HealthTrack-X: Ein Datenraum für die industrielle Gesundheitswirtschaft

Die Lieferketten der industriellen Gesundheitswirtschaft sind nicht durchgehend vernetzt und interoperabel. Nach wie vor fehlen gemeinsame Standards und Schnittstellen für den übergreifenden Datenaustausch – trotz wachsender Herausforderungen im Gesundheitswesen. Genau hier setzt das Verbundprojekt HealthTrack-X an.

Die Stresstests der letzten Jahre – die Pandemie, die Energiekrise und Kriege – haben gezeigt, dass die Wertschöpfungsketten der industriellen Gesundheitswirtschaft anfällig für Störungen sind. Versorgungsengpässe und Arzneimittelknappheit beeinträchtigen nicht nur die Versorgung, sondern auch das Vertrauen in das Gesundheitssystem.

Ein Grund für die Störanfälligkeit der Wertschöpfungsketten ist das Fehlen einer einheitlichen, interoperablen Infrastruktur zwischen den Unternehmen entlang der Produktions- und Lieferkette. Es gibt keine gemeinsam definierten Datenstandards, etwa zur Übermittlung von Warenlieferungen oder zur Identifizierung drohender Engpässe.

„Im Bereich der Arzneimittelversorgung stehen wir einer komplexen Lieferkette gegenüber, die Produktion, Großhandel, Logistikdienstleister sowie Apotheken und Krankenhäuser umfasst“, konstatiert Rabea Knorr, Abteilungsleiterin Industrielle Gesundheitswirtschaft und Konsortialmitglied im Verbundprojekt HealthTrack-X. „Bisher existiert jedoch kein IT-System, das dieser Komplexität gerecht wird und alle beteiligten Akteure mittels einer einheitlichen, intelligent Sprache vernetzt, sodass sie sich bedarfsgerecht in Sekundenschnelle austauschen können.“

Viele Unternehmen verwalten Eingangsrechnungen, Lieferscheine und andere Begleitdokumente nach wie vor überwiegend in Papierform. Selbst bei elektronischen Formaten fehlen oft einheitliche Standards. Beides erschwert die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Lieferkette zusätzlich, die etwa bei Rückrufaktionen von großer Bedeutung ist. Die Systemlandschaft ist überaus fragmentiert und teils noch analog. Dies beeinträchtigt sowohl Effizienz und Transparenz.

Die Digitalisierung der Wertschöpfungskette ist daher ein dringendes Anliegen vieler Stakeholder. Hier setzt das Verbundprojekt HealthTrack-X an, in dem sich acht Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Vision eines neuen Datenraums im Gesundheitswesen zu realisieren.

„Unsere größte Motivation für das Projekt HealthTrack-X war die Erkenntnis, dass weder einzelne Leuchtturmprojekte noch Ad-hoc-Maßnahmen wirklich fruchten“, gibt Maro Bader, Excellence Lead bei Roche Pharma AG und Konsortialführer, zu bedenken. Stattdessen bedarf es „eines abgestimmten Vorgehens und der richtigen Akteure, die die gesundheitswirtschaftliche Wertschöpfungskette in ihrer Breite abdecken.“

Der BDI bringt seine Stärken ein, um die Wertschöpfungskette effizient abzubilden: „Durch unsere Expertise in bestehenden Datenraumprojekten haben wir auch Einblick darin, wie ähnliche Projekte in anderen Branchen laufen“, erklärt Rabea Knorr. „Was wir als BDI machen, ist unter anderem das Community Building und das Onboarding neuer Partner, die sich als assoziierte oder unterstützende Partner ins Konsortium einbringen können. Wir halten es für essenziell, dass das Projekt auf eine breite Basis gestellt wird, und sich viele Unternehmen beteiligen, damit eine skalierbare Lösung entsteht, die für die gesamte Breite der Industrie interessant ist.“

HealthTrack-X konzentriert sich nicht nur auf Arzneimittelengpässe, sondern besteht aus drei Use Cases: Digitalisierung der Produktions- und Lieferketten, Datenlieferung zur Vermeidung von Versorgungsengpässen sowie standardisiertes CO2-Fußabdruck-Management. Weitere Anwendungsfälle in Forschung und Entwicklung werden im übergeordneten Datenraumprojekt sphin-X ausgearbeitet.

„Indem wir unseren Scope mit HealthTrack-X zunächst eng halten, haben wir die Chance, unsere Kräfte gezielt in die Entwicklung und Umsetzung effektiver Lösungen zu bündeln. Dies ermöglicht es uns, konzentriert an den definierten Use Cases zu arbeiten“, sagt Maro Bader von Roche. „Das Ziel ist, die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Projekt nach der Laufzeit in sphin-X zu übertragen und so die Digitalisierung des Gesundheitswesens nachhaltig mitzugestalten.“

HealthTrack-X wird durch das Förderprogramm Manufacturing-X des BMWK finanziert. Manufacturing-X entwickelt und erprobt branchenübergreifend verschiedene Anwendungsfälle für einen kollaborativen Datenraum für Industrie 4.0 auf einer gemeinsamen technologischen Basis. „Der regelmäßige Austausch mit anderen X-Projekten stellt sicher, dass Synergien genutzt und Best Practices identifiziert werden“, ergänzt Bader. „Unser Ziel, ein Datenökosystem für die industrielle Gesundheitswirtschaft zu etablieren, passt perfekt zu dem Bestreben von Manufacturing-X, Lieferketten resilienter, robuster und nachhaltiger aufzustellen.“