Möglicher Brexit verunsichert deutsche Unternehmen
„Die Verunsicherung der deutschen Wirtschaft über die zukünftigen Geschäftsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich sind mit den Händen zu greifen. Um solche Unsicherheiten in Zukunft zu vermeiden, werden wir uns alle auf dem Kontinent die Fragen stellen müssen, welche die Briten sich auch gestellt haben - nämlich über das Verhältnis von zentraler politischer Entscheidung in Brüssel und einer verbleibenden restlichen nationalen Entscheidungssouveränität“, betonte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber.
Die festgestellte Unsicherheit lässt sich in eine Reihe von Detailergebnissen aufschlüsseln: So befürchten 71 Prozent der befragten Unternehmen erhöhte Unsicherheiten an den Finanzmärkten und 60 Prozent eine steigende Kapitalmarkt- und Wechselkursvolatilität bis zur Neuregelung der Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU. Fast die Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) hält eine Umlenkung von Direktinvestitionen von der Insel nach Kontinentaleuropa für wahrscheinlich. Ein ähnlich hoher Anteil (43 Prozent) erwartet aber auch steigende Zölle für deutsche Exporteure.
„Fast die Hälfte der Unternehmen befürchtet höhere Komplexität und steigende Kosten durch einen Brexit. Erstaunlicherweise haben sich bislang nur 29 Prozent der befragten Firmen – vor allem aus dem Finanzbereich – auf diese Situation vorbereitet. Unternehmen aus allen potenziell betroffenen Branchen sollten sich auf mögliche Szenarien vorbereiten, um die Auswirkungen auf das eigene Geschäft steuern zu können: Verminderte Exportchancen, neue Risiken und eine Überprüfung der Wertschöpfungsketten und strategischen Investitionen sind nur einige der möglichen Herausforderungen eines Brexit für Unternehmen“, sagte Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte.
Für die gemeinsame Studie von BDI und Deloitte wurden 215 Unternehmen im Zeitraum vom 17. bis 19. Mai 2016 befragt, deren Geschäfte durch den Brexit unmittelbar betroffen wären. Über die Hälfte von ihnen exportiert nach Großbritannien oder besitzt dort eine Niederlassung. Die übrigen Unternehmen sind auf Importe oder den Fertigungsstandort Großbritannien angewiesen. Drei Viertel (74 Prozent) der befragten Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von 500 Millionen bis 15 Milliarden Euro oder darüber hinaus.
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