Circlenomics

Die Idee des effizienten Rohstoffkreislaufs kann die Debatte um Müllvermeidung ablösen. Wenn es keinen Müll, sondern nur noch Rohstoffe in verschiedenen Herstellungs- und Verwendungszyklen gäbe, hätte dieses Prinzip seinen Höhepunkt erreicht.

Unter „Circlenomics“ verstehen wir neben neuen und nachhaltigen Produktionsweisen die Einstellung, dass jedes Ende eines Produktlebens Anfang einer neuen Produkthistorie sein kann. Restprodukte sind gleichzeitig die wichtigsten Rohstoffe im Sinne einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Technologien helfen schon heute, den Wert der Wertstoffe zu erhalten. Die Herausforderungen sind heute sehr praktischer Natur. Weißes Altglas etwa ist sehr anspruchsvoll. Wirft jemand Buntglas in die Weißglastonne, kann daraus nur noch schwer Weißglas entstehen. Denn der Sortieraufwand ist zu hoch. Moderne Maschinen sind jedoch in der Lage, das Glas nach Farben zu trennen. Künstliche Intelligenz dürfte den Sortiervorgang noch effizienter und präziser machen. Die verbesserte Sortierung ist Kern der effizienten Wiederaufbereitung und -verarbeitung. Dies gilt nicht nur für Glas, sondern auch für Plastik.

Technologien zerlegen auch komplexe Produkte

Aus Industrie-Sicht macht es keinen Sinn, dass nur Verpackungen im gelben Sack landen dürfen, nicht aber Plastik-Produkte. Hier wird es neue Ansätze und effiziente Technologien geben. Ähnlich sieht es mit verschmutzten oder vermischten PET-Abfällen aus. Künftig wird es möglich sein, PET in die chemischen Bestandteile zu zerlegen. Dies gilt auch für alte Computergehäuse, die mit einem chemischen Flammschutz hergestellt sind. Chemisches Recyceln macht möglich, das alte Gehäuse in seine Ausgangsstoffe zurückzusetzen – und so etwas Elektroschrott zu reduzieren.

Aber nicht nur der Umgang mit Rohstoffen von Individualverbrauchern ändert sich. Auch die industrielle Fertigung kann künftig schwer trennbare Grundstoffe zerlegen. Beispielsweise waren Teppichböden bislang für den Rohstoffkreislauf ungeeignet, denn die Kombination aus Naturfasern, Kunstfasern und Klebstoff machte die Wiederverwertung kompliziert. Moderne Verfahren schaffen hier Abhilfe.

Recycling beginnt in der Produktgestaltung

Damit Produkte gut recyclebar sind, muss bereits bei der Produktkonzeption angesetzt werden: Nicht nur die gewünschten Produkteigenschaften, sondern auch die Schritte zur Aufbereitung und Verwertung des benutzten Materials müssen mitgedacht werden. Von der Produktgestaltung, insbesondere aber von der Auswahl und Kombination der verwendeten Materialien, hängt der spätere Recyclingerfolg ab.

Der Einsatz von Recyclingrohstoffen reduziert zudem in erheblichem Maße CO2-Emissionen und den Energieverbrauch. Bei einem Einsatz von Aluminium-Rezyklaten werden beispielsweise bis zu 95 Prozent der Treibhausgasemissionen eingespart, die im Vergleich bei der Verwendung von Primärrohstoffen ausgestoßen werden. Ein ganzheitlich gedachter Klimaschutz erfordert damit auch ein Umdenken in der Nutzung von Rohstoffen: eine Rohstoffwende durch mehr Ressourcenschonung, Recycling und eine effiziente Sekundärrohstoffwirtschaft.