Statistischer Beirat macht Vorschläge zur Fortentwicklung der amtlichen Statistik

Der Statistische Beirat hat 26 Empfehlungen für die Weiterentwicklung der amtlichen Statistik für die kommenden vier Jahre veröffentlicht. Als übergeordnete Aufgabe und Leitlinie für alle notwendigen Maßnahmen sieht der Beirat die richtige Weichenstellung, um die amtliche Statistik fit für die digitale Zukunft zu machen.

Die Digitalisierung bedeutet für die amtliche Statistik neue Herausforderungen aber auch Potenziale. Notwendig ist eine Weiterentwicklung der statistischen Infrastruktur unter Berücksichtigung neuer technologischer Möglichkeiten der Datengewinnung und -verarbeitung. Denn nur so wird es gelingen, die weiter steigenden Datenanforderungen möglichst belastungsarm zu erfüllen. Der Statistische Beirat warnt vor einer pauschalen Reduzierung von Statistikpflichten und sieht in drei Handlungsfeldern Möglichkeiten, die Aufgaben des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter effizienter zu gestalten.

Das erste Handlungsfeld fokussiert auf die Schaffung einer modernen Infrastruktur für eine registerbasierte Statistik. Der Statistische Beirat verweist auf das Gutachten „Mehr Leistung für Bürger und Unternehmen: Verwaltung digitalisieren. Register modernisieren" des Nationalen Normenkontrollrates und hält hier eine datenschutzkonforme Zuordnung von Registerdaten über einheitliche behördenübergreifende Identifikatoren für erforderlich, um Registerdaten sinnvoll für statistische Zwecke nutzen zu können. Der Beirat regt an, bisher erfolgreich umgesetzte Registermodelle in anderen Ländern, beispielsweise in Österreich, oder auch globale Identifikatoren wie den Legal Entity Identifier, der mittlerweile in 400.000 europäischen Unternehmen zur Anwendung kommt, mit in die Diskussion einzubeziehen.    

Als zweites Handlungsfeld sieht der Beirat im Aufbau eines integrierten Registerzensus. Der Umstieg auf einen registerbasierten Zensus nach dem Zensus 2021 ist notwendig, um die steigenden Anforderungen an Zensus und Bevölkerungsstatistiken kostengünstig und möglichst belastungsarm erfüllen zu können. 

Ein drittes Handlungsfeld umfasst die Nutzung neuer digitaler Daten in der amtlichen Statistik. Es gibt hier bereits interessante Anwendungsfälle, und eine Vielzahl an Pilotprojekten, in denen die statistische Verwendung digitaler Daten erforscht wird. So zum Beispiel die Nutzung von Scannerdaten für die Preisstatistik, Smart Meter-Daten zum Energieverbrauch, Web Scraping für die Erfassung von offenen Stellen und Unternehmensdaten, Lkw-Mautdaten und Satellitendaten zum Nowcasting der Umsatz- und Produktionsentwicklung. Wenn auch das zukünftige Potenzial noch schwer abschätzbar ist, scheint es hier vielversprechende Ansätze für eine belastungsarme Generierung von Daten zu geben. Von Bedeutung wird die Beantwortung der noch offenen Rechtsfragen sein, beispielsweise die Frage nach einem dauerhaft geregelten gesetzlichen Zugang zu diesen Daten.