CCS- und CCU-Technologien: Wichtige Bausteine für den Klimaschutz
In Modellregionen sollten sowohl Technologien zur Abscheidung als auch zur Nutzung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Utilisation, CCU) transparent genutzt sowie sektorübergreifend erprobt werden, um kosten- und ressourceneffiziente Lösungen zu finden. Ziel ist es, im Hinblick auf die Klimaneutralität möglichst geschlossene Kohlenstoffkreisläufe zu etablieren. Unternehmen würden entlang einer CO2-basierten Wertschöpfungskette im Rahmen von Cluster-Lösungen kooperieren. So könnte beispielsweise über eine Art „Matchmaking“ das CO2 eines Unternehmens woanders wieder als Rohstoff zum Einsatz kommen. Die CO2-Mengen, die per CCU verwertet werden können, sind aus heutiger Sicht begrenzt. Es müssen also auch bei der sicheren Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) klare Fortschritte erzielt werden.
Mit Modellregionen für CCS- und CCU-Technologien lassen sich Investitionskosten sowie -risiken beim Bau und Betrieb von Pilotanlagen auf mehrere Partner verteilen und gemeinsames Know-how gewinnen. Die dort aufgezeigten Lösungen, innovativen Anwendungen und Wertschöpfungsketten sollten dann auf andere Regionen und Industriezweige übertragen werden. Damit würde die Skalierung auf Industriemaßstab gefördert und Akzeptanz und Vertrauen in der Bevölkerung in CCU- und CCS-Technologien geschaffen werden.
Die Abscheidung und Speicherung sowie die Nutzung von Kohlendioxid ist für die deutsche Industrie mit Blick auf ihre im Klimaschutzgesetz festgelegten Emissionsziele ein vielversprechender Ansatz und für das Erreichen der Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 unabdingbar – denn Technologien zur direkten Vermeidung von Treibhausgasemissionen allein reichen dafür nicht aus. In der Zement- und Kalkindustrie, zum Beispiel, entstehen Prozessemissionen, die nur schwer vermeidbar sind. Mittelfristig wird CCS in Verbindung mit der Nutzung von Biomasse zudem für den Ausgleich von Restemissionen erforderlich sein – sog. Negative Emissionen –, um klimaneutral werden zu können.
Was ist zu tun?
- Anrechnung auf Klimaziele ermöglichen: Wird CO2 stofflich genutzt (CCU), so ist das bislang im EU-Emissionshandel (EU ETS) unerheblich: Der Anlagenbetreiber muss trotzdem Zertifikate abgeben. Es sollte geprüft werden, ob das für CCU-Zwecke weitergeleitete CO2 von den Abgabeverpflichtungen im EU-ETS abgezogen werden kann. Die Reform des EU-ETS müsste hier anschließend entsprechende Öffnungen einführen.
- Öffentliche Mittel aufstocken: In Deutschland sind Investitionsmittel in Höhe von ca. 585 Millionen Euro bis 2025 für CCU und CCS-Technologien geplant. Um die Potenziale der Technologien hierzulande zu heben, müssen die eingesetzten Mittel aufgestockt werden.
- Transportinfrastruktur aufbauen: Eine Infrastruktur für den Transport von CO2 muss bis spätestens 2030 entstehen. Zudem sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen für den internationalen Transport geschaffen werden.
- Öffentliche Debatte fördern: Transparente und offene Kommunikation über Projekte und Regionen, die den Einsatz von CCS- und CCU-Technologien verfolgen, ist unabdingbar. Hierzu ist der Dialog mit der lokalen Bevölkerung zu suchen. Dabei sollte verdeutlicht werden, dass diese Ansätze unmittelbar dem Klimaschutz zugutekommen.
- Rechtssicherheit schaffen: Nach aktueller Rechtslage sind CCS-Projekte hierzulande nicht erlaubt. Der regulatorische Rahmen, wie das Kohlendioxid-Speichergesetz, muss daher überarbeitet werden. Die Bundesregierung hat das Gesetz kürzlich evaluiert und für 2023 unter anderem eine Strategie für unvermeidbare Restemissionen angekündigt.