Datenwirtschaft als Katalysator industrieller Innovation
Im Verlauf des letzten Jahrzehnts hat die Bedeutung von Daten exponentiell zugenommen. Von 2012 bis 2022 hat sich das weltweit generierte Datenvolumen verzehnfacht. Bis 2025 soll sich dieses Volumen nochmals verdreifachen. Für Industrieunternehmen stellt die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Daten heute einen zentralen Wettbewerbsfaktor dar, der wirtschaftliches Wachstum und Innovationen vorantreibt. Besonders datenbasierte Geschäftsmodelle und Plattformen gewinnen durch die digitale Transformation an Bedeutung. Dies führt zu einem steigenden Einsatz datenbasierter Anwendungen in der Industrie, insbesondere beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Durch Datenanalyse und -integration lassen sich Produktivitätszuwächse und gesamtgesellschaftliche Vorteile realisieren. Deshalb streben viele Akteure danach, Daten von und über Maschinen, Gegenständen und IT-Systemen zu nutzen.
Der BDI begleitet die rechtlichen, technischen und ökonomischen Entwicklungen rund um den Umgang von (nicht-personenbezogenen) Daten, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung der europäischen und nationalen Datenstrategie mit ihren zahlreichen legislativen Einzelmaßnahmen. Für die deutsche Industrie geht es dabei vor allem um Produkt- und Prozessdaten – und somit überwiegend nicht-personenbezogene Daten. Hierfür vertritt der BDI eine effektive und faire Datennutzung, die ein freiwilliges Teilen von Daten unterstützt und einen Ausgleich zwischen den Interessen des Datenerzeugers und des Datennutzers vorsieht. Dazu gehört auch eine Ausweitung der staatlichen Open-Data-Politik, die den Staat zur Offenlegung von (anonymisierten) Daten verpflichtet und Innovationen befördert.
Data Readiness und bestehende Herausforderungen bei der Datennutzung in der Industrie
Zahlreiche deutsche Unternehmen haben im B2B-Bereich bereits erfolgreiche Industrieplattformen in ihrem jeweiligen Produkt-, Inventar- und Dienstleistungssegment etabliert. Diese gute Ausgangsposition muss genutzt und ausgebaut werden, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und zu steigern. Allerdings stehen viele Unternehmen im Hinblick auf ihre Fähigkeiten zur Teilhabe an der Datenökonomie noch am Anfang, wie die vom BDI beauftragte IW-Studie „Datenwirtschaft in Deutschland“ (02/2021) zeigt. Die Studie hebt die Faktoren hervor, die Unternehmen in der Datennutzung bremsen. Sie betont zugleich die Notwendigkeit, die Fähigkeiten zur Bewertung und Verarbeitung eigener Datensätze und des Datenaustauschs bis hin zur Etablierung von digitalen Geschäftsmodellen (Data Business) zu entwickeln.
Datenanonymisierung als Schlüssel zur Datennutzung
Eine fortwährende Herausforderung ist für Unternehmen die Abgrenzung von personenbezogenen zu nicht-personenbezogenen Daten. Die IW-Studie „Datenwirtschaft in Deutschland“ verdeutlicht, dass die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auch nach einigen Jahren Anwendungspraxis Rechtsunsicherheiten verursacht. 86 Prozent der befragten Unternehmen gaben „datenschutzrechtliche Grauzonen“ als Hemmnis für eine stärkere wirtschaftliche Datennutzung an.
Exemplarisch stehen Unternehmen in der Praxis vor der Herausforderung, dass keine einheitlichen und rechtssicheren Standards für die Anonymisierung von personenbezogenen Daten existieren. Die DSGVO enthält keine positive Definition des Begriffs der „Anonymisierung“. Erwägungsgrund (26) Satz 5 und 6 formuliert lediglich eine grobe negative Abgrenzung zu personenbezogenen Daten, ohne für eine notwendige Rechtssicherheit beziehungsweise -klarheit zu sorgen.
Der BDI betrachtet es vor diesem Hintergrund als zentrale politische Aufgabe, klare Richtlinien für die Anonymisierung personenbezogener Daten sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene zu schaffen. Eine Übersicht über die Diskussion sowie Best-Practice-Beispiele aus der Industrie hat der BDI im Rahmen eines Praxisleitfadens „Anonymisierung personenbezogener Daten“ (11/2020) veröffentlicht.