©Christian Kruppa

 

Hannover Messe 2025: Normung als Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit und für mehr Zirkularität in der EU

Unter dem Motto „Setting the Standard: Driving resilience and circularity in the European market“ diskutierte am 1. April 2025 der BDI die strategische Bedeutung von Normen – als Hebel zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, zur Förderung der Transformation hin zu einer Circular Economy und zur Sicherung der technologischen Souveränität der EU.

Normen sind weit mehr als bloße technische Regelwerke – sie bilden das Rückgrat unseres europäischen Binnenmarktes und sind entscheidend für die wirtschaftliche und geopolitische Stellung der EU. In einer Zeit, in der Europa wirtschaftlich und politisch unter Druck steht, bieten Normen die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und technologische Führerschaft zu sichern. Die EU befindet sich inmitten eines Transformationsprozesses hin zu einem grünen, digitalen und zirkulären System. Um dabei nicht den Anschluss zu verlieren, muss Normung als strategisches Instrument erkannt und gezielt genutzt werden. 

Herausforderungen und Chancen 

Die europäische Industrie sieht sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, darunter eine zunehmende Überregulierung und Distanz zwischen Gesetzgeber und Normung. Diese Entwicklung schwächt die Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene. 

Für eine erfolgreiche Transformation hin zur Circular Economy benötigt es ein ausgewogenes Zusammenspiel aus Rechtssetzung, Normung und Innovationsfreiheit. Damit zirkuläres Wirtschaften zu einem echten Wettbewerbsvorteil mit mehr Rohstoff-Resilienz führt, braucht es Normen, die zirkuläre Strategien messbar, vergleichbar und skalierbar machen. Voraussetzung ist eine pragmatische Agenda mit dem klaren Zielbild, die EU als Vorreiter für Circular Economy zu positionieren – sowohl zur Gewinnung neuer Expert:innen für die Normengestaltung als auch zur Fokussierung auf strategische Leitlinien statt technische Detaildebatten.  

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg 

Das volle Potenzial von Normung lässt sich nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Industrie und Normungsorganisationen entfalten. Der New Legislative Framework (NLF) der EU, der eine klare Trennung zwischen EU-Gesetzgebung und harmonisierten europäischen Normen vorsieht, ermöglicht eine praxisgerechte und techniknahe Regulierung. Diese Arbeitsteilung fördert Innovationen und stellt sicher, dass technisches und marktbezogenes Fachwissen aus der Wirtschaft in die Umsetzung von EU-Gesetzgebung einfließen. 

Internationale Perspektive 

Auch auf internationaler Ebene gewinnt Normung zunehmend an strategischer Bedeutung. Länder wie China setzen Normen gezielt ein, um geoökonomische Ziele zu verfolgen. Für exportorientierte Länder wie Deutschland ist es daher unverzichtbar, im internationalen Normungswettbewerb eine aktive und gestaltende Rolle zu übernehmen. Nur so lassen sich technologische Führungsansprüche sichern und Marktanteile erhalten. 

Ausblick 

Unsere Veranstaltung auf der Hannover Messe 2025 hat deutlich gemacht: Normung ist weit mehr ist als nur ein technisches Thema – sie ist ein zentrales strategisches Steuerungsinstrument. Sie entscheidet mit über die globale Wettbewerbsfähigkeit und die Gestaltung von Zukunftstechnologien. Sie ist außerdem wichtiger Wegbereiter für Innovation sowie die Skalierbarkeit zirkulärer Produkte, Materialien und Geschäftsmodellen.  

Die strategische Bedeutung von Normung muss künftig auf allen Ebenen erkannt und in den Mittelpunkt politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen gerückt werden. Unser Ziel ist ein starkes, nachhaltiges und international wettbewerbsfähiges Wirtschaftssystem. Um dieses zu erreichen, müssen Politik, Industrie und Normungsorganisationen eng zusammenarbeiten und das Normungssystem kontinuierliche weiterentwickeln, um auf kommende Chancen und Herausforderungen optimal vorbereitet zu sein. Die deutsche Industrie wird hierbei weiterhin eine aktive Rolle einnehmen – mit dem klaren Anspruch Technologieführerschaft und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.