„Africa's Development Dynamics 2021“ – Digitalisierung für hochwertige Arbeitsplätze
Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung der Subsahara-Afrika Initiative der deutschen Wirtschaft (SAFRI), stellten die Afrikanische Union (AU) und das OECD Development Centre ihren Bericht „Africa’s Development Dynamics 2021“ vor. Der BDI ist einer der Trägerorganisationen von SAFRI. Die Kernaussagen des Berichts sind:
- Die Corona-Pandemie stellt für Afrika eine noch nie dagewesene finanzielle Herausforderung dar. Die gesamten nationalen Ersparnisse könnten um 18 Prozent, Überweisungen von ausgewanderten Afrikanern in ihre Herkunftsländer um 25 Prozent und ausländische Direktinvestitionen um 40 Prozent zurückgehen. Die Haushaltsdefizite werden sich voraussichtlich verdoppeln. Die internationalen Geber haben hingegen zugesagt, die Entwicklungshilfe auf dem Vorkrisenniveau zu halten.
- Die Verschuldung Afrikas wird auf etwa 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ansteigen. Das Schuldenmoratorium der G20-Länder bietet eine notwendige Atempause für afrikanische Länder. Eine Aussetzung und Umstrukturierung der Schulden könnten dennoch unausweichlich sein, um die Agenda 2063 zu finanzieren.
- Die Corona-Krise stärkt die Rolle der Digitalisierung für die produktive Transformation Afrikas. Der Kontinent kann mit digitalen Erfolgen aufwarten, die Schlagzeilen machen. Die Revolution des mobilen Geldes ist ein bekanntes Beispiel. In Afrika gibt es 480 Millionen Mobiltelefon-Konten. Dies ist weltweit die höchste Anzahl. Zudem bieten mehr als 500 afrikanische Unternehmen technologiegestützte Innovationen im Bereich Finanzdienstleistungen an. Digitale Innovationen müssen sich jedoch weit über diese Erfolgsinseln hinaus in alle Wirtschaftsbereiche ausbreiten. Nur wenn dies geschieht, entstehen Arbeitsplätze in großem Umfang.
Digitalisierung als Wegbereiter für hochwertige Arbeitsplätze
Laut AU und OECD sollten die afrikanischen Regierungen folgendes auf den Weg bringen:
- Digitale Innovationen über Großstädte hinaus fördern: Der Internetzugang hat sich durch die Verbreitung von Mobiltelefonen erweitert. 72 Prozent der Afrikaner sind inzwischen regelmäßig online. Allerdings ist die digitale Nutzung nach wie vor ungleich verteilt, beispielsweise in Bezug auf Geschlecht, Einkommen und Wohnort. Nur 26 Prozent der Landbewohner des Kontinents nutzen das Internet regelmäßig, verglichen mit 47 Prozent der Stadtbewohner.
- Afrikas Arbeitskräfte auf die digitale Transformation vorbereiten: Gegenwärtig hat fast jeder zweite Jugendliche das Gefühl, dass seine Fähigkeiten nicht für den örtlichen Arbeitsmarkt geeignet sind.
- Innovationsbarrieren beseitigen, um Firmen konkurrenzfähig zu machen: Die Regierungen müssen kleine und mittlere Unternehmen unterstützen, um im digitalen Zeitalter wettbewerbsfähig und innovativ zu sein. Der Besitz einer Website steht z. B. in einem positiven Zusammenhang zu den Direktexporten. Mit einer Website kann das Unternehmen den Anteil der Direktexporte am Unternehmensumsatz um durchschnittlich 5,5 Prozent steigern. Jedoch hat nur jedes dritte Unternehmen im formellen Sektor Afrikas eine eigene Website.
- Regionale und kontinentale Zusammenarbeit vertiefen: Die Politik muss sich auf regionaler und kontinentaler Ebene abstimmen. Nationale Digitalisierungsstrategien können nicht in Silos arbeiten. Die Integration der digitalisierten Volkswirtschaften in die afrikanische kontinentale Freihandelszone erfordert eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Dies betrifft Bereiche wie digitale Besteuerung, Datensicherheit, Datenschutzstandards und grenzüberschreitende Datenströme. Bislang hat z. B. nur jedes zweite afrikanische Land eine Gesetzgebung zum Schutz persönlicher Daten.
Spektakuläre Erfolgsgeschichten lassen hoffen
„Afrikas digitale Wirtschaft wächst schnell und hilft, die Auswirkungen der Corona-Krise zu mildern. Viele private und öffentliche Akteure haben ihre digitalen Praktiken angesichts der pandemiebedingten Einschränkungen angepasst. Die Erfolgsgeschichten sind spektakulär. So stiegen beispielsweise die mobilen Geldtransfers in Ruanda während des ersten Monats des Lockdowns um das Vierfache, als kontaktlose Zahlungen zur neuen Normalität wurden“, sagt Mario Pezzini, Direktor des OECD-Entwicklungszentrums und Sonderberater des OECD-Generalsekretärs für Entwicklung.
Der BDI bringt sich ein
Die deutsche Wirtschaft kann einen positiven Beitrag leisten, um Digitalisierung auf dem afrikanischen Kontinent voranzutreiben. Ein Beispiel: Mit seinem Projekt „Perspektiven schaffen“ mit dem East-African Business Council (EBAC) vernetzt der BDI deutsche und ostafrikanische Unternehmen und stärkt den Wissens- und Technologietransfer. Konkret brachte der BDI die kenianische Firma TenSense und die deutsche Firma Phy2Trace zusammen, um für TenSence eine Digitalisierungslösung zum transparenten und nachvollziehbaren Management seiner Produkte und Prozesse, inklusive Zahlung und Zertifizierung, zu entwickeln. Somit setzt der BDI mit seiner Arbeit bereits an den Ergebnissen des Berichts an.