Circular Economy: Wir müssen alle an einem Strang ziehen. © Unsplash/Sigmund

Circular Economy: Wir müssen alle an einem Strang ziehen

Die Transformation der Rohstoffkreisläufe nimmt als Circular Economy über alle Kontinente hinweg an Fahrt auf. Dass dabei kein Land allein die Ziele der Agenda 2030, des Pariser Abkommens und vor allem des Green Deal erreichen kann und alle gemeinsam an einem Strang ziehen müssen, erklärt Steven Stone, Vertreter des UN-Environment Programm. Die praxisnahe Umsetzung zeigt das Beispiel des deutschen Industrieunternehmens Aurubis.

Der erste nationale Fahrplan, um ein ganzes Land auf Circular Economy-Kurs zu bringen, wurde im Jahr 2016 bei den europäischen Nachbarn in Finnland erarbeitet. Viele andere Länder in Europa zogen nach. Mit dem zweiten europäischen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft hat die EU-Kommission im März 2020 nach 2015 bereits zum zweiten Mal die Weichen auf Wertschöpfungskreisläufe gestellt. Doch über alle Kontinente hinweg ist zu beobachten, wie das Thema Fahrt aufnimmt. Die Regierungen einiger afrikanischer Staaten gründeten im Jahr 2016 die African Circular Economy Alliance. Auch in Lateinamerika tut sich einiges. Die Andenstaaten Peru und Chile haben beispielsweise in den Jahren 2018 und 2019 die Ausarbeitung einer Circular Economy Roadmap initiiert. Kolumbien verfolgt indes seit 2019 eine eigene Kreislaufwirtschaftsstrategie.

Der Blick nach Südostasien verspricht ebenfalls eine Menge Potential: In der Region steht der Inselstaat Indonesien in den Startlöchern, eine Vorreiterrolle für Circular Economy einzunehmen, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Zusammen mit dem United Nations Development Program (UNDP) und mit Unterstützung der dänischen Regierung hat Indonesien im Jahr 2021 mit einer ersten Studie den Auftakt zu einer Circular Economy Roadmap gesetzt, in dessen Rahmen auch ein Aktionsplan aufgestellt werden soll.

Wirtschaftliche Chancen und Klimaziele – Es braucht mehr internationale Zusammenarbeit

Für Steven Stone, stellvertretender Abteilungsleiter der Wirtschaftsabteilung des UN-Environment Programme (UNEP), ist eine weltweite Institutionalisierung der Circular Economy bereits in vollem Gange: “Wir sehen viele Länder auch angesichts beschränkter Ressourcen mit viel Ideenreichtum voranschreiten”. Was uns dabei klar werden sollte: Kein Land kann das Rennen machen, wenn ein anderes zurückgelassen wird. Für dieses Argument ist kein anderes Beispiel emblematischer als der Klimawandel. Denn dieser betrifft uns alle und droht nicht nur die enorme Biodiversität wie beispielswiese in Südostasien zu gefährden. Die Circular Economy kann uns helfen, noch rechtzeitig die Kurve zu kriegen. Die Frage bleibt, wie sehr Klimaschutz und Wertschöpfungskreisläufe bereits zusammen gedacht werden.

Stone macht deutlich: „Wir können unsere Klimaziele nur dann erreichen, wenn wir unsere Wirtschaftsräume zirkulär gestalten." Es ist noch viel zu tun: Nur 8,6 Prozent der weltweiten Wirtschaft ist aktuell zirkulär. Bisher bestimmen noch lineare Wirtschaftsstrukturen (Take – Make – Dispose) das Bild der Welt. Das zwölfte der insgesamt siebzehn Ziel der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs), nämlich ‘Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherzustellen’, ist für Stone dabei das Sinnbild für Circular Economy. Er verweist zudem auf die weltweite Rohstoffeffizienzrate, die zeigt, wie mit den natürlichen Rohstoffen umgegangen wird. Diese nahm im Gegensatz zu einem Anstieg der globalen Rohstoffgewinnung besonders nach den 2000ern ab.

Einbahnstraße Lineare Wirtschaft? Die Industrie zeigt, dass es auch anders geht

Dass Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft Teil eines funktionierenden Geschäftsmodells sind, zeigen viele gute Beispiele der deutschen Industrie. 

Der Hamburger Konzern Aurubis ist einer der weltweit führenden Multimetall-Produzenten, Kupferrecycler und überzeugter Kreisläufer. Mit modernsten Recyclingtechniken werden im Aurubis-Hüttennetzwerk über eine Million Tonnen komplexe Recyclingrohstoffe pro Jahr effizient aufbereitet und die einzelnen Metalle ressourcenschonend und umweltfreundlich wiedergewonnen.

Das Unternehmen hat mit über 50 Partnern in der Industrie „Closing-the-Loop“-Prozesse etabliert. Dabei werden Altkupfer und Produktionsabfälle der nachgelagerten Wertschöpfungsketten direkt in den Kreislauf zurückgeführt. Ohne Material- und Qualitätsverlust können so große Mengen Energie und CO2 eingespart werden. Die gesamte Metallgewinnung aus Recyclingmaterialien und Konzentraten erfolgt mit weniger als der Hälfte des durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks der weltweiten Wettbewerber.

Und damit nicht genug: Im Zuge der überarbeiteten Unternehmensstrategie plant Aurubis, den Recyclinganteil in den produzierten Kupferkathoden sukzessive weiter zu erhöhen – bis 2030 auf mindestens 50 Prozent. Ein wichtiger Schritt ist dabei ein neues Recyclingwerk in Augusta ( Richmond County, GA), USA. In der ersten Sekundärhütte für Multimetall-Recycling in den Vereinigten Staaten überhaupt sollen beispielsweise Leiterplatten, Computerplatinen, Kupferkabel und andere metallhaltige Recyclingmaterialien in den Kreislauf zurückgeführt werden.

Der europäische Green Deal und die globalen Megatrends wie Digitalisierung, erneuerbare Energien und Elektromobilität werden den Bedarf an „Zukunftsmetallen“ vorerst weiter ansteigen lassen. Doch Circular Economy kann eine entscheidende Chance bieten, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Es liegt an uns, diese Chance zu ergreifen.