BDI zu den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen: Brasilien gehört in Liste der 20 wichtigsten Handelspartner

BDI-Präsident Siegfried Russwurm äußert sich anlässlich des Beginns der Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstage

„Brasiliens Bedeutung für Deutschland sollte sich auch in den Handelszahlen widerspiegeln. Das Land gehört in die Liste der 20 wichtigsten Handelspartner. Durchbruch für eine verstärkte Zusammenarbeit wäre das zügige Inkraftsetzen des EU-Mercosur-Abkommens. Die Verhandlungen begannen vor beinahe 24 Jahren. Es braucht mehr Pragmatismus in der EU-Handelspolitik. Hierfür ist die geplante Zusatzvereinbarung der richtige Weg, um das Abkommen zwischen Brüssel und Brasilia nicht nochmals aufmachen und neu verhandeln zu müssen. Industrie und EU-Kommission sind sich einig: Mehr Umweltschutz ist nur als Zusatzvereinbarung effizient in das Abkommen zu integrieren.  

Wir dürfen die Chance nicht verpassen, mit Mercosur eines der wichtigsten Projekte auf unserer bilateralen Handelsagenda umzusetzen. Es ließen sich 85 Prozent der europäischen Ausfuhrzölle in die Region und damit jährlich mehrere Milliarden Euro Abgaben für Unternehmen vermeiden. Das Abkommen setzt bei Umweltschutz und Arbeitnehmerrechten hohe Standards und verpflichtet die Länder, das Pariser Klimaschutzübereinkommen wirksam umzusetzen. In einem eigenen Nachhaltigkeitskapitel sind Regelungen zu Biodiversität, nachhaltiger Waldwirtschaft und zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlags geregelt. Zusammen mit unserem brasilianischen Partnerverband Confederação Nacional da Indústria (CNI) fordern wir die Regierungen auf, das Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung voranzutreiben sowie bilaterale Initiativen für Digitalisierung und Industrie 4.0 zu fördern.

Das Exportland Deutschland hat im vorigen Jahr Weltmarktanteile und Wettbewerbsfähigkeit verloren, daher ist der Bedarf an weiteren Freihandelsabkommen groß. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig internationale Kooperationen und vertrauensvolle Partnerschaften sind. Mit dem Abkommen rückt der südamerikanische Markt enger an Europa, unsere Regeln und Normen. Die deutsche Industrie setzt auf langfristige, verlässliche Perspektiven mit Lateinamerika. Dies dürfte dringend benötigte Wettbewerbsvorteile vor der Konkurrenz aus China und den USA bringen. Ziel muss sein, die Internationalisierung der deutschen und europäischen Wirtschaft über eine handelspolitische Strategie der Diversifizierung global voranzutreiben. Bei den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen werden wir uns gemeinsam mit der Bundesregierung für eine engere Zusammenarbeit stark machen.“

Zahlen und Fakten zur Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftsbeziehung:

Mit dem Freihandelsabkommen ließen sich 85 Prozent Zölle für die europäischen Exporte in die Region und damit jährlich mehrere Milliarden Euro Abgaben für Unternehmen vermeiden. Dadurch entsteht ein Markt von über 717 Millionen Menschen, der mit neun Prozent der Weltbevölkerung fast 20 Prozent der Weltwirtschaft und 31 Prozent der weltweiten Warenexporte abdeckt.

Deutschland steht mit 17 Milliarden Euro auf Platz zwölf bei den gesamten Direktinvestitionen in Brasilien.

Mit einem Handelsvolumen von etwa 18 Milliarden Euro steht Brasilien auf Platz 29 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands.

Im vergangenen Jahr lag Deutschland mit Direktinvestitionen nach Brasilien in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar auf Platz fünf, nur hinter den USA, Niederlande, Luxemburg und Spanien.

Brasilien ist das einzige BRICS-Land, mit dem Deutschland einen positiven Außenhandelssaldo hat. Bei den Exporten kommt Brasilien auf Platz 24, direkt nach Russland und Indien. Bei den Importen liegt Brasilien auf Platz 31 hinter allen anderen BRICS-Staaten.

Mit einem Anteil von 84 Prozent erneuerbarer Energien ist Brasilien bereits Vorreiter bei sauberer Stromerzeugung. Zum Vergleich: Deutschland liegt bei rund 52 Prozent.