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Apps auf Smartwatch oder Smartphone informieren und erstellen Risikoprofile zur Früherkennung von Krankheiten. © andreaobzerova | 169392112 | stock.adobe.com

Digitalisierung ermöglicht individuelle Prävention und Screenings

Digitale Gesundheitslösungen erleichtern es Patienten und Behandelnden, Krankheiten vorzubeugen oder sie frühzeitig zu erkennen. Nützliche Apps für Smartphone und andere Endgeräte gibt es bereits. Damit sie in Deutschland weiter verbreitet und häufiger genutzt werden, muss ihre Finanzierung sichergestellt sein.

Die erfolgversprechendste Behandlung ist eine, die nicht nötig ist ­– oder möglichst früh beginnt. Menschen kennen ihre Risikofaktoren für Erkrankungen, betreiben Prävention im Alltag und werden so gar nicht erst krank. Oder sie lassen sich aufgrund dieser Risikofaktoren regelmäßig screenen, um mögliche Erkrankungen früh zu erkennen. Für beide Stationen der „Patient Journey“ sind digitale Lösungen wertvoll.

Präventionswissen per App

Ziel der Prävention ist es, vermeidbare Erkrankungen und die Faktoren, die sie beeinflussen, zu verstehen und systematisch anzugehen. Dabei hilft ein digitaler „Health Guide“ in Form einer Smartphone-App: Der Guide informiert Menschen über Risikofaktoren etwa für Krebserkrankungen. Außerdem erlaubt er Ärzten oder Krankenkassen, aktiv auf Screening-Angebote hinzuweisen oder zur Risikovermeidung anzuhalten, zum Beispiel indem er Hautkrebs-Risikopatienten daran erinnert, starke UV-Strahlung zu vermeiden.

Krankheiten durch digitales Screening erkennen

Ist eine Krankheit nicht durch Prävention zu vermeiden, geht es darum, ihren Ausbruch durch ein Screening früh zu erkennen. Digitale Lösungen helfen dabei, Daten hierzu sehr individuell auszuwerten. Studien haben gezeigt, dass bestehende Krebsscreening-Programme die Mortalität deutlich reduzieren. Allerdings sind sie teuer und ineffektiv, solange sie sich an Kriterien wie einer starren Altersgrenze orientieren. Hinzu kommt die unnötige Strahlenbelastung für Menschen, deren Erkrankungsrisiko gering ist.

Um solche Risikogruppen zielgenau zu identifizieren und anzusprechen, wäre ein digitales Screener-System sinnvoll. Es verknüpft eine Patienten-App mit einer Software bei Ärzten, Therapeuten sowie Krankenhäusern und ist medizinisch und finanziell deutlich effizienter. Aus persönlichen Gesundheitsdaten erstellt es individuelle Risikoprofile und bildet aus ihnen Bevölkerungsgruppen. Diese werden zu Vorsorgeuntersuchungen eingeladen, deren Resultate wiederum in die App einfließen und immer verlässlichere medizinische Ableitungen ermöglichen. So wächst ein lernendes System, aus dem sich für bestimmte Risikogruppen individuelle Screening-Intervalle ergeben, die besser zum tatsächlichen Erkrankungsrisiko passen.

Erstattungsregelungen für digitale Lösungen verbessern

Ein Problem solcher Gesundheits-Apps – wie auch anderer digitaler Gesundheitslösungen – ist ihre Finanzierung. Entwicklern in Unternehmen und Anwendern in Praxen und Krankenhäusern fehlt der Anreiz, sie einzusetzen. Digitallösungen sollten die gesetzlichen Krankenkassen künftig regelhaft erstatten. Anwendungen zur Prävention sind im neuen Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) gar nicht berücksichtigt, komplexe Anwendungen zur Diagnose- und Therapieunterstützung werden durch den Fokus auf Anwendungen in niedrigen Risikoklassen von der Erstattung ausgenommen. Aber nur mit einer ausreichenden Erstattung über alle Behandlungsschritte hinweg werden Unternehmen in digitale Lösungen investieren und Behandelnde sie einsetzen.

Ein weiterer zentraler Anreiz liegt in der künftigen Datenpflege: Hochwertige Daten sind die Grundlage jeder digitalen Gesundheitslösung. Die Dokumentation nimmt schon jetzt bei der Behandlung sehr viel Zeit in Anspruch. Um diese Zeit möglichst effizient zu nutzen, wären deshalb Vergütungen oder Zuschläge für eine hohe Qualität der erzeugten Daten sinnvoll.