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Nationales Konvergenzboard Gesundheit – Für ein Gesundheitsdatenökosystem mit Mehrwert für alle
Ziel ist es, gemeinsam tragfähige Lösungen für eine zukunftsfähige, interoperable und vertrauenswürdige Gesundheitsdaten‑Governance zu entwickeln.
„Wir wollen in Deutschland Gesundheitsdatennutzung, um die Versorgung für Patientinnen und Patienten besser zu machen und gleichzeitig Forschung und Entwicklung bei uns am Standort zu stärken.“ – Mathias Mieves, MdB, SPD.
Warum ein Konvergenzboard?
Gesundheitsdaten gelten als eine zentrale Ressource der modernen Medizin. Trotzdem wird ihr Potenzial in Deutschland bislang nicht ausgeschöpft. Rechtsrahmen wie das Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) schaffen zwar wichtige Voraussetzungen, doch im Alltag dominieren weiterhin Datensilos, fehlende Standards und unklare Zuständigkeiten.
Um diese Fragmentierung zu überwinden, haben der BDI sowie Unternehmen und Verbände der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) bereits 2024 das Nationale Konvergenzboard Gesundheit gegründet.Seither hat es sich – durch die enge Einbindung von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Versorgung – zu einem zentralen Gremium für die Weiterentwicklung der Gesundheitsdaten‑Governance in Deutschland entwickelt. Absicht des Konvergenzboards ist es, diese Akteure regelmäßig zusammenzubringen, gemeinsame Positionen zu erarbeiten und die Umsetzung von Gesetzen und europäischen Vorgaben in die Praxis zu begleiten.
Mit Blick auf die europäischen Entwicklungen ist dieser Schritt dringender denn je: Die Europäische Union schafft mit dem European Health Data Space (EHDS) ein gesundheitsspezifisches Ökosystem aus verbindlichen Regeln, gemeinsamen Standards und interoperablen Infrastrukturen. Dieses Regelwerk soll die digitale Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten stärken, eine vertrauenswürdige Nutzung für Forschung, Innovation und Politik ermöglichen und gleichzeitig einheitliche Wettbewerbsbedingungen schaffen. Das Konvergenzboard bietet einen neutralen Raum für Abstimmung und die gemeinsame Entwicklung nationaler Umsetzungsstrategien, um Deutschlands Anschlussfähigkeit sicherzustellen.

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Unsere Vision
Das Konvergenzboard steht für ein gemeinwohlorientiertes und innovationsförderndes Gesundheitsdatenökosystem, das Forschung, Versorgung und Industrie in einer sicheren, interoperablen Infrastruktur verbindet. In diesem Ökosystem ist die Industrie ein gleichberechtigter Partner in Governance‑ und Entscheidungsprozessen. Gesundheitsdaten werden als Schlüsselfaktor für wissenschaftlichen Fortschritt und ökonomische Wertschöpfung.
Unser Ziel ist es, den Zugang zu hochwertigen Gesundheitsdaten für Forschung und Entwicklung zu erleichtern und datengetriebene Geschäftsmodelle innerhalb der iGW zu ermöglichen. So leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des deutschen und europäischen Gesundheitssektors.
Schwerpunkte: EHDS‑Umsetzung, Health Data Access Bodies und Metadatenkatalog
Der erste inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Begleitung der nationalen Umsetzung des European Health Data Space. Der EHDS soll nicht nur die Rechte der Bürgerinnen und Bürger an ihren elektronischen Gesundheitsdaten stärken, sondern auch einheitliche Regeln für elektronische Patientenakten, standardisierte Schnittstellen und eine grenzüberschreitende Infrastruktur für die primäre und sekundäre Datennutzung schaffen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei zwei Instrumenten:
- Health Data Access Bodies (HDAB): Jeder EU-Mitgliedstaat soll eine Gesundheitsdatenzugangsbehörde einrichten, die die Weitergabe sensibler Gesundheitsdaten für klar definierte Zwecke koordiniert und überwacht. Laut dem EHDS‑Regelwerk müssen die Mitgliedstaaten solche Stellen bis 2027 benennen und bis 2029 in Betrieb nehmen. Die HDAB fungieren als vertrauenswürdige Vermittler zwischen Datenhaltern und Forschenden und stellen sicher, dass Zugangsgesuche streng geprüft und Datenschutz sowie IT‑Sicherheit gewahrt werden. Neben dieser zentralen Zugangsstelle wird auf nationaler Ebene diskutiert, domänenspezifische Zugangsstellen zu schaffen – also eigene Anlaufstellen für bestimmte Nutzergruppen wie Wissenschaft oder Industrie. Das Konvergenzboard untersucht, ob ein solcher Ansatz in Deutschland sinnvoll ist und unter welchen Bedingungen ein sektorspezifischer Datenzugang ausgestaltet werden könnte.
