Geht nicht, gibt's nicht: Gigabit-Netze für Deutschland

Gigabit-Netze sind das Rückgrat der digitalen Transformation. Intelligente Städte, Industrial IoT, Augmented Reality, autonomer Transport und digitale Gesundheit sind nur einige von vielen Anwendungen, die wir erwarten können. Aber auch die innovativsten digitalen Anwendungen und neuen Geschäftsmodelle sind ohne funktionierende Netzwerke nicht denkbar. Obwohl viele wichtige Schritte unternommen wurden, steht Deutschland weiterhin vor Herausforderungen auf dem Festnetz- und Mobilfunkmarkt.

Der deutsche Masterplan

Die Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet, bis zum Jahr 2025 eine flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Netzen zu erreichen. Auf dem Weg zur Weltspitze im Bereich der digitalen Infrastruktur strebt die Regierung eine Führungsrolle im Bereich 5G an und kündigte eine mobile Abdeckung in allen Bereichen an. Im November 2019 hat die Bundesregierung hierzu eine Mobilfunkstrategie verabschiedet. Ziel der Strategie ist es, eine flächendeckende Versorgung mit mobilen Sprach- und Nachrichtendiensten (LTE/4G) sicherzustellen und den Ausbau von 5G-Netzen voranzutreiben. Darüber hinaus plant sie, zehn bis zwölf Milliarden Euro in eine vollständige Glasfaserversorgung zu investieren. Die Bundesregierung arbeitet auch daran, den Ausbau direkter Glasfaserverbindungen für sozioökonomische Akteure (Schulen, Krankenhäuser, Gewerbegebiete usw.) bis 2021 zu gewährleisten. Insgesamt sind die Pläne der deutschen Regierung ehrgeizig. Es ist jedoch entscheidend, diese Pläne in die Realität umzusetzen. 

Gemeinsame Lösungskonzepte für eine Gigabit-Gesellschaft

Für die deutsche Industrie ist es unerlässlich, die im Koalitionsvertrag vorgestellten Maßnahmen so umzusetzen, dass Netzbetreiber und die gesamte Branche in der Lage sind, schnell nutzerorientierte Infrastrukturangebote zu entwickeln. Die Politik muss dafür die entsprechenden regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen. Nur so kann der Industriestandort Deutschland mit den Vorreitern beim Ausbau von Gigabit-Netzen wie China oder Südkorea konkurrieren.

Der BDI schlägt daher folgende  Leitlinien vor:

• Die Verwaltungspraxis muss mit der technologischen Entwicklung und dem zusätzlichen Personalbedarf Schritt halten und darf Dynamik und Wettbewerb nicht bremsen. Dies gilt sowohl für das Fest- als auch für das Mobilfunknetz. Langwierige, komplexe Antrags- und Genehmigungsprozesse auf kommunaler Ebene für Zugangsrechte, Standorte und Baustellen müssen vereinfacht und standardisiert werden. Nur so kann der Ausbau von Gigabit-Netzen beschleunigt werden. Gleichzeitig muss dem Fachkräftemangel entschlossen begegnet werden. Qualifizierte Quereinsteiger und Facharbeiter aus dem Ausland können dazu beitragen, die Engpässe zu schließen.
• Gezielte Investitionsanreize für einen 5G-Leitmarkt sind von größter Bedeutung. Die Kombination von privaten und öffentlichen 5G-Netzen, harmonisierten Standards und Interoperabilität wird es der Industrie ermöglichen, von der neuen Technologie zu profitieren.
• Auch ländliche Gebiete müssen angeschlossen werden, da 70 Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Industrie in ländlichen Gebieten angesiedelt sind. Grundsätzlich muss der privatwirtschaftliche Ausbau immer Vorrang vor geförderten Projekten haben. In Gewerbe- und Industriegebieten, in denen ein wirtschaftlicher Netzausbau nicht möglich ist, sollten Gigabit-Netze technologieneutral und anbieterneutral gefördert werden.

Insgesamt müssen unterschiedliche Perspektiven zu gemeinsamen Lösungskonzepten führen, denn der Ausbau von Gigabit-Netzen ist eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe - von A wie Automobil bis Z wie Zement.