Für mehr energetische Sanierung und mehr energieeffizienten Neubau

Die Gebäude in Deutschland sind für etwa 30 Prozent des Energieverbrauchs und rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Ohne einen klimaneutralen Gebäudesektor kann Deutschland das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nicht erreichen. „Grüne Gebäude“ sind nicht nur entscheidend für die Klimaziele, sondern auch ein bedeutender Chancenmarkt für die deutsche Industrie. Dank starker Anbieter und großem heimischem Bedarf kann Deutschland eine führende Position einnehmen und wirtschaftliches Wachstum fördern – vorausgesetzt, die Politik stellt jetzt die richtigen Weichen.

Beim Klimakongress hat BDI-Präsident Siegfried Russwurm einen Weckruf an die Politik gesendet: „Die Transformation zu einer klimafreundlichen Wirtschaft muss mit der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit einhergehen.“ Ein Jahr vor der Bundestagswahl ist der Status Quo beim Klimaschutz im Gebäudesektor besorgniserregend. Die Schockstarre des Heizungsgesetzes ist nicht überwunden und die Gebäudesanierung stagniert. Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, muss die Gebäudesanierung jetzt massiv Fahrt aufnehmen. 

Sanierungsstau im Gebäudebestand auflösen 

Zahlreiche Altbauten, insbesondere die energetisch schlechtesten Gebäude, sind durch ihren hohen Energiebedarf anfällig für Energiepreisschwankungen und stellen ein Kostenrisiko für Eigentümer und Mieter dar. Zudem sind ihre Bewohner nur unzureichend vor den Folgen des Klimawandels geschützt. Hier liegt eine doppelte Verantwortung und Chance für die Politik, den Modernisierungsstau im Gebäudebestand endlich aufzulösen. Die aktuelle wirtschaftliche Stagnation und steigende Baukosten haben die Bau- und Sanierungskonjunktur stark beeinträchtigt, was weitreichende negative Konsequenzen für die Volkswirtschaft hat. 

Investitionsoffensive im Gebäudesektor notwendig 

Der Energiebedarf der Gebäude in Deutschland muss im Durchschnitt halbiert werden. Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer, betont: „Die Bundesregierung muss eine umfassende Investitionsoffensive im Gebäudesektor für bezahlbares und klimaneutrales Wohnen starten.“ Für eine zielgerichtete Sanierungsförderung ist ein Förderbudget von 19 Milliarden Euro notwendig. Auch die Neubauförderung muss langfristig gesichert bleiben. Eine befristete Förderung von klimaneutralen Gebäuden nach dem EH 55-Standard schafft neuen Wohnraum und kann einen Konjunkturimpuls auslösen. 

Politik muss Klarheit und Planungssicherheit schaffen 

Die Politik muss schnell Klarheit und Planungssicherheit bei den gesetzlichen Anforderungen und Förderangeboten schaffen. Attraktive und verlässliche staatliche Anreize sind unerlässlich, um die gesellschaftspolitische Herausforderung bezahlbares und klimaneutrales Wohnen zu meistern. Dazu gehört, dass die Bundesregierung mindestens bis zum Ende der Legislaturperiode eine Garantie für die bestehenden Förderangebote ausspricht. „Die Förderung für den individuellen Sanierungsfahrplan muss wieder auf 80 Prozent der Kosten für die Energieberatung angehoben werden", betont Holger Lösch. Best-Practice-Beispiele von erfolgreicher und kosteneffizienter Sanierung können helfen, private Hauseigentümer von der Sanierung zu überzeugen. 

Die Wärmeversorgung technologieoffen gestalten 

Technologieoffenheit bei der Wärmeversorgung ist unerlässlich. Ressourceneffizient eingesetzter erneuerbarer Strom, Wärmepumpen und Fernwärme sind die wichtigsten Hebel für die klimaneutrale Wärmeversorgung von Gebäuden. Auch erneuerbare feste, flüssige und gasförmige Brennstoffe müssen ihren Beitrag leisten. Die energetische Modernisierung von Gebäuden trägt zur Minderung des CO2-Ausstoßes und zur Reduzierung des Energiebedarfs bei und fördert gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und sichert Arbeitsplätze.