Energiepreise bereiten große Sorgen
Der industrielle Mittelstand in Deutschland geht zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte 2014, befürchtet aber mittelfristig starke Belastungen durch steigende Energiekosten. Wie aus dem aktuellen BDI-PwC-Mittelstandspanel hervorgeht, rechnen fast 49 Prozent der befragten Unternehmen in den kommenden sechs Monaten mit einer guten oder sogar sehr guten Geschäftsentwicklung – nur zehn Prozent der industriellen Mittelständler äußerten sich pessimistisch. Umsatzzuwächse erwartet ebenfalls knapp die Hälfte der Befragten.
Von herausragender Bedeutung für die Perspektiven des Mittelstands ist dabei die weitere wirtschaftliche und politische Entwicklung in Europa: Für über 90 Prozent der exportierenden Unternehmen ist dieser Wirtschaftsraum „unverzichtbar“. Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) sind daher auch für eine weitere politische und vor allem wirtschaftliche Integration Europas.
„Kurz vor den Europawahlen bekennt sich der deutsche Mittelstand klar zu Europa. Der Binnenmarkt ist eine große Errungenschaft, die durch eine engere politische Integration gesichert werden muss“, sagt Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses. „Es wäre angesichts der vielfältigen Herausforderungen verantwortungslos, das in Europa Erreichte in Frage zu stellen.“
Große Sorgen bereitet den Unternehmen die Energiesicherheit: Rund drei von vier industriellen Mittelständlern (73 Prozent) sehen die Energiekosten auf Sicht der kommenden zwei Jahre als Belastungsfaktor. Mit deutlichem Abstand folgen die Entwicklung der Rohstoffpreise sowie die wachsende Marktmacht der Kunden, die von jeweils gut der Hälfte der Unternehmen (53 Prozent bzw. 50 Prozent) ebenfalls als wichtige Einflussgrößen genannt werden. „Gerade der industrielle Mittelstand ist auf eine sichere Energieversorgung angewiesen. Die Energiewende macht die Kosten aber kaum kalkulierbar. Hinzu kommt aktuell die Sorge um Gaslieferungen aus Russland. Beide Faktoren haben schon jetzt Folgen für das Investitionsverhalten“, betont Dr. Peter Bartels, PwC-Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Mittelstand.
Etwa ein Drittel (31 Prozent) der von den Betrieben geplanten Investitionssumme soll in diesem Jahr in neue Kapazitäten fließen. Die verfolgten Geschäftsstrategien sprechen dafür, dass die Unternehmen eher ein organisches Wachstum als eine forcierte Expansion anstreben. So steht die Erschließung neuer Inlandsmärkte im Vordergrund – auf einer Skala von 1 (sehr geringe Priorität) bis 5 (sehr hohe Priorität) geben die Betriebe dieser Strategieoption den höchsten Stellenwert (3). Weniger wichtig erscheint derzeit die Expansion im Ausland (2). Wachstum durch Zukäufe und Übernahmen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Auch die Beurteilung der bisherigen wirtschaftspolitischen Arbeit der Bundesregierung steht stark unter dem Eindruck der Energiewende und -preise. Fast ein Drittel der Befragten (32 Prozent) gibt dem Kabinett schlechte oder sogar sehr schlechte Noten – nur rund 16 Prozent der industriellen Mittelständler bewerten die Regierungsleistung mit „gut“ oder „sehr gut“. Die knappe Mehrheit der Betriebe (53 Prozent) findet die Wirtschaftspolitik „befriedigend“. „Anstatt die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen – Stichwort Verkehrsinfrastruktur und integrierter europäischer Energiemarkt – gefährdet die Bundesregierung mit Mindestlohn und Rentenpaketen die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland“, warnt Kirchhoff.
Das BDI-Mittelstandspanel wird im Auftrag des BDI und PwC durch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn erstellt. An der 19. Erhebungswelle der Online-Befragung haben sich in der Zeit vom 18. Februar bis zum 30. April dieses Jahres 779 Unternehmen beteiligt.
Die vollständige Studie finden Sie hier: www.bdi-panel.emnid.de und www.pwc.de/bdi-pwc-mittelstandspanel.