- Metadatenkatalog: Ein zentrales Register strukturierter Metadaten ist das Rückgrat für Interoperabilität und Auffindbarkeit von Gesundheitsdaten. Erfahrungen aus der EHDS‑Community zeigen, dass es nicht reicht, Datenquellen zu benennen; vielmehr müssen Datensätze standardisiert beschrieben werden.
Die EU-Kommission hat festgelegt, dass einheitliche Metadatenstandards sowie eine klare Abgrenzung zwischen Datenquellen und Datensätzen essenziell für den Aufbau eines funktionierenden europäischen Gesundheitsdatenraums sind. Der deutsche Metadatenkatalog soll deshalb auf standardisierte Beschreibungen setzen und konsequent in die europäische Infrastruktur – insbesondere auf Basis des Health DCAT-AP-Standards – eingebunden werden. Zwar variieren bestehende nationale Umsetzungen noch stark, doch die Vorgaben der EU schaffen nun einen verbindlichen Rahmen für Interoperabilität und Nachnutzung.
Von sphin‑X zur sektorenübergreifenden Konvergenz
Das Projekt sphin-X – One Data Space for Health wurde innerhalb der BDI-Initiative „Gesundheit digital“ initiiert und über mehrere Jahre hinweg gemeinsam mit Unternehmen und Verbänden aus der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) konzipiert. Ziel war es, einen sektorübergreifenden Datenraum zu schaffen, der eine vertrauenswürdige, gemeinwohlorientierte Nutzung von Gesundheitsdaten ermöglicht. 2024 mündete dieser Prozess in die Gründung des eigenständigen Vereins sphin-X e. V., in dem sich inzwischen zahlreiche Akteure der iGW zusammengeschlossen haben. Die Verantwortung für die technische und organisatorische Weiterentwicklung liegt nun bei den Mitgliedern des Vereins – unter Einhaltung strenger Datenschutzvorgaben und bei voller Datenhoheit der beteiligten Partner.
Mit sphin-X haben wir bewiesen, dass konvergente Strukturen innerhalb der Industrie realisierbar sind. Diese Erfahrung nehmen wir nun mit: Das Konvergenzboardwill die erreichte industrieinterne Zusamenführung auf das gesamte Gesundheitssystem ausweiten. Statt nur die Industrieunternehmen untereinander zu vernetzen, wollen wir jetzt Forschung, Versorgung und weitere Sektoren einbeziehen, um einen durchgängigen Datenraum für Gesundheit zu schaffen.
Arbeitsweise des Konvergenzboards
Das Konvergenzboard setzt bewusst auf Transparenz, Beteiligung und kontinuierliche Abstimmung – statt auf isolierte Einzelinitiativen. In regelmäßigen Arbeitsmeetings werden Fachthemen wie die Ausgestaltung der HDAB und des Metadatenkatalogs vertieft. Hier können Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Forschung und Versorgung Anforderungen und technische Standards diskutieren, gegenseitige Erwartungen klären und gemeinsame Vorschläge erarbeiten. Plenarsitzungen bringen anschließend alle beteiligten Gruppen zusammen, um Ergebnisse zu spiegeln, politische Leitplanken zu definieren und die nächsten Schritte festzulegen. Die Termine finden überwiegend virtuell statt, um eine breite Beteiligung zu ermöglichen; ein Abschluss‑Plenum ist für den Herbst 2025 in Berlin geplant.
Mitmachen und Zukunft gestalten
Die Gestaltung eines zukunftsfähigen Gesundheitsdatenökosystems braucht starke Partnerinnen und Partner. Werden Sie Teil des Konvergenzboards und bringen Sie Ihre Perspektive aus Industrie, Forschung oder Versorgung aktiv ein.Gemeinsam können wir die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Gesundheitsdaten in Deutschland und Europa sicher, interoperabel und zum Nutzen von Patientinnen und Patienten sowie zur Stärkung von Forschung und Wirtschaft genutzt werden.
Das doppelt sich zwar nicht 1:1 inhaltlich mit der oberen Auflistung der Ziele, aber die Aussage ist ja ähnlich und die Frage ist, inwiefern man das Verknüpfen kann oder die Formulierung gänzlich verändert.