„Africa's Development Dynamics 2019“ – Strategien für den wirtschaftlichen Aufstieg
Wie kann ein wirtschaftlich stabiles und zukunftsorientiertes Afrika aussehen? Im Rahmen einer Veranstaltung der Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (SAFRI) stellten Vertreter der Afrikanischen Union und vom OECD Development Centre Ende Februar 2020 ihren gemeinsamen Wirtschaftsbericht „Africa’s Development Dynamics 2019“ vor. Der BDI ist einer der Trägerorganisationen von SAFRI. Die Analyse gibt einen genauen Überblick zur aktuellen Lage und zum Potenzial der afrikanischen Märkte:
- Afrikas Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist seit 2000 jährlich um 4,6 Prozent gewachsen. Dies ist die zweitschnellste Wachstumsrate der Welt. Das Wachstum des Kontinents wird für 2019 auf 3,6 Prozent prognostiziert und dürfte zwischen 2020 und 2023 mit 3,9 Prozent robust bleiben.
- Afrikas Binnennachfrage ist der wichtigste Motor dieser Wachstumsleistung. Die afrikanische Mittelschicht ist von 108 im Jahr 1990 auf 247 Millionen Menschen im Jahr 2013 gestiegen.
- Die Nachfrage verlagert sich zunehmend auf verarbeitete Güter. Die regionale Nachfrage in Afrika nach verarbeiteten Nahrungsmitteln ist 1,5-fach schneller gewachsen als der weltweite Durchschnitt. Große panafrikanische Unternehmen und dynamische Startups nutzen bereits diese Wachstumschancen.
- Die Mehrheit der afrikanischen Unternehmer profitieren von dieser Dynamik jedoch nicht, da ihre Produktivität nicht stark genug ist. Seit 2000 stagniert die durchschnittliche Arbeitsproduktivität Afrikas bei etwa zwölf Prozent des US-Niveaus. Das Verhältnis der Arbeitsproduktivität zwischen Afrika und Asien ist von 67 Prozent im Jahr 2000 auf 50 Prozent im Jahr 2018 gesunken.
Starke Unternehmen als Schlüssel zum wirtschaftlichen Aufstieg
Afrika braucht stabil wachsende Unternehmen, um die Chancen in höhere Gewinne, mehr Investitionen und neue, menschenwürdige Arbeitsplätze zu verwandeln. Dies gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen in beschäftigungsintensiven Sektoren.
Der Bericht schlägt einen systemischen Ansatz für einen Wandel vor – durch:
- die Entwicklung effektiver Unternehmenscluster für Kooperationen, wie z. B. bei der Fachkräfteausbildung oder Produktspezialisierungen,
- die Förderung regionaler Produktionsnetzwerke, um neue Investoren anzuziehen und Synergien innerhalb der Wertschöpfungsketten zu entwickeln,
- die Stärkung der Unternehmen zur Erschließung neuer Märkte durch den Abbau nicht-tarifärer Hemmnisse für den kontinentalen Handel, vereinfachte Verwaltungs- und Zollverfahren sowie eine verbesserte Infrastruktur.
Der BDI bringt sich ein
Die deutsche Wirtschaft kann einen positiven Beitrag leisten, um afrikanische Unternehmen zu stärken und die wirtschaftlichen Rahmenbedingen vor Ort zu verbessern. Zwei Beispiele: Der BDI unterstützt im Rahmen einer Verbandspartnerschaft den East-African Business Council (EBAC) – der die Interessen von Unternehmen in den ostafrikanischen Staaten Burundi, Kenia, Ruanda, Südsudan, Tansania und Uganda vertritt. Das soll der Privatwirtschaft eine stärkere Stimme geben, für bessere Rahmenbedingungen und privatwirtschaftliche Investitionen. Mit einem zweiten Projekt „Perspektiven schaffen“ und in Zusammenarbeit mit dem EABC vernetzt der BDI deutsche und ostafrikanische Unternehmen und stärkt den Wissens- und Technologietransfer. Ziel ist dadurch, die Produktivität afrikanischer Unternehmen zu erhöhen und regionale Netzwerke zu fördern. Somit setzt der BDI mit seiner Initiative bereits an den Vorschlägen des Berichts an.
Panafrikanische Freihandelszone birgt riesiges Potenzial
Bei der Vorstellung des Berichts in Berlin betonten Vertreter aus Wirtschaft und Politik die großen Chancen, die die transkontinentale Freihandelszone AfCFTA den Unternehmen bietet. „Das Inkrafttreten der afrikanischen kontinentalen Freihandelszone im Jahr 2019 markiert ein starkes Engagement der afrikanischen Staats- und Regierungschefs für einen produktiven Wandel. Aber es wird nur funktionieren, wenn die afrikanischen Firmen stark genug sind, um auf diesem neuen, erweiterten Markt zu konkurrieren. Sie brauchen eine mutigere und intelligentere Regierungspolitik, die sie unterstützt", sagte Mario Pezzini, Direktor des OECD-Entwicklungszentrums und Sonderberater des OECD-Generalsekretärs für Entwicklung.
Das Abkommen umfasst insgesamt 1,2 Milliarden Verbraucher und könnte einem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von über zwei Billionen Euro schaffen. Bis 2022 sollen alle Zölle auf Dienstleistungen und 90 Prozent der Produktzölle auf dem Kontinent wegfallen. Afrikas BIP könnte um ein Prozent, die Gesamtbeschäftigung um 1,2 Prozent pro Jahr steigen.