Mehr Tempo bei der Digitalisierung im Gebäudesektor
Die Digitalisierung im Gebäude- und Baubereich bietet großes Potential. Die EU stellte erst 2021 fest, dass der Baubereich die niedrigste Steigerung der Produktivität im Vergleich zu allen anderen Wirtschaftssektoren aufweist. Sie kann daher Enabler für Klimaschutz sein und für die Beschleunigung und Optimierung von Prozessen im Neubau und Bestand eine wichtige Rolle spielen.
Dies hat auch die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, erkannt und forderte die Digitalisierung der kompletten Bauwirtschaft, um die Produktivität zu steigern und den Neubau zu beschleunigen. Die Bundesregierung hat richtigerweise in ihrer Digitalstrategie aus dem August 2022 die verstärkte Nutzung von Building Information Modelling beschlossen und bis 2025 verschiedene Milestones angedacht, jedoch sind diese zwei Seiten aus Sicht des BDI nicht ausreichend, um die Digitalisierung im Gebäudesektor voranzubringen. Es braucht eine umfassende Strategie, eine digitale Agenda für den Gebäudesektor.
Digitalisierung, Automatisierung und die Erfassung von Messdaten von Gebäuden sind daher notwendige Voraussetzungen für mehr Klimaschutz im Gebäudesektor und benötigen entsprechend mehr politische Aufmerksamkeit auf deutscher und europäischer Ebene. Der BDI sieht dafür folgende Handlungserfordernisse:
Die Grundlagen für jegliches Handeln sind Transparenz und die damit verbundene Verfügbarkeit von Daten: Beispiele im Gebäudebereich sind u. a. das sektorübergreifende Energiemanagement (im Gebäude), Betriebsoptimierung, das Erfassen von Daten z. B. für die Verbrauchstransparenz oder für die Planung von Sanierungen und Neubauten mittels digitaler Gebäudezwillinge oder BIM. Daher fordert der BDI eine innovative Datenpolitik im Gebäudebereich, um u. a. die Transparenz weiter zu fördern, die Datennutzung zu forcieren sowie um Datenpartnerschaften und freiwillige Open-Data-Ansätze zu ermöglichen.
Zur Entwicklung von innovativen Geschäftsmodellen und Klimaschutz in Gebäuden müssen Eigentümer, Wohnungsverwalter, Projektentwickler oder Dienstleister im Gebäudebereich Zugang zu relevanten Daten haben. Dafür muss die europäische Datenschutzgrundverordnung weiterentwickelt werden. Zugleich darf Deutschland nicht über die Bestimmungen der bestehenden Datenschutzgrundverordnung hinaus regulieren.
Mieter und Vermieter müssen durch eine Informationsoffensive über die Vorteile der Digitalisierung und Gebäudeautomatisierung aufgeklärt werden. Durch die Nutzung von tagesaktuellen Verbrauchswerten können Mieter und Eigentümer zum Beispiel ihren Energieverbrauch optimieren oder Effizienzpotenziale heben und so aktiv zum Klimaschutz beitragen. Dazu sollten sie durch regelmäßige Informationen sowie durch effektivere staatliche Förderprogramme unterstützt werden. Insbesondere die Digitalisierung der Energiewende ist stark von der Kundenakzeptanz abhängig.
Die Entwicklung offener Schnittstellen, Standards und Protokolle, wo immer sinnvoll, muss vorangetrieben und so die Interoperabilität von Dienstleistungen ermöglicht werden.
Die digitale Infrastruktur im Gebäude muss ausgebaut werden (u. a. mit Sensorik, Aktorik und digitalen Zählern) und die Verbindungen mit digitalen Telekommunikationsinfrastrukturen am Gebäude müssen geschaffen werden.
Digitale Lösungen, die vielfach auf der KI-basierten Auswertung großer Datenmengen beruhen – wie z. B. Condition Monitoring, Predictive Maintenance, Predictive Operating und Smart Building – müssen konsequent angewendet und in der Breite implementiert werden. Dazu muss europäisches Recht (EPBD und EED) zügig umgesetzt und das Recht zur Datennutzung (u. a. DSGVO) angepasst werden.
- Forschung und Entwicklung müssen vorangetrieben werden, um die Marktführerschaft des Standorts Deutschland zu festigen. Hierfür müssen langfristig verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen und Investitionsanreize gesetzt werden.