Die Gruppe der 7 (G7): Weltwirtschaftsgipfel und Wertegemeinschaft
Das Ende des Zweiten Weltkriegs markierte den Beginn einer neuen Phase der Globalisierung, die sich unter anderem in der raschen Ausweitung der Handels- und Finanzströme manifestierte. Gleichzeitig bedeutete die Globalisierung aber auch, dass der Wohlstand eines Landes nicht mehr allein auf nationaler Ebene gesichert werden konnte. Der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems fester Wechselkurse Anfang der 1970er Jahre war eine schmerzhafte Erinnerung daran. Dieses Arrangement war fast drei Jahrzehnte lang eine der zentralen Säulen der globalen Finanzstabilität und des wachsenden internationalen Handels gewesen. Die Ölschocks der 1970er Jahre führten zu einem schweren Einbruch der globalen Wirtschaft.
Die Ursprünge von Global Governance
Um diese Herausforderungen anzugehen, trafen sich die Staats- und Regierungschefs der sechs führenden Industrienationen – Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien und die Vereinigten Staaten – 1975 auf Initiative von Helmut Schmidt und Valéry Giscard d’Estaing zum ersten Weltwirtschaftsgipfel. Kanada schloss sich 1976 zur Gruppe der 7 (G7) zusammen. Seitdem findet mindestens einmal jährlich ein Gipfel unter wechselnder Präsidentschaft statt.
Die Koordination in der Gruppe trug in den 1970er Jahren zur erfolgreichen Krisenbewältigung bei. In den folgenden Jahren spielte sie eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der globalen Finanzarchitektur und der wirksamen Koordinierung der nationalen Wirtschaftspolitiken ihrer Mitglieder. Beispiele dafür sind das Louvre-Abkommen von 1987 zum Abbau globaler Ungleichgewichte und die Gründung des Finanzstabilitätsforums 1999 (seit 2009 der Financial Stability Board) zur Förderung einer einheitlichen Finanzmarktregulierung.
1998 trat Russland bei – aus der Gruppe wurde die G8. Nach der illegalen Annexion der Krim wurde die Mitgliedschaft Russlands 2014 ausgesetzt.
Die Funktionsweise und Organisation der G7
Die G7 ist ein informelles Forum zur Koordinierung nationaler Politiken und gemeinsamer Aktionen. Da sie keine internationale Organisation mit einem eigenen Verwaltungsapparat ist, wird die Tagesordnung in weiten Teilen von der jeweiligen Präsidentschaft bestimmt. Neben dem jährlichen Gipfel finden mehrmals im Jahr Ministertreffen statt. Die deutsche G7-Präsidentschaft im Jahr 2015 führte Treffen der Außen-, Finanz-, Energie-, Wissenschafts- und Gesundheitsminister durch. Dies zeigt die Bandbreite der innerhalb der G7 koordinierten Themen.
Die G7 befasst sich heute mit fast allen wichtigen globalen Fragen – normalerweise werden Beschlüsse zu Finanz- und Wirtschaftsfragen, zu Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik, der Entwicklung, der Gesundheit und des Klima- und Meeresschutzes gefasst.
Deutschland hat zum zweiten Mal im Januar 2022 die B7-Präsidentschaft übernommen. Der diesjährige Gipfel wird im Juni mit einem Fokus auf „Fortschritt für eine gerechte Welt“ stattfinden.
Die Zukunft der G7
Der Aufstieg der Schwellen- und Entwicklungsländer seit den 1990er Jahren hat den Schwerpunkt der Weltwirtschaft deutlich verschoben und zur Gründung der G20 geführt. Diesem Forum gehören neben den G7-Staaten auch die wichtigsten Schwellen- und andere Industrieländer an. Die Gruppe behält jedoch entscheidende Qualitäten, die sie weiterhin zu einem wichtigen Forum der Global Governance machen.
Auch wenn das relative globale Gewicht der G7-Volkswirtschaften zurückgegangen ist, stellen sie immer noch solide 46 Prozent des globalen BIP und etwa 47 Prozent der weltweiten Warenexporte sowie 52 Prozent der weltweiten Warenimporte. Dementsprechend bleibt die G7 einflussreich bei der Festlegung des politischen Rahmens für die Weltwirtschaft. Darüber hinaus ist sie eine Wertegemeinschaft, die für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte und den freien Markt steht.
G7-Dialog mit der Zivilgesellschaft
Unter der deutschen Präsidentschaft 2007 initiierte die G8 einen Outreach-Prozess zur Förderung des Austauschs zwischen der G8 und der Zivilgesellschaft. In diesem Rahmen traf die Bundesregierung mit Vertretern von Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, NGOs und Jugendorganisationen aus den G8-Staaten zusammen. Seither ist der Dialog mit der Zivilgesellschaft ein fester Bestandteil des G8/G7-Prozesses, der jedes Jahr von der jeweiligen G8/G7-Präsidentschaft geführt wird.
Um die Positionierung der Wirtschaft in diesem Outreach-Prozess zu koordinieren, wurde 2007 auf Initiative des BDI der G8-Wirtschaftsgipfel (B8) ins Leben gerufen. Seit dem Ausschluss Russlands aus der G8 im Jahr 2014 fungiert der Business Outreach ebenfalls als B7.