Blick in die Zukunft

Der schnellste Supercomputer Deutschlands heißt „Hazel Hen“. Hinter der Fassade eines futuristischen Gebäudes in Stuttgart arbeitet er an hochkomplexen Aufgabenstellungen von Wissenschaft und Industrie, um künftige Szenarien zu berechnen und Risiken besser einschätzen zu können.

 

Eine niedrige Halle, innen stehen 41 graphitgraue Schränke in sechs langen Reihen. Was auf den ersten Blick aussieht wie die Umkleidekabine einer Sportstätte der Zukunft, ist in Wahrheit der schnellste Höchstleistungsrechner Deutschlands. Öffnet man eine der mit bunten Bildern bedruckten Türen, blickt man auf armdicke Kabelstränge, Platinen und blinkende Leuchtdioden.

Der Cray XC40, Rufname „Hazel Hen“, steht im Höchstleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS). Der Name ist eine Anspielung auf das Haselhuhn, eine bedrohte Fasanenart, die dafür bekannt ist, Hornissen zu verspeisen. Der Name passt zum Cray XC40: Sein Potenzial gibt er nach außen nicht zu erkennen. Doch im Innern verarbeitet er mit einer Leistung von über 7,4 Petaflops (7,4 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde) gigantische Datenmengen und erforscht komplizierte Fragestellungen und Systeme.

„Hazel Hen“ führt komplexe Risikoberechnungen durch

Der Cray XC40 ist kein Formel Eins-Rechner, sondern ein robuster, nutzerfreundlicher Supercomputer mit konstanter Anwendungsleistung und hoher Skalierbarkeit für umfassende Aufgaben aller Art. Wer Daten berechnen oder Simulationen durchführen möchte, findet in „Hazel Hen“ hierzulande den schnellsten Partner seiner Art. Von Beginn an hat das HLRS seine Dienstleistungen nicht nur Wissenschaftlern angeboten, sondern auch der Industrie.

Energieunternehmen beispielsweise minimieren per Standortsimulation die Ausfallrisiken ihrer Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Autohersteller simulieren in der Entwicklungsphase Crashtests, um Risiken neuer Fahrzeuge und Fahrassistenzsysteme zu reduzieren. „Hazel Hen“ kann aber auch extreme Wetterereignisse oder Naturkatastrophen kalkulieren, was für die Branchen Versicherung, Agrar oder Energie, aber auch für die globale Supply Chain der Industrie von großer Bedeutung ist. Auf diese Weise gestalten Unternehmen die Zukunft, ohne Risiken für Mensch oder Natur eingehen zu müssen.

Risiken minimieren, Cybersicherheit wahren

Ein Vorteil des Supercomputers „Hazel Hen“ ergibt sich aus seinem festen Standort in Stuttgart-Vaihingen, denn Unternehmensdaten sind durch den Rechtsbereich der EU geschützt. Datensicherheit ist nicht nur eines der wichtigsten Themen in der deutschen Industrie, sondern auch ein zentraler Bestandteil des Risikomanagements. Gefährdungsanalysen und geeignete Schutzmaßnahmen reduzieren die Gefahren durch Cyberangriffe auf ein Mindestmaß. Hierzu ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Behörden geboten – etwa in der Allianz für Cyber-Sicherheit, die einen umfangreichen Austausch von Informationen und Erfahrungen ermöglicht.

Supercomputer wie „Hazel Hen“ können bei Cybersicherheit helfen, indem sie komplexe Verschlüsselungstechniken oder Abwehrmaßnahmen mitentwickeln. Der 2015 in Betrieb genommene Cray XC40 generiert außerdem Simulationen, die sogar physisch erfahren werden können. Denn das HLRS verfügt über ein „Holo-Deck“, ähnlich wie in den Star-Trek-Filmen. Hier heißt es „Cave Automatic Virtual Environment“, kurz CAVE. In diesem Raum werden mit Hilfe von fünf Projektionsflächen Simulationen in virtueller Realität dargestellt. Der User kann durch menschliche Organe navigieren oder durch einen Wirbelsturm spazieren – ganz ohne Risiko.

Slideshow: Der schnellste Supercomputer in Deutschland

Ein Superlativ: der Supercomputer „Hazel Hen“  © Rainer Klank / Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Supercomputer „Hazel Hen“  © Rainer Klank / Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Supercomputer „Hazel Hen“  © Christoph Morlinghaus / Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Supercomputer „Hazel Hen“  © Rainer Klank / Projekt „Superlative – Made in Germany“

Ein Superlativ: der Supercomputer „Hazel Hen“  © Rainer Klank / Projekt „Superlative – Made in Germany“

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