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Klimaschutz, Wachstum, Transformation – Wie kann es vorangehen bei Gebäuden?
Ziele und Akzente der neuen Bundesregierung
„Sanieren muss wieder Spaß machen“ – mit diesem Appell wirbt Stephanie von Ahlefeldt, Leiterin der zuständigen Abteilung im Bundeswirtschaftsministerium, für eine entkrampfte Kommunikation rund um die energetische Gebäudesanierung. Die Debatte müsse sachlicher geführt werden, so ihr Wunsch. Baustaatssekretär Dr. Olaf Joachim betont, dass die Fördermittel grundsätzlich gesichert sind, mahnt aber zugleich eine Reduzierung übermäßiger Regulierung. Ein „Überbedürfnis, Dinge zu regeln“, behindere die Umsetzung. Holger Lösch, stellvertretender BDI-Hauptgeschäftsführer, pflichtet bei, die Politik müsse den Mut fassen, Dinge zu entscheiden und Klarheit zu schaffen. Das sei elementar wichtig für Eigentümer und Investoren. Wichtig sei auch, die Zusammenhänge zwischen Klimaschutz, sozialen Belangen und wirtschaftlichem Wachstum stärker in den Blick zu nehmen.
Stellhebel für mehr Gebäudesanierung und mehr Wohnungsneubau
In der Diskussion zu politischen Stellhebeln zeigt sich klar: Es bedarf rascher politischer Rahmenbedingungen, damit die Sanierungsquote nicht länger stagniert und der Investitionsstau aufgelöst wird. Johanna Coleman, Vorsitzende der BDI-Initiative, forderte Klarheit bei Gesetzgebung und Förderung –bei §71 Gebäudeenergiegesetz (GEG), bei der EU -Gebäuderichtlinie EPBD und bei der Gebäudeförderung (BEG). Die Bundestagsabgeordneten Nicklas Kappe (CDU/CSU) und Helmut Kleebank (SPD) werben für technologieoffene Lösungen und eine politische Kontinuität, die den „Worst Performing Buildings“ Priorität einräumt. Der politische Rahmen muss weiterentwickelt werden, ohne disruptive Brüche, denn sie gelten als kontraproduktiv, Dr. Julia Verlinden von Bündnis 90/Die Grünen unterstreicht, dass die GEG-Regelungen zum Heizungstauch ihrer Überzeugung nach heute schon technologieoffen seien. Sie drängt auf rasches Einreichen der Klimasozialfonds-Pläne durch die Bundesregierung, da mehrere Milliarden Euro an Fördermitteln gefährdet seien. Die Förderung müsse künftig stärker sozial gestaffelt und die serielle Sanierung darin gestärkt werden.
Chancen und Beschleuniger für Klimaneutralität bei Gebäuden
Rasch realisierbare Maßnahmen sollten stärker in den Fokus rücken. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bundespolitik sind sich einig: Es gibt „niedrig hängende Früchte“ und gering-investive Maßnahmen, mit denen sich kurzfristig Fortschritte erzielen lassen. Dr. Rainer Ortmann, Leiter Energiepolitik Bosch & Standortleiter, erklärt, dass die Branche bereit sei, zu liefern, was die Politik bestelle. Prof. Andreas Holm, Leiter des Forschungsinstituts FIW, unterstreicht, dass niedrig-hängende Früchte nicht ausschließlich im Heizungskeller gesucht werden müssten: Dämmungsmaßnahmen, gerade bei der obersten Geschossdecke und bei der Kellerdeckendämmung könnten schnell erhebliche Verbesserungen erzielen. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Rottwilm (SPD) stellt heraus, welche Potenziale auf kommunaler Ebene nach wie vor durch zu hohe Anforderungen und Verschleppung gerade im Neubaubereich verschenkt werden, wie er selbst als Bürgermeister feststellen musste. Hanna Steinmüller, Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen verweist ebenfalls darauf, dass zu häufig noch schnell zu hebende Potenziale, wie etwa der hydraulische Abgleich nicht ausreichend gehoben werden.
Am Ende herrschte Konsens unter den Teilnehmenden, dass die Potenziale geringinvestiver und ohne großen Aufwand umsetzbarer Maßnahmen bei Sanierung und Neubau nicht unterschätzt werden dürfen. Insbesondere im Sanierungsbereich sind mit begrenztem Mitteleinsatz weiterhin erhebliche Fortschritte möglich. Es mangelt weiterhin an gezielter Information über bestehende Handlungsmöglichkeiten.
Hier gehts zur BDI-Initiative Energieeffiziente Gebäude.