einen hohen Digitalisierungsstand hinsichtlich des eigenen Datenmanagements auf. 72 Prozent sind weniger digital und zugleich weniger bereit, Daten zu teilen.

Als größtes Hemmnis für eine stärkere wirtschaftliche Datennutzung nennen neun von zehn Unternehmen die Sorge vor unautorisiertem Datenzugriff Dritter. Fast ebenso viele bezeichnen datenschutzrechtliche Grauzonen und Unklarheiten bezüglich der Nutzungsrechte der Daten als zentrale Hürden. Fehlende Rechtssicherheit bei der Anonymisierung von Daten ist für drei von vier Unternehmen konkretes Hemmnis.

Die zehn größten Hemmnisse für eine stärkere wirtschaftliche Datennutzung

Quelle: IW-/IWC-Unternehmensbefragung Datenökonomie, 2020, eigene Berechnung

Nicht zuletzt das europäische Cloud-Projekt Gaia-X soll die Verbreitung von Cloud-Lösungen und Datenanwendungen in Deutschland und der EU maßgeblich vorantreiben. Die Ergebnisse der Befragung verdeutlichen, dass Gaia-X vor allem bei Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten bis dato wenig bekannt ist. Nur vier Prozent geben an, das Vorhaben zu kennen. Bei größeren Unternehmen liegt der Bekanntheitsgrad bei 54 Prozent.

Politik muss modernen regulatorischen Rahmen schaffen und digitale Infrastrukturen ausbauen

Politik, digital affine Unternehmen sowie Kammern und Verbände müssen das Bewusstsein für die Möglichkeiten intelligenter Datennutzung stärken, insbesondere im Mittelstand. Unternehmen sind aufgefordert, qualifizierte Fachkräfte anzuwerben und die öffentliche Hand sollte endlich ein innovationsfreundlicheres Umfeld mit modernsten digitalen Infrastrukturen schaffen – auch in ländlichen Räumen. Unternehmen brauchen faire und verlässliche Regulierung, die zugleich nicht mehr als nötig einengt.

Ergänzend lassen sich folgende Handlungsempfehlungen aus der Studie ableiten:

  • Politik und Datenschutzbehörden müssen bestehende datenschutzrechtliche Hemmnisse abbauen, etwa durch rechtssichere Prozesse zur Anonymisierung und Pseudonymisierung personenbezogener Daten.
  • Datenteilungspflichten müssen vermieden werden. Sie nehmen Unternehmen den Anreiz zur digitalen Transformation.
  • Marktreife Anwendungen für Gaia-X sind zügig verfügbar zu machen, damit sich digitale Geschäftsmodelle auf Basis eines sicheren Datenaustauschs zwischen Unternehmen entwickeln.

Für die Studie „Datenwirtschaft in Deutschland – Wo stehen die Unternehmen in der Datennutzung und was sind ihre größten Hemmnisse?“ befragte das IW Köln im September und Oktober 2020 im Auftrag des BDI über 500 Unternehmen aus dem Verbund Industrie und unternehmensnahe Dienstleister.