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Durch KI und die Auswertung umfangreicher klinischer Daten erhalten Ärzte zusätzliche Erkenntnisse für ihre Diagnose. Mithilfe solcher Systeme können Therapieentscheidungen optimal vorbereitet werden. © Gorodenkoff | 226212185 | stock.adobe.com

 

Künstliche Intelligenz unterstützt medizinische Diagnosen

In der digitalen Zukunft des Gesundheitswesens unterstützen intelligente Gesundheitslösungen Ärzte bei der Diagnose von Erkrankungen. Selbstlernende künstliche Intelligenz kann Daten sammeln, vergleichen, auswerten – und so die menschliche Diagnose-Entscheidung ergänzen. Um diese Möglichkeiten zu nutzen, sind einheitliche und innovationsfreundliche Datenschutzregelungen eine wichtige Voraussetzung.

Die Diagnose ist der entscheidende Schritt im Behandlungsverlauf: Der Arzt ermittelt die Erkrankung eines Patienten und entscheidet, wer sie wie, womit und wie lange behandelt. Damit die bestmögliche Behandlung des Patienten gelingt, muss der Befund rechtzeitig und eindeutig feststehen. Beides lässt sich durch digitale Gesundheitslösungen entscheidend verbessern – sie erkennen Zusammenhänge zwischen Untersuchungsdaten, treffen schnelle Ableitungen, erkennen Muster in vergleichbaren Fällen und ebenso individuelle Faktoren bei jedem Patienten. Auf diese Weise entsteht eine breitere Datenbasis für die Entscheidung.

KI-Diagnoseunterstützung nutzen

Gerade Tumorerkrankungen sind in einem frühen Stadium nicht immer eindeutig zu diagnostizieren. Sie können individuell verlaufen, da ihre Symptome zunächst denen anderer Erkrankungen ähneln. Deshalb ist es für Patienten und Ärzte schwierig, die Symptome richtig einzuordnen. Behandelnde erkennen die Symptome mitunter nicht oder schließen aus ihnen auf andere Erkrankungen. Die Diagnose aber muss möglichst eindeutig sein: Sie muss eine oder mehrere Erkrankungen ausschließen – und vor allem eine tatsächliche Erkrankung sicher feststellen.

Digitale Anwendungen unterstützen dabei, indem sie große Datenmengen sammeln, systematisieren und auswerten. Parallel zum ärztlichen Screening und der Diagnose analysiert Künstliche Intelligenz (KI) klinische Daten. Die KI-Diagnoseunterstützung greift neben Labordaten, Symptomen und Bilddaten für einzelne Patienten zusätzlich auf eine große Datenbank zurück. Mit ihrer Hilfe gleicht sie zum Beispiel individuelle Computertomographie-Daten mit Datenbeständen breiterer Bevölkerungsgruppen ab. Durch diese Auswertung leitet die digitale Anwendung Hypothesen ab oder berechnet aus den individuellen Werten die Wahrscheinlichkeit bestimmter Diagnosen.

Künstliche Intelligenz ersetzt die menschliche Diagnose nicht. Sie zeigt Ärzten aber Zusammenhänge auf, weist auf Diagnosen in vergleichbaren Fällen hin und gibt Empfehlungen ab, mit welchen weitergehenden Verfahren Behandelnde ihre Diagnose zusätzlich absichern können.

Digital unterstützte Diagnosen benötigen Gesundheitsdaten

Als lernendes System profitiert die KI von einem großen Datenbestand: Je mehr Informationen sie hat, desto besser unterstützt sie. Um diesen Bestand aufzubauen, braucht das Gesundheitswesen in Deutschland Datenschutzregelungen, die digitale Innovationen unterstützen und die berechtigten Interessen der Patienten wahren. Ziel sollte sein, dass mehr Patientendaten für eine bessere Forschung und Versorgung zur Verfügung stehen.

Die Bundesländer legen die Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) unterschiedlich aus. Hinzu kommen Besonderheiten bei Krankenhausträgern wie Bundeswehr und Kirchen. Eine harmonisierte Auslegung, die auch Regeln zur Anonymisierung und Pseudonymisierung von Daten enthält, würde für alle Beteiligten Sicherheit im Umgang mit diesen Daten schaffen. Zusätzlich sollte es jedem Patienten hierzulande möglich sein, freiwillig seine Patientendaten für die Verbesserung von Forschung und Versorgung zu spenden.

Das digitale Gesundheitswesen muss in die Cloud

Neben den Behandlern benötigt auch die Gesundheitswirtschaft diese Daten, um innovative digitale Lösungen zu entwickeln. Das betrifft klinische Daten und Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen – alle Angaben, die Schlüsse über einen Behandlungsverlauf zulassen und mit denen sich die Versorgung verbessern lässt.

Alle diese Informationen sollten möglichst sicher und zentral abgespeichert werden, damit Anwendungen wie Präventions-Apps, eine Diagnose-KI und alle Beteiligten im Gesundheitswesen darauf zugreifen können. Die beste Lösung wäre eine Cloud-Plattform. Mit entsprechenden Zugriffsregelungen sowie Ver- und Entschlüsselung gewährleistet sie die hohen Anforderungen an den Patientendatenschutz. Um ein bundesweites System zu ermöglichen, müssten die Landesregierungen bestehende Cloud-Barrieren in ihren Krankenhausgesetzen abbauen. Außerdem sollten sie die restriktive Auslegung der DSGVO so angleichen, dass Datenschutz und Innovationsfähigkeit gewährleistet sind.