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Transformationsstudie: Regionen in Deutschland unterschiedlich stark von industriellem Wandel betroffen

Die heutige Regionalförderung leistet keinen systematischen Beitrag, um die Transformation zu Klimaneutralität und Digitalisierung sicherzustellen. Eine neue Studie des Netzwerks Zukunft der Industrie zeigt, dass eine Zeitenwende bei der Wirtschaftsförderung nötig ist: eine Politik, die sich hauptsächlich auf strukturelle Schwächen konzentriert, trägt nicht effektiv zur Bewältigung der Transformationsherausforderungen bei.

Das Gespenst der Deindustrialisierung geht wieder um. Zumindest seit 2016 ist wieder ein schwindender Anteil der Industriebranchen an der Bruttowertschöpfung in Deutschland zu beobachten. Steigende Energiepreise, fehlende Fachkräfte und bürokratische Prozesse machen es immer schwerer, erfolgreich zu wirtschaften. Trotz dieses schwierigen Umfeldes müssen die Unternehmen in die digitale und grüne Transformation investieren, um ihre Zukunft zu sichern – eine Herkulesaufgabe.

Nicht mehr Fördergeld, sondern besseren Förderstrategien

Die Studie "Transformationsstrategien für besonders betroffene Regionen" der IW Consult, der Universität Kassel und der Universität Tübingen kommt zu dem Ergebnis, dass eine differenziertere und proaktivere Regionalpolitik der Transformation einen neuen Schub geben könnte. Dabei gehe es nicht um mehr Fördergeld, sondern um bessere Förderstrategien. „Die Transformation ist an einem kritischen Wendepunkt. Um die Transformation zum Erfolg zu führen, müssen Unternehmen Innovationen und Investitionen massiv ausbauen. Dafür sind gute Rahmenbedingungen das A und O: saubere, verlässliche und bezahlbare Energieversorgung, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie weniger Regulierungsdichte“, kommentiert BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner.

Die Transformationsstudie macht Regionen aus, die besonders von der Transformation der Industrie betroffen sind, analysiert ausgewählte regionale Transformationsnetzwerke und leitet daraus Empfehlungen für eine verbesserte Förderstrategie ab.

Regionaler Chancenindex identifiziert konkrete Lösungsstrategien

Die Transformationsstudie ist von grundlegender Bedeutung, da sie nicht nur die aktuellen Schwierigkeiten aufzeigt, sondern auch konkrete Strategien zu deren Lösung anbietet. Eine Schlüsselkomponente dieser Studie ist die Erstellung eines regionalen Chancenindexes, der aus dreißig verschiedenen Variablen besteht. Des Weiteren deckt der Chancenindex Aspekte wie Wissen, Industriestruktur, Wachstumsumfeld, Demografie, Infrastruktur und Attraktivität ab. Dieser Index ermöglicht es, risikoreiche und vielversprechende Regionen zu identifizieren und bietet eine solide Grundlage für anstehende Entscheidungen.

Es ist entscheidend zu erkennen, dass die Regionen in Deutschland mit sehr unterschiedlichen Problemen konfrontiert sind. Daher kann es keine einheitliche Lösung für die heute bestehenden Herausforderungen vor Ort geben. Vielmehr erfordern die unterschiedlichen geografischen Gegebenheiten maßgeschneiderte Antworten. Die Studie identifiziert den Transformationsbedarf für 117 deutsche Regionen. Dennoch variieren die Stärken und Schwächen dieser Regionen erheblich, was spezifische regionalpolitische Maßnahmen erfordert, um den Wandel zu fördern.

Transformationsfonds zur Unterstützung des Wandels

Ebenfalls sollte die Einrichtung eines speziellen Transformationsfonds in Erwägung gezogen werden. Aus diesem Fonds könnten neue Produktionsverfahren, Technologien, Geschäftspläne und Qualifikationen unterstützt werden. Unternehmen könnten einen festgelegten Anteil ihrer Transformationskosten als Gegenleistung für die Durchführung spezifischer Fallanalysen zur Verfügung stellen. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF), der bereits erfolgreich eingesetzt wurde, könnte als Modell für dieses Programm dienen. Nicht rückzahlbare Zuschüsse oder Darlehen mit einer maximalen Laufzeit von fünf Jahren sind mögliche Formen der Finanzierung.

Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wird mit der Reform der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) durch Bund und Länder zum 1. Januar 2023 markiert. Diese Reform betont als wesentliches Ziel der Förderung die Beschleunigung der Transformationsprozesse hin zu einer klimaneutralen und nachhaltigen Wirtschaft. Trotz dieser ermutigenden Entwicklung zeigt die Studie jedoch auf, dass einige für die deutsche Wertschöpfungsketten wichtige Orte noch nicht vollständig auf die anstehenden Veränderungen vorbereitet sind. Daher ist die Entwicklung regionaler Politiken und Programme von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung dieser Probleme.

Forschung und Entwicklung in innovationsschwachen Regionen fördern

Im Übrigen unterstreicht die Studie den Wert von Forschung und Entwicklung (FuE) für die Ankurbelung der regionalen Wirtschaft. Die FuE-Intensität variiert regional erheblich, daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Forschungsleistung in Gebieten mit geringerem Innovationspotenzial erheblich zu verbessern und zu steigern. Hier sollte der Staat eine aktive Rolle spielen und unternehmerische FuE sowie technologieorientierte Neugründungen gezielt fördern.

Das Bündnis "Zukunft der Industrie" wird seine Partnerschaften ausbauen und durch ein qualifiziertes Gespräch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz umsetzbare Vorschläge erarbeiten. Um die Transformation besonders betroffener Regionen erfolgreich voranzutreiben, wird sie ihre Aktivitäten und die Vernetzung mit regionalen Akteuren, einschließlich des Vorsitzes der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder, verstärken. Denn nur durch konzertierte Anstrengungen auf allen Ebenen können wir den Übergang Deutschlands zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich gestalten und die Zukunft für alle Bewohner in diesen Gebieten sichern.