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Bezahlte Likes gegen den diplomatischen Boykott

Auch Regierungen setzten auf Soziale Medien. China versucht mithilfe von Influencern sein Image aufzubessern. Immer wieder erfährt die Volksrepublik Kritik für seine Menschenrechtsverletzungen und die eingeschränkte Meinungsfreiheit. Um dem entgegenzusetzen, schloss das chinesische Generalkonsulat in New York einen Vertrag über 300.000 US-Dollar mit einer US-amerikanischen PR-Firma ab.

Die chinesische Regierung wird seit Langem kritisiert für ihre anhaltenden Menschenrechtsverletzungen, die eingeschränkte Meinungsfreiheit, die Diskriminierung von etlichen Minderheiten in China und die enorme Umweltzerstörung, zuletzt für den Bau der olympischen Stätten. Das Image der Volksrepublik ist angekratzt und als Reaktion darauf, hatten einige Länder bereits Monate vor Beginn der diesjährigen Olympischen Winterspiele verkündet, die internationale Sportveranstaltung diplomatisch zu boykottieren und keine Politiker und Würdenträger nach China zu schicken.  

Influencer sollen Chinas Image aufpolieren 

Um das Image der Volksrepublik zu verbessern, setzt China auf die Sozialen Medien. Das chinesische Generalkonsulat in New York schloss Ende 2021 einen Vertrag über 300.000 US-Dollar mit der in New Jersey ansässigen PR-Firma Vippi Media ab. Der Auftrag besteht darin, dass das amerikanische Beratungsunternehmen eine Marketingkampagne organisiert, die positive Nachrichten über China auf den Plattformen TikTok, Instagram und der Live-Streaming-Plattform Twitch verbreitet. Die beim US-Justizministerium registrierte Vereinbarung begann im November 2021 und endet mit Abschluss der Winter-Paralympics im März 2022.  

Nach eigenen Angaben hatte die chinesische Kurzvideo-App TikTok im vierten Quartal von 2021 über eine Milliarde aktive Nutzer pro Monat. In China nutzen über 600 Millionen Menschen die App täglich und weltweit wurde TikTok bereits über drei Milliarden Mal runtergeladen. Die Reichweite der App, die in über 150 Ländern verfügbar ist, ist also groß, weshalb sie als Plattform für eine Online-Marketing-Kampagne sinnvoll ist.  

Sport, Kultur, Geschichte und modernes Leben als Inhalt der Kampagne 

Die Social Media-Strategie von Vippi Medien sieht vor, dass Influencer, insgesamt drei bis fünf Inhalte für ihre jeweilige Zielgruppen produzieren sollen. Dabei soll es inhaltlich ausdrücklich nicht nur um die sportlichen Wettkämpfe und Athleten selbst gehen. Der Fokus soll vielmehr auf interessanten und bedeutungsvollen Dingen vor, während und nach den Spielen liegen wie beispielsweise berührende Momente während der Wettkämpfe, die Kultur und Geschichte des Gastgeberlandes sowie das moderne Leben in Peking. Die teilnehmenden Influencer werden basierend auf ihrer Follower-Anzahl und Aktivität in drei Kategorien unterteilt: Makro-Influencer, Mid-Tier-Influencer und Social-Publisher. 

Hetze auf Facebook und der Einfluss auf die Politik  

Der Einfluss sozialer Medien auf die politische Kommunikation und anschließende Effekte ist bekannt. In der Vergangenheit wurden so Informationen schnell und schwer kontrollierbar verbreiten. So trugen Bots während der US-Wahlen im Jahr 2016 und im Rahmen der Brexit-Kampagne über soziale Medien zur Stimmungsmache bei. Und auch bei der Verfolgung der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar spielte Hetze über Facebook eine entscheidende Rolle bei der Gewalteskalation, wie ein Bericht der Vereinten Nationen belegt.  

Neben der Möglichkeit, sich unabhängig und zu jeder Zeit über Dinge informieren zu können, bringen soziale Medien auch negative Aspekte mit sich, wie die Verbreitung von Fake News und (anonymer) Hetze im Internet. Die chinesische Regierung unterdrückt die freie Verbreitung von Informationen im eigenen Land und zensiert das Internet für die Bevölkerung streng.