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Ogura: Patente sind der Nährboden für Innovationen

Kein Wachstum ohne Patente – für die Landwirtschaft gilt das buchstäblich. Das Beispiel der in Frankreich entwickelten Ogura-Technologie zur Raps-Hybridisierung zeigt, wie wichtig ein verlässlicher rechtlicher Rahmen für die Entwicklung und Finanzierung landwirtschaftlicher Innovationen ist.

Die Landwirtschaft ist im 21. Jahrhundert hochtechnologisiert. Das gilt nicht nur für die Maschinen zur Bewirtschaftung von Feldern und Ställen. Technologie steckt auch dort, wo man sie nicht auf den ersten Blick vermutet: im Saatgut. Private Unternehmen und öffentlich geförderte Forschungsinstitute treiben die Entwicklung ertragreicherer und besonders resistenter Nutzpflanzen voran. Denn um die globale Nahrungsmittelversorgung auch bei steigenden Bevölkerungszahlen langfristig zu sichern, muss die Produktivität der Landwirte steigen – das gelingt nur mithilfe von Innovationen.

Doch Forschung und Entwicklung kosten Zeit und Geld. Hier kommt der Wirkmechanismus von Patenten zum Tragen: Die Sicherung geistiger Eigentumsrechte bietet nicht nur Erfindern einen Marktschutz, sie ist auch Anreiz für Investoren, denn sie ermöglicht es ihnen, das eingesetzte Kapital wieder einzuspielen. Damit legt der Schutz des geistigen Eigentums den Nährboden dafür, dass überhaupt Innovationen gedeihen können.

Vermarktung ist ein wichtiger Hebel

Die Geschichte von Ogura ist ein gutes Beispiel. Das französische Forschungsinstitut INRA (Institut national de la recherche agronomique) entwickelte vor mehr als 20 Jahren eine Hybridisierungsmethode, um den Ertrag von Rapssaaten zu erhöhen. Zur Markteinführung im Jahr 2000 entschieden sich die Entwickler für eine Vermarktung auf Basis von nicht-exklusiven Lizenzen; verschiedene Saatguthersteller produzieren seitdem ihre Produkte auf Basis der Ogura-Technologie.

Mit großem Erfolg: In den ersten zwölf Jahren der Patentlaufzeit nutzten laut einer Analyse des auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsunternehmens Steward Redqueen 83 Prozent der französischen Landwirte Ogura-Hybride. Bei gleichbleibendem Ressourceneinsatz erreichten sie einen um 320.000 Tonnen erhöhten Ertrag in der Rapsproduktion.

Wer profitiert von geistigen Schutzrechten?

Dem Schutz geistigen Eigentums in der Landwirtschaft begegnen dennoch viele mit Skepsis. Die Befürchtung: Patente ermöglichen ihren Entwicklern hohe Profite auf Kosten der Verbraucher. Das Beispiel Ogura weist in die entgegengesetzte Richtung. Das INRA und die Saatgutunternehmen benötigten selbst unter günstigen Marktbedingungen rund 15 Jahre, um ihre Investitionen wieder einzuspielen. Den voraussichtlichen wirtschaftlichen Nutzen der Ogura-Technologie entlang der gesamten Wertschöpfungskette beziffern die Analysten für die 20-jährige Patentlaufzeit auf rund eine Milliarde Euro. Dabei verteilt sich der Mehrwert zur Hälfte auf die Landwirte und zur Hälfte auf Entwickler und Endverbraucher. Vom Schutz geistigen Eigentums profitieren damit alle.

Wie groß wäre der gesamtgesellschaftliche Gewinn in einem Rechtsrahmen komplett ohne Patente und Lizenzen gewesen? Nach Modellberechnungen der Analysten hätte eine Markteinführung ohne jegliche Lizenzierung den gesamtgesellschaftlichen Mehrwert nur um etwa zehn Prozent gesteigert. Allerdings wäre die Ogura-Methode in einem Gesellschaftssystem ohne geistige Schutzrechte vermutlich überhaupt nicht entwickelt worden, da der wichtigste Investitionsanreiz gefehlt hätte.