BMBF-BDI-Symposium „Neue Dynamik in der Fusionsforschung“ © BDI

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger © BDI

BDI-Präsident Siegfried Russwurm mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger © BDI

BDI-Präsident Siegfried Russwurm mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger © BDI

Kernfusion: Gelingt endlich der Sprung von der Forschung in die Praxis?

Die Kernfusion ist ein ewiger Hoffnungsträger unter den Energietechnologien. Aktuell bekommt das Thema eine neue Dynamik. Beim BMBF-BDI-Symposium diskutierte BDI-Präsident Siegfried Russwurm mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger über die Perspektiven für den Industriestandort Deutschland.

Gibt es bei den Energietechnologien ein Ende der Geschichte? Kennen wir heute schon die Lösungen, die uns als Industrieland in die klimaneutrale Zukunft 2045 – in 22 Jahren – führen werden? Ein Blick auf die Geschichte der Menschheit rät zur Vorsicht. Technologien waren zumeist Zwischenlösungen: gut – bis jemand etwas noch Besseres erfand. Veränderungen kommen oft ungeplant und überraschend. Heute ist das Smartphone aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, dabei so gab es etwa vor 20 Jahren noch kein iPhone. Vor diesem Hintergrund ist die neue Euphorie in der Fusionsforschung interessant.

Die Dynamik ist international

Beim BMBF-BDI-Symposium „Neue Dynamik in der Fusionsforschung“ Anfang Juni 2023 waren Fusionsexperten aus den USA, Japan und Großbritannien live zugeschaltet. Diese drei Länder gehören – neben Deutschland – zur Spitzengruppe in der Fusionsforschung, wobei das Thema dort deutlich mehr im politischen Fokus steht: US-Präsident Biden hält es für möglich, dass die USA im kommenden Jahrzehnt ein erstes Fusionskraftwerk bauen werden. Auch in Großbritannien und in Japan haben die Regierungen nationale Fusions-Strategien beschlossen. Befeuert hat die neue Euphorie ein Forschungsdurchbruch: Im Dezember 2022 gelang es Fusionsforschern in Kalifornien erstmals mehr Energie aus der Fusionsreaktion zu gewinnen als über die Laser zugeführt wurde. Der Energiegewinn belief sich dabei auf rund 53 Prozent.

Wer baut das erste Fusionskraftwerk?

Die internationale Fusionsforschung gibt es bekanntlich schon länger: Beispiele sind der seit 2007 im Bau befindliche ITER-Forschungsreaktor im südfranzösischen Cadarache, der Reaktor Wendelstein 7-X in Greifswald oder der Joint European Torus – JET im englischen Culham in der Nähe von Oxford. Eine neue Dynamik bringen zahlreiche Startups in Gang: Sie werben erhebliche Mittel ein und peilen auf unterschiedlichen Wegen den Bau eines ersten Fusionsreaktors an.

In der Forschung steht Deutschland nach wie vor mit an der Weltspitze. Offen ist jedoch die Frage, ob dies auch für die Umsetzung in die Praxis gilt oder ob hier andere Länder das Rennen machen werden. Beim BMBF-BDI-Symposium wurde deutlich, dass die Welt nicht auf Deutschland wartet. Dass es aber eine gute Chance gibt, dass Deutschland bei den weiteren Entwicklungen vorne mitspielt. 

Die Bundesforschungsministerin setzt einen neuen Rahmen

Das Bundesforschungsministerium hat die Zeichen der Zeit erkannt und engagiert sich dafür, das Thema Fusion auch hierzulande stärker in den politischen Fokus zu rücken. Ein Schritt auf dem Weg dorthin war das gemeinsame Symposium mit dem BDI in Berlin, ein weiterer ist das neue Positionspapier zur Fusion, das das BMBF Ende Juni 2023 vorgestellt hat. Darin gibt das Ministerium eine nationale und internationale Übersicht zu den aktuellen Entwicklungen und kündigt zudem ein neues, noch zu erarbeitendes Förderprogramm an. Das Ziel: die Beschleunigung der Technologieentwicklung hin zum Bau eines Fusionskraftwerks. Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein.