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Alles im grünen Bereich

Eine leise Revolution schreitet auf Hochtouren voran: die stetig zunehmende Ressourceneffizienz. Die deutsche Industrie trägt mit innovativen Technologien und Produkten entscheidend zu einem nachhaltigen Einsatz der verwendeten Rohstoffe und zu verstärkter Kreislaufführung bei.

Aluminium, Chrom, hochwertige Kunststoffe und ein 120-Liter-Benzintank – der ausgemusterte Sportwagen stammt ohne Zweifel aus jenem Zeitalter, in dem Erdöl noch voller Bewunderung „schwarzes Gold“ genannt und geradezu verschwenderisch eingesetzt wurde für die Produktion und den Betrieb von Fahrzeugen. Ohne Chance, die nächste Hauptuntersuchung zu schaffen, steht das rostige Coupé jetzt vor der Recyclinganlage, um von High-Tech-Aggregaten wieder in saubere Fraktionen aus Kupfer, Stahl und anderen Metallen und Rohstoffen zerlegt zu werden. Früher wäre der Wagen eher komplett durch die Shredder-Anlage gejagt worden, anstatt brauchbare Komponenten akkurat auszubauen und wieder in die Produktionskreisläufe zurückzuführen. Das ist heute nicht mehr akzeptabel.

Nicht erst seit heute wissen wir, dass die natürlichen Vorratskammern der Erde nicht unerschöpflich sind. Energieträger wie Öl, Erdgas und Steinkohle oder Materialien wie Metalle, Erze und seltene Erden bis hin zu Chemikalien, Wasser und dem Grund und Boden, auf dem Anbauflächen oder Gebäude und Werkshallen entstehen – unser gesamtes Wirtschaften beruht auf der Nutzung natürlicher Ressourcen. Deren Endlichkeit erfordert, dass wir zunehmend in Kreisläufen denken, auch um Umwelt und Klima zu schützen.

Rohstoffe effizient zu nutzen, bedeutet also zuallererst, sie nachhaltiger zu nutzen, um mit weniger Ressourceneinsatz zu gleichen oder besseren Ergebnissen zu kommen. Dazu gehört auch, nicht erneuerbare durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen, Produkte langlebiger zu gestalten und ihre Recyclingfähigkeit zu erhöhen.

Das Umweltbundesamt umschreibt Ressourceneffizienz als „ein Denken in Stoffströmen aus einer Lebenszyklusperspektive, das die gesamte globale Wertschöpfungskette von der Rohstoffgewinnung an berücksichtigt“. Diese Strategie folgt dem Konzept der Ökoeffizienz, das spätestens seit dem Umweltgipfel von Rio de Janeiro 1992 ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt ist.

Ressourceneffizienz durch Optimierung der Produktionsverfahren

Da unsere Ressourcen knapp, teuer und wertvoll sind, ist die Steigerung der Ressourceneffizienz seit Jahren ein wichtiges Thema in der Rohstoffwirtschaft wie auch in allen anderen Industriezweigen und hat auch einen hohen politischen Stellenwert. Dies gilt für die internationale Ebene genauso wie für die europäische und nationale. Vorrangiges Ziel ist es, die Natur verantwortungsvoll zu nutzen, Ressourcen zu schonen und die Umweltbelastungen, die durch unsere vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten entstehen, auf ein Minimum zu reduzieren.

Dass umweltgerechte Produktgestaltung und hohe Ertragskraft keinen Widerspruch darstellen, zeigen Beispiele aus der Industrie. Oft lässt sich mit einer durchdachten Ressourceneffizienzstrategie das gleiche, wenn nicht sogar ein besseres Ergebnis mit erheblichen Materialeinsparungen erzielen – und das nicht erst seit gestern. So fielen in der Chemieindustrie zum Beispiel noch Mitte der 1960er-Jahre für die Herstellung von 1.000 Kilogramm des Massenkunststoffs Polypropylen 185 Kilogramm ungenutzte Rohstoffe in Form von Produktionsabfällen an. Schlankere Produktionsprozesse reduzierten diesen Anteil bis Ende der 1980er-Jahre auf 23 und aktuell auf nur noch 5 Kilogramm – die Effizienz stieg damit von 81,5 auf 99,5 Prozent.

Für die Herstellung von Polypropylen wird zwar nach wie vor Erdöl gebraucht, aber über Mülltrennung und Recycling werden die gebrauchten Kunststoffverpackungen aus Polypropylen wieder dem Verwertungskreislauf zugeführt.

Ambitionierte Ziele für die Rohstoffstrategie der Zukunft

Im Rahmen der Neuauflage ihrer Nachhaltigkeitsstrategie von 2021 für Deutschland hat die Bundesregierung das Ziel formuliert, die Gesamtrohstoffproduktivität bis 2030 jährlich um 1,6 Prozent zu steigern. Das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm „ProgRess“ aus dem Jahr 2012 benennt konkrete Handlungsvorschläge, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Der Fokus liegt hierbei vor allem auf kleinen und mittleren Unternehmen, die zahlreiche Beratungsangebote zur Verbesserung ihrer Ressourceneffizienz nutzen können, insbesondere bei der Verwendung mineralischer und kohlenstoffhaltiger Rohstoffe.

Es ist gut, dass auch im zweiten Fortschrittsbericht ProgRess III, den das Bundeskabinett am 17. Juni 2020 verabschiedet hat, diese Grundausrichtung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms beibehalten wurde. Zusätzlich wurden die großen Chancen, die eine Digitalisierung der Produktionsstrukturen Unternehmen für einen effizienteren Ressourceneinsatz bieten, adressiert.

Einen engen Zusammenhang zwischen der Etablierung einer zirkulären Wirtschaft und der Ressourceneffizienz sieht die Europäische Kommission in dem im März 2020 veröffentlichten Circular Economy Action Plan. Letzterer setzt vor allem am Design der Produkte an, die von der neuen EU-Ökodesign-Verordnung erfasst werden sollen. Diese ist seit dem 18. Juli 2024 in Kraft. Das Ziel ist es, Produkte und ihre Bestandteile schon von Beginn an so zu gestalten, dass sie am Ende Ihres Lebenszyklus wiedergenutzt, aufbereitet oder möglichst vollständig recycelt werden können. Die Industrie unterstützt und beteiligt sich aktiv an der konkreten Umsetzung dieser Ziele und setzt sich für entsprechende möglichst produktspezifische rechtliche Vorgaben ein.