Künstliche Intelligenz als Game-Changer im Gesundheitswesen
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, das deutsche Gesundheitssystem tiefgreifend zu transformieren – da sind sich alle Akteure einig. Doch obwohl das Thema die öffentliche Diskussion beherrscht und der Marktanteil von KI-basierten Produkten wächst, hat die Technologie den Alltag vieler Patientinnen und Patienten noch nicht erreicht. Eine Schwachstelle für den Innovationsstandort Deutschland, denn eine breite Integration von künstlicher Intelligenz bietet enorme Möglichkeiten für den Gesundheitsbereich. KI-Anwendungen ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und ihren Patientinnen und Patienten eine bessere Versorgung zu gewährleisten. Zugleich trägt künstliche Intelligenz dazu bei, die Gesundheitsausgaben erheblich zu senken.
Das Potenzial für Kosteneinsparungen in Europa durch KI liegt im dreistelligen Milliardenbereich. Insbesondere die Früherkennung von Krankheiten wie Adipositas bei Kindern, Demenz und Brustkrebs bietet nicht nur deutlich bessere Therapiechancen, sondern senkt auch die Folgekosten.
Künstliche Intelligenz ist in der Praxis angekommen
Auch wenn es noch Aufholbedarf gibt: KI-Anwendungen haben sich in der Praxis bereits bewährt. Sie finden Anwendung in bildgebenden Verfahren, unterstützen bei Diagnoseentscheidungen und ermöglichen ein besseres Patientenmonitoring.
Zum Beispiel unterstützt maschinelles Lernen („machine learning“) medizinisches Personal bei der Auswertung von Röntgenbildern für genauere Diagnosen. Technologien wie „Natural Language Processing“ (NLP) erleichtern die Sprachverarbeitung. Wearables, wie Fitness-Tracker, sind mittlerweile nicht nur Gadgets, sondern medizinische Instrumente, die das Monitoring von chronischen Krankheiten ermöglichen.
Die Intensivmedizin ist ein weiterer vielversprechender Bereich für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. Hier können KI-Algorithmen große Mengen an medizinischen Daten analysieren und Muster erkennen, die Ärztinnen und Ärzten bei der Vorhersage bestimmter Krankheitsverläufe und der Planung individueller Behandlungen helfen.
Die Herausforderungen: Daten, Ethik und Verantwortung
Bei aller Euphorie gibt es noch einige Herausforderungen, um das volle Potenzial von KI im Gesundheitswesen ausschöpfen zu können. Zentral ist die Frage nach der Verantwortung: Wer haftet, wenn ein KI-System eine fehlerhafte Diagnose stellt?
Eine der größten Herausforderungen besteht zudem darin, dass KI-Systeme auf umfangreiche und qualitativ hochwertige Daten angewiesen sind, um präzise und verlässliche Ergebnisse zu liefern. Es müssen Mechanismen geschaffen werden, die sicherstellen, dass diese Daten authentisch und repräsentativ sind.
Es ist zudem wichtig, sicherzustellen, dass die erhobenen Daten den Datenschutzbestimmungen entsprechen, ohne dabei Innovationshürden für Unternehmen aufzubauen. Hinzu kommt die ethische Dimension. Fairness, Transparenz und die Einbindung der Patientinnen und Patienten in den Entscheidungsprozess sind ebenfalls von zentraler Bedeutung.
Vertrauen in KI entsteht durch offenen Dialog
Künstliche Intelligenz sollte als Werkzeug dienen, das Patientinnen und Patienten sowie das medizinische Fachpersonal unterstützt, ohne letzteres zu ersetzen. Die Anwendung von KI im Gesundheitswesen muss den menschlichen Werten und Bedürfnissen entsprechen und darf keine unerwünschten Konsequenzen haben. Sind diese Bedingungen erfüllt, bringt künstliche Intelligenz für alle Beteiligten im Gesundheitswesen zahlreiche Vorteile mit sich. Der Weg dorthin braucht Vertrauensbildung. Vertrauen entsteht durch den offenen Austausch zwischen allen Akteuren – vom einzelnen Patienten bis hin zur Politik.
Es ist an der Zeit, gemeinsam an einer verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Nutzung von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen zu arbeiten, das Ziel dabei immer klar vor Augen: die Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern.
Über diese und weitere Themen wurden im Rahmen des TDI 2023-Side Events “Künstliche Intelligenz – Revolution in der Gesundheitsversorgung?” gemeinsam mit Dr. Matthias Baumhauer, Geschäftsführer Mint Medical, Dr. Valerie Kirchberger, Geschäftsführerin und Chief Operating Officer bei Heartbeat Medical, Matthias Mieves, MDB, Mitglied im Gesundheits- und Digitalausschuss des Bundestages und Laura Wamprecht, Geschäftsführerin Flying Health diskutiert.